Alessandro Adriani und Franz Scala haben eine Residency im Sameheads in Berlin-Neukölln. Trotz der Vielzahl an Genres, darunter Italo-Disco, Cold Wave, EBM und Industrial, bildet ihr Sound eine Einheit. Während beide besonders von der italienischen Musik der Achtziger inspiriert sind, transportieren ihre Sets im Sameheads einen zugleich frischen und nostalgischen Sound.
Wir haben zehn prägende Tracks zusammengestellt, die veranschaulichen, welche Musik sie geprägt hat. Zeit für einen Crashkurs. Übrigens: Die ausführliche Reportage zum Italo-Disco-Revival im Sameheads findet ihr hier.
Suicide Dada – Acque (1986)

Es wäre einfach falsch, eine Trackauswahl zu präsentieren, ohne dem Namen der Residency von Scala und Adriani Tribut zu zollen. Danza Meccanica ist der Titel einer zweiteiligen Compilation mit 20 Acts aus den Achtzigern auf Adrianis Label Mannequin Records. Orientiert an Referenzpunkten wie dem englischen Label Factory Records, ist „Acque” eine Hommage an den italienischen Post-Punk. Staubige Drummachines, melodische Synths und unheimliche Vocals – diese Sounds dienen als Basis für die futuristischen und melancholischen Klänge, die dieser Zeit folgten.
Klein & MBO – Dirty Talk (1982)

Als bahnbrechender Disco-Track der Achtziger ebnete Klein & MBOs „Dirty Talk” den Weg für die Entwicklung von House und Italo Disco. Die monophone Produktion erzeugt mit seinem Prä-Electro-Sound eine soulige Atmosphäre. Als Floor-Filler der 80er Jahre beschrieben, war dieser Track ein Hit in Clubs wie Manchesters Legend oder im Wigan Pier. Die pulsierenden Drummachine-Grooves und treibenden Basslines sind das Spiegelbild des frühen Italo-Disco- und Synthesizer-getriebenen Sounds.
Kano – I’m Ready (1980)

„I’m Ready” macht Lust aufs Tanzen. Der ansteckende Rhythmus war Anfang der Achtziger Jahre mit seinen spannungsvollen Melodien und funky Vocals ein fester Bestandteil der europäischen Clubszene. Als Mischung aus Italo Disco, Electro und Funk ist dieser Track eine echte Old-School-Party. Kano wurde 1979 in Mailand von dem Keyboarder Stefano Pulga, dem Gitarristen Luciano Ninzatti und dem Produzenten Matteo Bonsanto gegründet und verband die Disco-Sounds der Siebziger mit den neuen elektronischen Klängen der Achtziger. Ihr Einfluss ist auch in der frühen Hip-Hop- und Electro-Kultur auszumachen, etwa durch Samples im Hit „Whoomp! (There It Is)” von Tag Team.
Charlie – Spacer Woman (1983)

„Spacer Woman” gehört mit futuristischen Elementen und der pulsierenden Synthie-Bassline zu den ikonischen Tracks des Italo Disco. Wie im Genre üblich, schleichen sich geisterhafte Vocals mit roboterhaften Overlays ein. Und natürlich steht eine melancholische Melodie im Mittelpunkt. Man bekommt das Gefühl, ein Raumschiff zu besteigen.
Fred Ventura – The Years (Go By) (1985)

Als persönliche Inspiration für Adriani und Scala repräsentiert „The Years” das goldene Zeitalter des Italo Disco. Mit einer eingängigen Vocal-Hook und emotionalen Lyrics fängt dieser Track das bittersüße Gefühl von vergehender Zeit und flüchtiger Liebe ein. Euphorisch und melancholisch zugleich, belebte er mit seinem futuristischen Sound die Tanzflächen der Achtziger. Fred Ventura ist ein legendärer Produzent, der seine Karriere mit einem 4-Spur-Kassettenrekorder, dem Synthesizer Roland Juno 60 und der Drummachine Oberheim DX begann. Dieses Setup verschaffte ihm große Bekanntheit, etwa durch Tracks wie „The Years”, und verbreitete den euphorischen und zugleich melancholischen Sound von Italo Disco in ganz Europa.
Kirlian Caera – Blue Room (1985)

