Tilman Brembs hat wie kein anderer Fotograf das Techno-Berlin der Neunziger abgebildet. In seinem grellen Blitzlicht erschienen die schönen, leidenschaftlichen, schrägen, verrückten Menschen, die eine neue Art zu feiern erfanden, die bis dahin unmöglich schien.
Brembs legt Wert darauf, dass die DJs sich nicht als Superstars über das Feierproletariat erheben, dass Raver:innen genauso wichtig sind wie sie. So tummeln sich auf seinen Bildern Prominente wie Jeff Mills oder Sven Väth zwischen dem Partyvolk.
Wir haben Brembs ein paar Fragen zu seinem Bildband Analog Rave gestellt, der nun das zweite Mal aufgelegt wurde. Unter anderem wollten wir wissen, was er vom Bilderverbot des gegenwärtigen Nachtlebens hält.
GROOVE: Was zeigen die Bilder in deinem neuen Band? Gibt es eine thematische Klammer?
Tilman Brembs: Die Bilder zeigen die gemeinsam erlebte, aufregende Zeit der frühen neunziger Jahre im Technoaufbruch. Damals hat alles angefangen, wir haben das Fundament für Techno gelegt, auf dem heute immer noch getanzt wird. Es war eine schöne Zeit, die unwiederbringlich ist. Das ist auch gut so, denn heute wird anders gefeiert – von anderen Menschen mit anderer Musik.

Was empfindest du heute, wenn du dir die Bilder im Band anschaust?
Ich kann mich oft noch genau an die Situation erinnern, in der ich das Bild aufgenommen habe. Manchmal kommen Musik, Geschmack, Geruch und auch die Stimmung wie ein Flashback zurück. Ich empfinde die Bilder als visuellen Beweis unserer wilden Jugend. Wer dabei war, weiß, was ich meine.
Wie würdest du beschreiben, was du mit den Menschen auf den Bildern geteilt hast?
Abgesehen davon, dass alle Menschen, die auf den Bildern zu sehen sind, dieselbe Luft geatmet haben wie ich, gibt es viele Gemeinsamkeiten. Den Spirit dieser speziellen Ära können nur die wirklich verstehen, die dabei waren. Die anderen können den besonderen Zeitgeist dieser Zeit vielleicht ein wenig beim Betrachten der Bilder nachvollziehen.

Wenn du aktuelle Partys mit den Partys von damals vergleichst, auf denen du fotografiert hast – was ist heute anders?
Die Partys heute müssen funktionieren, sie sind auf ein gutes Geschäft ausgelegt. Das hat man damals zwar auch versucht, das war aber nicht immer erfolgreich. Heute sehe ich eher eine Uniformierung des „Technostyles”, wobei Schwarz einer der gemeinsamen Nenner ist. Aber eigentlich kann ich mir zu der heutigen Partysituation keine fundierte Meinung erlauben, denn ich bin kaum noch auf solchen Veranstaltungen. Das überlasse ich den jungen Leuten – die können das besser.

Heute ist das Fotografieren auf den meisten Techno-Partys in Deutschland verboten – wie stehst du dazu?
Das Fotografieren, egal wo, hat heute solche Ausmaße angenommen, dass es kaum noch möglich ist, Privates unentdeckt zu lassen. Ich finde es gut, dass das auf Partys reguliert wird. Außerdem trägt es dazu bei, dass meine Bilder immer wertvoller werden – wie ein guter Wein.
Wir verlosen zwei Exemplare des Bandes Analog Rave – um sie zu gewinnen, schickt bis zum 23. März 2025 eine E-Mail mit dem Stichwort ANALOGRAVE an gewinnen@groove.de. Käuflich ist das Buch hier zu erwerben.

