Angeblich gab es für den in Kassel aufgewachsenen Phillip Sollmann als Kind eine Art Schlüsselerlebnis: eine Documenta-Installation von John Cage. Sollmann, der für Dial bisher als Efdemin Tracks produziert hat, legt mit „Something Is Missing“ einen zeitgenössischen Beitrag zur klassischen Minimal Music im Zeit aushebelnden Sinn La Monte Youngs vor. Selbstverständlich dauern die Tracks der CD nicht mehrere Tage, aber die Sinus-Soundflächen könnten vermutlich ohne besondere Intensitätsverluste durchaus so lange stehen bleiben. Jedenfalls fehlt immer weniger, je länger man hinhört. Es wird eher zu viel, ohne loszulassen. Sound, in dem man sich einfindet, um auszuschweifen, von „Room One“ bis „Room Five“, wo plötzlich zwischen dichten Vibrationen vorsichtig gesungen wird. Man kann davon ausgehen, dass der Titel des Albums weniger auf die fehlenden Beats anspielt. Zumal ins Kleingedruckte auf der Rückseite der CD-Hülle noch der Hinweis „the purpose of this is not entertainment“ geschrieben wurde. Oder auch, weil bei den Links auf der Netzseite des Dial-Labels als erster einer zur Antifa gelistet ist, was wohl als klares Statement aufgefasst werden muss.
PHILLIP SOLLMANN Something Is Missing (Dial)
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