Kirlian Caeras „Blue Room” feiert das Crossover von Italo Wave und Cold Wave und tanzt auf der dunkleren Seite der Achtziger. Veröffentlicht auf dem deutschen Label ZYX, das den Begriff Italo Disco prägte, erfüllt dieses stimmungsvolle Dance-Stück die Erwartungen. Mit atmosphärischen Synths fühlt sich dieser Track wie der Flug zurück nach Hause nach einer Sommerromanze in Italien an. Er fusioniert gotische Akzente und melodische Strukturen mit, natürlich, melancholischen Vocals.
Franz Scala – Mondo Della Notte (2020)

Die Fusion aus kosmischem House und Italo Disco verleiht diesem Track seine einzigartige Note. Der hallende, saxofon-ähnliche Klang im Hintergrund erfüllt den Raum, während „Mondo Della Notte” eine groovende und hypnotische Atmosphäre schafft. Der Titel des Stücks bedeutet „Welt der Nacht” und fängt deren Essenz ein: Eine nächtliche Reise, die sowohl die Lebendigkeit als auch das Geheimnis der späten Stunden erforscht. Dieser Track ist Teil eines Albums, das wunderschöne Synth-Leads und psychedelisch-discoartige Elemente mit ansteckendem Enthusiasmus verknüpft.
Front 242 – Headhunter (1988)

„Headhunter” von Front 242 macht eine Wendung hin zu einem militaristischen, mechanisierten Sound und zieht mit unerbittlichen Beats und einem hypnotischen Refrain in seinen Bann. Die kalten Klänge und die wütende Atmosphäre machen diesen Track zu einem Meilenstein des EBM. Gleichzeitig bildet die wiederholte Textzeile „Catch the man” eine Verfolgungsjagd durch einen glitzernden Korridor ab.
EBM ist ein Genre, das Adriani bevorzugt, weil es Elemente von Industrial, Synthwave und Electro verbindet und somit eine düstere, energiegeladene Atmosphäre schafft, die perfekt zu seiner musikalischen Ästhetik passt.
Liaisons Dangereuses – Los Niños del Parque (1982)

Nun zieht das Tempo an. „Los Niños Del Parque” verbindet raue elektronische Klänge mit einem hypnotischen Rhythmus, um eine Melange aus Cold Wave und Proto-EBM zu schaffen. Mit spanischem Gesang und tiefen Echos hat dieser Track das Potenzial, den Dancefloor anzuheizen. „Los Niños del Parque” fängt sowohl musikalisch als auch gesellschaftlich den Zeitgeist der Achtziger ein: Die Faszination des Genres für urbanen Verfall und dystopische Zukunftsvisionen sind beide enthalten. Der Titel (übersetzt „Die Kinder des Parks”) evoziert ein Gefühl von Entfremdung und sozialer Unruhe.
Alessandro Adriani – You’ll Never Understand the True Nature of Sacrifice (2020)

Dieser Track von Alessandro Adriani nimmt eine noch dunklere Wendung und taucht in die Korridore von Industrial, Electro und experimentellen Klängen ein. Der provokante Titel deutet nur an, was die atmosphärische, spannungsgeladene Produktion zu bieten hat. Trotz unterschiedlicher Tonalität und der Genrewechsel klingt dieses Stück wie ein entfernter Verwandter der früheren Cold-Wave-Sounds in dieser Liste. Die tiefe Bassline erzeugt ein Gefühl der Spannung, während die rhythmischen Beats ein hypnotisches, fast rituelles Gefühl hervorrufen.