Die stilistische Offenheit des Berliner Produzenten Jan Driver bewirkt, dass seine Produktionen in den unterschiedlichsten Kontexten auftauchen. In den Neunzigern veröffentlichte er auf dem Berliner Trance-Label Formaldehyd. Neuerdings waren Tracks von ihm auf dem Fidget-House-Label Made To Play zu hören. Durch seine gesamte Diskografie zieht sich ein Interesse an Pop. Insofern überrascht es nicht, dass sein Debütalbum bei den Krawallmachern von Boysnoize Records erscheint. Auf A m a t i l d a entwickelt Driver eine komplett eigene Sichtweise auf den Sound des Labels. Techno und House haben im vergangenen Jahrzehnt ihr klangliches Sensorium stark verfeinert. Driver bezieht diese neuen klanglichen Nuancen auf den rockigen, aggressiven Elektrosound. Mit großem Erfolg: Wo sich anderenorts stereotype Bratzbasslinien durch fast alle Stücke ziehen, hat Driver Track für Track andere Klänge und Dynamiken am Start. Was anderswo als Zwang zum Exzess erscheint, wird bei Driver zum offenen Potenzial. Die meisten Elektrostücke bewegen sich spannungsmäßig immerzu im roten Bereich, verschenken so ihren Spielraum zum Ausholen. Driver setzt auf einem ruhigeren Niveau an. So wird die mitreißende Gitarrenfigur von „Raveyard“ immer wieder vollständig von Filtern unterdrückt und der süßliche House von „Empathy“ vollkommen zerschnipselt.
Stream: Jan Driver – Amatilda (Snippets)