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Die Platten der Woche mit Alec Pace, Elninodiablo, Fear-E & Jerome Hill, Keplrr und Mulholland

Alec Pace – Spherae (Infinite Machine)

Ein einfacher Espresso ist es nicht, ein doppelter auch nicht, ein dreifacher – vielleicht. Auf jeden Fall sendet der in Turin beheimatete DJ und Producer Alec Pace mit seiner EP Spherae auf Infinite Machine einen Weckruf an alle Liebhaberinnen und Liebhaber von Post-Grime und experimenteller Elektronik mit UK-Touch.

Der Opener „Phreema” zeigt schon mal die Richtung an; ein hipper Jersey-Club-Beat wird mit hochgepitchten Stimmen, extremen Kickdrums, komplett verzerrten Field-Recordings und uplifting Synthesizer-Sequenzen zu einem psychedelisch-psychotischen Amalgam, das in der Community seine Fans finden dürfte. Drum’n’Bass-Liebhaber:innen können sich freuen, dass ihr Genre eine kleine Frischzellenkur erfährt. Sicher ist Spherae dem einen oder der anderen zu viel, aber hey, zum Yoga-Retreat werden diese ausgetüftelten Monster nicht gespielt. Eher zur Primetime auf dem Floor. Ebenso rasant wie „Phreema” legt der Titeltrack los. Alec Pace nennt es eine „Ode to Speed” – Broken Beats, hochgepitchte Vocals und vibrierende Sounds massieren das Trommelfell. Auch die beiden weiteren Tracks „Khroma” – ein dunkler, rollender, raumgreifender Stepper – und der Percussion-getriebene Electro-Brecher „Qubo” zeigen, dass Turin auf der Drum’n’Bass-Landkarte fest verortet ist. Liron Klangwart

Elninodiablo – Infinitely Venus EP (Nein)

„Ein Quartett von Wohlfühl-Stücken” – wenn eine EP mit Worten wie diesen beworben wird, dürfte das bei den meisten potenziellen Käufer:innen gehörige Skepsis wecken. Im englischen Originaltext liest sich das dann schon wesentlich sympathischer, einem „quartet of feelgood chuggers” schenkt man doch gleich viel schneller Vertrauen. Und liegt damit goldrichtig, denn diese EP transportiert ein Riesenpfund positive Stimmung, wie man es höchst selten im Bereich der Clubmusik erlebt. Zwar versuchen unendliche viele Tracks, den Kehlen der Tänzer:innen möglichst viele Jubelschreie zu entlocken, aber dabei geht es meist nur um den kurzen Breakdown-Taumel. Elninodiablo hat offensichtlich mehr im Sinn, will längere Wirkdauer erzielen und füllt deshalb seine Stücke, egal ob in Richtung discoidem House oder Acid-Techno tendierend, mit Freundlichkeit und Herzenswärme. Ok, auch das klingt wieder suspekt und uncool, aber traut euch, lasst euch ein auf diese Klang-Umarmung – wenigstens für eine Tracklänge. Mathias Schaffhäuser

Fear-E, Jerome Hill – The City 2 City EP (Posh End Music)

Zwei Oldschool-Produzenten aus UK tun sich auf dieser Split-EP zusammen und spielen sich die die Bälle zwischen Techno, Acid und House zu. Alles ist auf den Dancefloor geeicht, Experimente gibt es keine.

Die A-Seite öffnet Fear-E mit stampfendem Electro-Techno, die verzerrte Synthline bahnt sich unnachgiebig ihren Weg. Das Gegenstück von Jerome Hill wummert ebenso schwer, dafür tänzeln die Hi-Hats im Wettstreit mit der übersteuerten Bassline und dem fiepigen Synth, der gezielt am Nervenkostüm kratzt. Ähnlich intensiv auch Hills zweite Kontribution: „Stealth Imp” auf der Flip, dessen Nintendosynth in einen rollenden Drummachine-Groove eingebettet wird. Schließlich bleibt Fear-E auf „Principles” den Prinzipien der alten Acid-Schule treu: 303 plus Drumloop und dazu ein paar alte Samples — fertig ist das effektive Tool! Leopold Hutter

Keplrr – Plumes (Midgar)

Fast schon traumwandlerisch kommt die neue EP Plumes des Londoner Produzenten Keplrr auf Midgar daher. Der Titeltrack „Plumes” perlt elegant und leicht – eben ziemlich entspannt – wie ein Gläschen Champagner mit feiner Percussion, pumpendem Beat, kosmischen Sphärensounds sowie Dub- und Hall-Effekten. Nichts Überflüssiges stört, die Spannung baut sich langsam auf – ein beruhigender Break inklusive. Gehört in jedes Tribal-Tech-orientierte Set für den Warm-up beziehungsweise den Cool-down. Wie gesagt – relaxet und glücklich stimmend, aber letztlich gar nicht so langsam. Noch einen Tick entspannter ist der „Meditation Mix”, der sich noch etwas tiefer als das eigentliche Original in die Gehörgänge schraubt. Das ist fast so wie beim klassischen DJ-Food, den 12-Inches und Maxi-Vinyls, wo die B-Seiten grundsätzlich den Stoff zum Auflegen liefern. Wie könnte der dritte Track im Bunde anders als „Pulse” heißen? Passt auf jeden Fall perfekt zur EP. Pulsierender, spaciger und bringt langsam auf die Beine. Feine Clubmusik aus London für den Sommer. Liron Klangwart

Mulholland – Operator Crack EP (AMITY)

Manchmal braucht der Mensch Zucker, konkret in Form von Karamel-Bonbons oder im übertragenen Sinn – wie auf dem Opener von Mulhollands Operator Crack EP, einem smooth groovenden Track mit unwiderstehlichem Wobble-Bass und hintergründigen Synths, die die Stimmung nie zu eindeutig werden lassen und dadurch den Genuss nur noch steigern. Danach nimmt die EP Fahrt auf, das folgende „Crêmo” will runter vom Sofa und rauf auf die Tanzfläche. Ansonsten bleiben die Eckdaten gleich: Ausgeprägte Bassarbeit, der die anderen Elemente zuarbeiten, ohne viel Platz zu beanspruchen. Mulholland verleiht auch diesem Track eine subtile Eleganz, auch hier passt kontrolliertes Wippen besser als Ausrasten. Das dritte Stück könnte mit seiner mit entrückt-freischwebenden E-Piano-Akkordsequenz als Schnittmenge der beiden vorherigen beschrieben werden. „Trip3” fusioniert dann gekonnt eine flotte House-Kick mit Dubstep-Bass, vielen Breaks und Vocal-Samples zum clubbigsten Track der EP. Mathias Schaffhäuser

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