Ab kommendem Dienstag tentakelt es wieder in der Hauptstadt: Das Krake Festival hält Berlin mit einem ambitionierten Programm für knapp eine Woche fest im Griff. Auch dabei: Anna Z & J.Manuel, die auf dem Weekender ein b2b spielen und uns zur Einstimmung einen einstündigen Mix aus sage und schreibe 46 Tracks geliefert haben. Wie er zustande kam und wie die Dynamik des Duos funktioniert, lest ihr im Kurzinterview.
GROOVE: Als Duo seid ihr vor allem für eure Live-Auftritte bekannt, auf dem Krake Festival legt ihr auf. Ändert das während des Sets die Dynamik zwischen euch?
Anna Z: Ich würde sagen, die Dynamik, die irgendwann zwischen uns in der Studio-Umgebung entstanden ist, lebt ihr eigenes Leben und entwickelt sich bei jedem Auftritt, den wir gemeinsam spielen. Unabhängig von den Mitteln, über die wir in dem Moment verfügen. Etwas Drittes lebt seit Jahren zwischen uns, was sich von Architektur-Projekten über Live-Auftritte bis in die Clubräume zieht: Ein tiefes Vertrauen ineinander, Glaube, Interesse, Freundschaft und Liebe. Im Moment der Performance übernimmt das Dritte die Kontrolle und führt die eigene Geschichte weiter. Ich freue mich jedes Mal, Johannes nach dem Spielen wieder kennenzulernen, weil es dann etwas Neues gibt, das uns nach dem Erlebnis verändert.
J.Manuel: Beim Auflegen haben wir eine etwas andere Dynamik als beim Live-Spielen. Wir teilen Musik von anderen Interpreten mit dem Publikum und zeigen uns gegenseitig Musik. Wir starten ohne jede Absprache und legen einfach los. Beim Live-Spielen haben wir ein System, das wir vorher erstellt haben. Wir sind seit fast neun Jahren ein Paar und seit über zwei Jahren verheiratet. Vielleicht verschmelzen wir beim Auflegen mehr oder wollen den anderen im nächsten Moment übertrumpfen. Ich kann für meinen Teil sagen, dass ich vielleicht auch mal einen Schritt zurücktrete, einfach, um Anna zu bewundern.
Gibt es Dinge, die ihr am Auflegen mehr schätzt als an Live-Auftritten?
J.Manuel: Wenn wir auflegen, sind wir derselbe Oktopus, der seine Delta-Arme übers Pult legt und an den Maschinen rumschraubt. In unseren Back-to-Back-Sets verschwimmen die Grenzen, und wir bringen etwas von unseren gemeinsamen Live-Sets mit ein. Aber es ist auf jeden Fall die Chance, sich für einen Moment zurückzuhalten und im Raum zu sein. Auch wenn wir Live-Sets möglichst offen halten, erlaubt eine große Sammlung an sehr unterschiedlicher Musik eine andere Art von Reflexion.
Anna Z: Das Auflegen ist für mich viel intimer, als ein Live-Set zu spielen. Ich habe das Gefühl, dass man beim Auflegen das Publikum besser kennenlernt. Man hat auch mehr Zeit. Beim Live-Spielen konzentriere ich mich sehr auf die Musik, die gerade erst im Raum entsteht, und verbinde mich mit den Maschinen und Johannes zum einem Ganzen. Ich fühle mich mehr wie ein Instrument, das die Crowd bedient – was ich sehr schätze. Beim Auflegen bin ich ein Teil der Crowd und habe einfach riesigen Spaß.
Ihr seid beide schon seit geraumer Zeit in der Berliner Szene aktiv. Was bedeutet das Krake Festival für euch und welche Berührungspunkte hattet ihr bereits mit ihm?
