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Mixe des Monats: April 2024

Toxido Mask – IA MIX 380 (Inverted Audio)

Dass Mike Parkers „Reduction” in Toxido Masks Mix für Inverted Audio auftaucht, ist durchaus programmatisch zu interpretieren: Etwas über eine Stunde lang verwebt die ursprünglich aus Göttingen stammende Tresor-Resident Tracks, die geflissentlich hypnotisieren. Ein introspektives Set, das den Rave betulich heraufbeschwört und nicht mit dem Holzhammer proklamiert. Parker als einer der wichtigsten Vertreter des Deep Techno befindet sich in guter Gesellschaft: SHXCXCHCXSH, Dasha Rush oder Amotik stehen allesamt für subtile, verästelte, raumgreifende Grooves, die auf dem Dancefloor Geduld einfordern, nach einer Weile für diese aber umso stärker entlohnen. Und wie Talismann auf „Solyr” mit Bleeps umgeht, ihnen eine ungewohnte Verspieltheit abtrotzt, nötigt schlicht Respekt ab. Ebenso übrigens, dass Toxido Mask ihren Tracks galant Zeit lässt, um sich zu entfalten. Wichtig für ein Set, das den Blick auf die Uhr obsolet macht. Maximilian Fritz

FRÆNZ – Mix 07 (Sektfrühstück)

Groovy, housy, bouncy: Mit ihrem Mix für das Berliner Label Sektfrühstück läutet FRÆNZ den Sommer ein. In etwas über einer Stunde bekommt man einen Vorgeschmack auf heiße Sommertage und Open Airs. In ihrem Set mischt FRÆNZ Oldschool-House mit Disco und aktuellen Reworks. Um den sonnigen Vibe aufgehen zu lassen, fließen außerdem viele Vocals ein, unter anderem aus Classics wie „Take Me Up” von Scotch.

Das Set baut sich mit einem auf die Grooves fokussierten, basslastigen Sound auf, der durch und durch souverän und mitreißend ist. Spätestens bei „The Bomb” von den Bucketheads erreicht der Mix seinen Höhepunkt, was aber nicht bedeutet, dass die Power nachlässt. Ganz im Gegenteil. Energie zieht sich durch den gesamten Mix.

Übrigens: Wer FRÆNZ trotz dieses Mixes nicht ohnehin im Hinterkopf behält, hier noch ein weiterer Grund: Sie ist Mitgründerin und Resident des Kollektivs Layers, das unterrepräsentierte DJs, Acts und Visual Artists aus der FLINTA+-Community unterstützt. Kim Stuckmann

Chlär – S300 (Awakenings Podcast)

Als wichtigen Meilenstein seiner künstlerischen Laufbahn bezeichnet der aus der Schweiz stammende DJ und Produzent Chlär diesen groovigen Techno-Mix. Wie schon im Boiler Room Ende 2023 verarbeitet er viel unveröffentlichte Musik von sich selbst. Musik, die auch auf seinem Label Primal Instinct erscheinen wird, dessen Namen schon vermuten lässt, in welchen Registern hier die Töne angeschlagen werden.

Stets bemüht, die tribalen und archaischen Instinkte wachzurufen, schlängelt sich der einstündige Mix mit eigenständigen Grooves und knarzigen Sounds über den virtuellen Dancefloor. Doch die unverbrauchten und futuristischen Klänge der Percussions und Synthies zeigen zugleich, dass Chlär keineswegs reaktionär vorgeht, sondern ebenso die Zukunft im Blick behält. Obwohl Chlär mit drei bis vier Decks seinem Handwerk nachgeht, bekommen die Grooves ihre Zeit, sodass der organische Mix trotz des satten Sounds immer aufgeräumt wirkt. Herausstechen in dieser Gemengelage unweigerlich die leicht kitschigen Vocals mit Call and Response Momenten am Ende der Stunde. Ungewöhnlich, aber irgendwie entwaffnend. Ein schöner Schluss. Julian Fischer

Command D – Truancy Volume 327 (Truants) 

Mit Labels wie Butter Sessions oder Analogue Attic und Acts wie Sleep D oder Alex Albrecht stammen viele Akteure des gegenwärtig beliebten Speedy-House-Sounds „from down under”, aus Australien.

Command D setzt in diesem Zusammenhang einen ungewöhnlichen Akzent. Zum einen sind bei ihm die schnellen, lebendigen Breakbeats ungewöhnlich stark im Drum’n’Bass-Heritage verwurzelt, zum anderen kontrastiert der Producer und DJ aus Melbourne die fest verzahnten, agilen Grooves mit sphärischen, entgrenzten Sounds, die an Dub Techno oder an den melodischen Jungle eines LTJ Bukem erinnern. Zu den vielen Perlen im Set gehört der vor über 15 Jahre begonnene, 2022 fertig gestellte „Frustrations Dub” von Ovatow. Eine andere ist „The Shed” von Javano, die schleppenden Theo-Parrish-Groove mit psychedelisch pulsierenden Streichern verbindet. Überraschend nimmt Command D am Höhepunkt seines Sets mit drei Dubstep-Nummern den Druck ganz und gar heraus und gibt damit dem Dub-Techno-Faden des Sets eine berauschte Wendung, um dann mit zwei kristallklaren, abgeklärten Jungle-Tracks von Skee Mask zu enden. Alexis Waltz

Son Objet – An Honourable Meltdown (Pingipung Podcast)

Pingipung, wie sagt man da, ein safe heaven, seven haven, jedenfalls: jedes Mal eine gute Geschichte für die Musik, egal ob Platte oder Podcast. Diesmal halt geheimniskrämelnde Besserwisserfreude, weil: Tracklist gibt’s keine zu diesem MIX, da schicken Interessierte und andere Verrückte eher ein frankiertes Fax nach Hamburg oder so, dann wird das was mit dem Nachkaufen von all den tollen Platten und Kassetten und was weiß ich. Schließlich wurde einem das zu Lindenstraßenzeiten ja bitteschön auch nicht einfach so einfach hintergeworfen! Na ja, dann nur hören. Als Kontrastprogramm zur neuen Taylor, da braucht es immer was zum Neutralisieren, ich meine: Romantisieren.

Son Objet, die wahrscheinlich aus Portugal kommt oder aus steuerlichen Sonnengründen dort lebt, hat das ganz gut drauf, also diese BIZARREN Sounds, die ein taz-Redakteur schon mal losgelöst OBSKUR nennen will, aber klar, nix für ungut! Ich flieg’ eh gleich weg, ist ja wunderbare Wegfliegmusik. Christoph Benkeser

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