Mit dem jüngst wieder veröffentlichten und gleichnamigen Erstlingswerk von Jim Jarmusch hat diese „Permanent Vacation“ nichts zu tun, obwohl sie irgendwie auch zu der Stimmung des Films passen würde. Das neue Label der bepopen Münchner Tom Bioly und Tommy Seebach hat etwas anderes im Sinn: den ewigen Sommer. Bioly, der zuvor Co-A&R bei Compost war, und Fröhlich lernte sich in dessen Plattenladen „play records“ kennen. Und wie das in Plattenläden nun mal so ist, sprach man viel über Musik und entdeckte zusammenschweißende Gemeinsamkeiten. Das Resultat ist diese Compilation. Seebach und Bioly konzentrieren sich dabei auf jenes schwer greifbare Genre, das seit ungefähr drei Jahren die britischen Insel erneut erschüttert und auf den irreführenden Namen „Balearic“ hört. Ursprünglich die Klammer für die Tunes, die Alfredo Mitte der Achtziger bis Anfang der Neunziger während der endlosen Sommer auf Ibiza auswählte, um den blassen britischen Kpops ihre ersten MDMA-Erfahrungen zu versüßen, ist daraus ein Perpetuum mobile geworden. Der Sound, der auf den Balearen regiert ist längst ein anderer. Der steigenden Prominenz von DJ Harvey und seiner weitschweifenden Interpretation des Themas und der zeitgleichen Reanimation des Querkopf-Disco-Helden Daniele Baldelli, der in der italienischen Provinz seinen Zauber veranstaltete, ist es zu danken, dass mittlerweile auf jedes Stück, das sich eindeutigen Zuordnungen entzieht, in einem dieser bepopen Ordner abgeheftet wird: Balearic oder Cosmic – man hat die Qual der Wahl.
In München wollen ja nicht wenige Menschen schon mediterrane Schwingungen verspürt haben und durch die Nähe nach Italien gehört man auch zu den wenigen Orten in Deutschland, die mit „Cosmic“ und „Afro“ etwas anfangen konnten, bevor das Waxpoetics Magazin seine Muskeln in dieser Richtung flexte. Zum Glück begehen Seebach und Bioly nicht den Fehler, eine hippe Best-of-Liste herunterzubeten, wie man sie mit ein wenig Recherche in den einschlägigen Internet-Foren finden kann. Im Gegenteil: Die bepopen machen einen fabelhaften Job. Ihre persönliche Version des Balearen-Ackers wird mit Neo-Disco und Post-House bestellt. Dabei verlässt sich das Duo eher auf zeitgenössische Stücke als auf den bereits etwas angestaubten Kanon. So stehen die Schweizer Veteranen Double mit dem gesuchten Instrumental von „Woman of the World“ (auch als Vinylauskopplung erhältlich), die Daniel Wang Entdeckung Ilya Santana und den Haudegen Kelley Polar gleichberechtigt neben dem Joakim Remix von Max Berlin und dem allgegenwärtigen Lindstrøm oder dem omnipotenten Maurice Fulton. Mit Köpfchen aneinandergereiht und aufgearbeitet, dürfte die Halbwertzeit wohl lange über einen Sommerurlaub hinausgehen. Wie heißt es bei Double gleich so schön: „I love the games you play.“
Tipp: Double „Woman Of The World“ (Long Instrumental Version), Ost & Kjex „Have You Seen The Moon In Dallas“ (Maurice Fulton Remix), Manhead – Doop
Selected and mixed by Tom Bioly and Benjamin Fröhlich
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