J.Manuel: Ich hab einige schöne Erinnerungen, die mit dem Krake verbunden sind. 2014 konnte ich dort mein erstes Hardware-Live-Set spielen. Ich hatte den Octatrack erst seit ein paar Tagen und habe mich nach dem Soundcheck auf dem Gelände zurückgezogen, um noch mehr Patterns zu erstellen. Auf demselben Festival habe ich mit Kommilitonen eine Bühne aus recycelten Materialien für einen Kampfroboter-Wettbewerb aufgebaut. 2016 habe ich auf dem Krake in der Griessmühle einen fünf- oder sechsstündigen Live-Jam mit Freunden und mir unbekannten Gesichtern gespielt. Das Krake ist für mich eine Möglichkeit, sich auszuprobieren, interessante Acts zu finden und Neues zu entdecken.
Anna Z: 2016 habe ich das Krake Festival das erste Mal besucht, um Johannes live spielen zu hören. Ich habe ihn auf einem Floor gefunden, auf dem gleichzeitig noch vier weitere Künstler:innen live spielten: Alle Maschinen lagen auf riesigen langen Tischen, und es entstand ein Experiment im Raum. Seitdem assoziiere ich das Krake mit etwas Mutigem. Mein erster Auftritt dort war 2022, ein Closing-Set im Sommer. Es war einer, den ich nie vergessen werde. Es ging länger als geplant, weil alle so stark mit der Musik verbunden waren. Danke nochmal!
Zuletzt noch zum Mix: Mit welcher Intention habt ihr ihn aufgenommen? Welche Idee steckt dahinter?
Anna Z: Der Mix ist eine Einladung in unseren Alltag, in dem sich verschiedene Arten von Klang, Form und Struktur vermischen. Dann kommt die Nacht, leere Straßen, die Vorfreude vor einem Club darauf, gleich alle Gefühle freizulassen und einfach atmen zu können.
J.Manuel: Wir sind in Vorfreude auf unser nächstes b2b ins Studio gezogen und haben diesen Mix aufgenommen, ein Ausschnitt aus einem Abend mit uns. Zuhause zeigen wir uns ständig Musik, die sehr unterschiedlich ist, so ist der Mix vielleicht auch.
Tracklist:
bonebrokk – Exo (Mosca’s Shaolin Version)
L.B. Dub Corp – Cloak and Dagger
Minus Magnus – Stumbling Finesse (Peder Mannerfelt Remix)
Kassian – Pulgueiro Baile
crouds – Welcome
T5UMUT5UMU – 武者 Musha
Octoptic – Rítmico
Ivy Lab – Torpedo
Bjarki – beach song
Calibre – Double Bend
UFO95 – Solar
Isded – Dig It
Peder Mannerfelt Produktion – Flash My Flip Phone
Laksa – Soulz
Errorsmith – Stiff Neck
Nailbiter – No Commitments
DPX – Memory Mode
Dolo Percussion – DOLO 26
TENO, Polygonia – Cyclamen (Polygonia Remix)
JakoJako – Metal Goat
KLINT – Undercover
Vadim Khan – Morning Kaos
dBridge, Forest Drive West – Death Race 3000
Tatyana Jane – Mapanes
Pangaea – Fuzzy Logic
Nailbiter – Distance
Noroi – Sectorial
Manni Dee – Wet Slide
Cocktail Party Effect – Safety Button
Leese, RAVL – Merak Part II
OCB – Clone Corp
The Glitch Mob – L-EV8
bonebrokk -[TDOA001] Gravity Reversal
Liebus – Run For Cover
DJ 3000 – Work in Progress (Jon Dixon Remix)
Siu Mata & Amor Satyr – Jiggy Bow
illektrolab – Temporal Interference
ANNA Z & J.Manuel – Moira (Unreleased)
Hassan Abou Alam – Lost In A Jar of Thyme
ABSIS – Paranoid
Salome – Witchcraft for Beginners
Shackleton – Massacre
Anastasia Kristensen – Irregularity (Christian Coiffure Remix)
Calibre – Turtle Duv
Kanyon – Number One
Alina Bzhezhinska & Tony Kofi – Anima – Breathe