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Die Platten der Woche mit Coti K., DJ Babatr, Konduku, Otik und Saoirse

Coti K. – Theros (Dark Entries) 

Mit dem April ist der Sommer so gut wie da, besonders am Mittelmeer, wo der Italo-Grieche Costantino Luca Rolando Kiriakos zuhause ist. Diese EP versammelt fünf seiner Downbeat-Produktionen aus den Neunzigern, und, salopp gesagt, der Berliner Winter klingt ein wenig anders.

Hier wehen Preset-Streicher bei flockigen 86 bis 120 Beats die Minute aufs Frotteetuch. Auf das Titelstück folgt „Blue” mit blauäugigen Keys und Frauenstimmen aus der Ferne. Das alles hat den Hauch von gutem Rotwein im Vergleich mit gängigen Produktionen aus dem Zeitalter, etwa dem verhaschten Rauschen der Bristoler oder Wiener Schule. Coti K. klingt klarer in seiner Entspannung und weniger verwischt-verhuscht. Wie im Fall von „Argonauts” oder „Notta Estiva” kann das auch ins Kitschige springen – doch etwas zu nah am Vorabendserien-Sound jener Zeit mit seinen halligen Piano-Sounds und Sternschnuppen-Keys. „Shoal” geht gleich zurück ins Verspielte und klöppelt mit Hip-Hop-Beats. Die Computer, auf denen das fabriziert worden ist, stehen heute im Museum. Christoph Braun

DJ Babatr – The Journey (Paryìa)

Während der venezolanische Raptor-House-Patron DJ Babatr gerade seine dreiwöchige Residency im Razzmatazz in Barcelona absolviert hat, erscheint seine neue EP überraschenderweise bei Marie Montexiers Label Paryìa.

Sein zweites Vinyl-Release überhaupt bringt erneut globale Clubmusik mit Latino-Elementen in Einklang, paart auf dem Titeltrack Deep-House-Chords mit Vocals und Drums, die Babatrs Nationalerbe entsprechen. „In The Groove” ist propulsiver und birgt einen massiven Breakdown, der in schon fast comichafte Sirenensynths mündet. „Xpansion Move” überrascht mit Eurodance und schwergewichtigen Drums für eine ungewöhnlich überzeichnete Dancefloor-Euphorie.Was für hiesige Ohren vielleicht zu dick aufgetragen wirkt, kann jedoch als wichtiger Schritt gesehen werden, um die bislang kaum vertretenen lateinamerikanischen Stimmen in der globalen Szene der elektronischen Musik zu verankern. Für ein eingängigeres Hörerlebnis gibt es ja noch den dubbig-perkussiven „Deep In The Jungle”-Remix der New Yorkerin Ayesha. Leopold Hutter

Konduku – Ebedi (Nous’klaer Audio)

Einfach nur der Beat. Beim Produzenten Ruben Üvez alias Konduku ist so eine Formulierung einerseits ziemlich treffend für das, was er tut. Andererseits geht sie an einem entscheidenden Punkt vorbei. Denn bei Konduku ist der Beat nie einfach, sondern stets komplex aufgebaut. Polyrhythmen werden allmählich geschichtet, verschieben sich, selbst Melodisches erfüllt vornehmlich die Aufgabe, den Groove mit zusätzlichen Akzenten zu versehen. Wunderbar glockenartig perkussiv im Titeltrack, moderat tranceartig im abschließenden „Hafif”. Wenn Kondukus Ansatz eine Formel ist, dann geht sie stets aufs Neue auf: Konzentration aufs Nötigste, die konsequent zum Exzess führt. Tim Caspar Boehme

Otik – Cloud Runner (3024)

Kontrastreiches Programm. Auf seiner jüngsten EP lässt Otik im Titeltrack einen nervösen Breakbeat gegen verträumt herabperlende Arpeggien anklappern. Diesen Ansatz baut er in „Downcast” ins dezent Hymnische aus, ohne aber damit beim Kitsch zu landen. Dafür knarzt der Bass schlicht zu doll. Amen break galore dafür in „Theta”, konterkariert von einem bedächtigen Sprachsample, in dem die Fibonacci-Zahlen erläutert werden, dazu in verschiedene Richtungen ausbrechende Melodiefragmente. Ein leicht vangelischer Ausklang, ohne Beat, dann in „Zone Doubt”. Bei Otik wird man bis heute zuverlässig nicht enttäuscht. Tim Caspar Boehme

Saoirse – The Monogamous EP (Peach Discs)

„Mangomouse” dekliniert ein Beat-Stakkato durch und triggert damit eine Kettenreaktion. Ein schneller, am Dancehall geschulter Kristall-Beat hebt an und variiert sich durch Bass Music, Warehouse-Atmo, Hip-Hop-Jam. Eine Offenheit bei Drang und Sturm, dass es eine wahre Freud’ ist. Überhaupt hat Saoirse mit The Monogamous EP eine spielende, pfeifende Werkschau ohne Grenzen und ohne Beiläufigkeit aufs Motherboard zelebriert. „Heated Cloud” führt diesmal einen Garage House-Shout in die Halle, der bald schon ersetzt wird mit Bass-Keys, die so etwas Gemütlich-Gefährliches haben, Totemtier Bär. Ein irrer Hit ist dann wieder „Vampire Heart” mit  Dingen, die nicht zusammengehen: Bassgitarren im Chorus-Effekt, Vibrafon, ausgebeulten Sprechstimmen und Zusammenprall-Effekten. Wie genau daraus so ein Monster entstehen kann, ist eigentlich unbegreiflich und gerade daher zum MDMA Melken. „Driver” entwickelt ähnliche Unwiderstehlichkeiten, während „Catfished” puristischer angelegt ist, mit crispem Schlagwerk mit leise durchpochender Vier-Viertel-Bassdrum mit Offbeat-Anmutung. Großartig. Christoph Braun

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