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Paloma: „Man merkt, dass die Leute unten energetischer tanzen als zuvor”

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Die Paloma in Berlin-Kreuzberg ist neben ihrem Programm auch für ihre Aussicht auf das Kottbusser Tor und die intime Atmosphäre zwischen Club- und Wohnzimmer-Vibes bekannt. Vergangenen Sommer wurde der untere der beiden Dancefloors komplett umgebaut. Seitdem ist der Ausblick noch besser, aber auch die Einrichtung ist neu – genauso wie die Anlage, die jetzt ein breiteres Spektrum an Musik umsetzen kann.

GROOVE-Autor Derin Senbaklavaci hat sich mit Tom, DJ und Booker der Paloma, getroffen und über den Umbau, die Probleme auf der Baustelle und neue Aussichten gesprochen.

Ihr habt den unteren Floor der Paloma komplett umgebaut. Warum?

Die Idee stand schon länger im Raum, aber wir waren nicht ganz sicher, wie wir sie optimal umsetzen wollen und können. In erster Linie wollten wir die Anlage verbessern, haben nach der Corona-Zeit aber auch gemerkt, dass die Dynamik auf dem Floor nicht mehr so richtig gepasst hat. Es gab zwei Zugänge, das hat die Abende teilweise zu unruhig gemacht, weil Gäste die Tanzfläche durchquert haben. Wir wollten, dass der ganze Raum mehr auf die Musik fokussiert ist. Das haben wir mit seiner Neugestaltung geschafft. Der konkrete Anlass für den Umbau war aber auch, dass wir über den Schallschutzfonds eine Förderung für neue Fenster bekommen haben. Ohne die hätte eine neue Anlage keinen Sinn gemacht, weil wir sonst zu laut für die Anwohner geworden wären. Insgesamt hat der ganze Umbauprozess fast ein Jahr gedauert.

Tom, der Booker der Paloma (Foto: Yamour)

Welche Anlage habt ihr verbaut?

Es handelt sich um eine Anlage von Kirsch Audio, die extra für die Paloma gebaut wurde. Wir haben vier Tops, die in den Ecken des Raums hängen, und sechs Subs. Drei davon fliegen über dem DJ und drei sind entkoppelt ins Pult eingelassen.

Shiny, schön! Die Paloma nach dem Umbau (Foto: Paloma)

Umgebaut wurde vor allem im vergangenen Sommer, wieso?

Die Umbauphase dauerte von Juni bis August. Das hat gut gepasst, weil wir während der Sommermonate in der Regel nur einen Floor öffnen. Wir haben also nur den Oberen aufgemacht, unten bekam niemand was vom Umbau mit. Das Ziel war, im September fertig zu werden, was wir im Großen und Ganzen geschafft haben. Seitdem justieren wir aber viele Details nach.

Welche?

Direkt nach dem Umbau haben wir gemerkt, dass der Floor noch zu dunkel und ästhetisch zu eintönig war. Wir haben deshalb unter anderem unsere Discokugel wieder aufgehängt, das Deckenlicht erweitert und neue Tapetenstreifen angebracht, um die Lichtstimmung und das Raumgefühl anzupassen. Es fallen uns aber immer noch Aspekte auf, die wir optimieren können, und wir fragen uns und die Gäste jede Woche nach Details, die wir verbessern können. Es wird bestimmt noch ein paar Monate dauern, bis wir zufrieden sind.

Das klingt aufwendig.

Sehr! Wir haben zum Glück ein tolles Team, das aus vielen Leuten besteht, die handwerklich begabt oder sogar als Handwerker:innen ausgebildet sind. Deshalb mussten wir nicht so viele externe Leute ranholen und haben sehr viele Arbeiten selbst gemacht. Das DJ-Pult war zum Beispiel eine komplette Teamleistung.

Beim Tanzen auf das Kotti schauen (Foto: Paloma)

Was ist das Besondere daran?

Die Größe ist wichtig, weil wir auf dem unteren Floor nicht so viel Platz haben und jeder Zentimeter zählt. Einer unserer Angestellten an der Bar ist ausgebildeter Schweißer – er hat das Pult komplett nach unseren Vorstellungen geschweißt. Wir wollten es mit Fliesen dekorieren, um es organischer aussehen zu lassen. Allerdings mussten wir die selbst zuschneiden, um sie in ein ästhetisches Raster bringen zu können. Während des Sommers war hier also permanent Baustelle, und das fünf Tage die Woche.

Ihr habt seit ein paar Monaten wieder beide Floors geöffnet – wie ist der Umbau beim Publikum angekommen?

Die Änderungen wurden sehr positiv aufgenommen, sowohl von den Gästen als auch von den DJs. Wir haben jetzt zwei individuelle, aber auch gleichwertige Räume, und trotz der Veränderungen ist der spezifische Charakter des Clubs erhalten geblieben. Außerdem macht die neue Anlage viel aus. Man merkt, dass die Leute unten energetischer tanzen als zuvor. Ein großes Upgrade ist außerdem, dass man nun die Aussicht durch die Fensterfront besser genießen kann, weil man nicht mehr mit dem Rücken zu ihr tanzt. Durch die Versetzung des DJ-Pults ans Ende des Raumes hat sich die Perspektive auf der Tanzfläche erheblich erweitert.

Ganz schön viel Veränderung.

Es ist immer wichtig, dass ein Club in Bewegung bleibt. Vor allem bei einem kleineren Club wie der Paloma kennt man als regelmäßiger Gast nach gewisser Zeit jede Ecke. Und uns ist sehr wichtig, dass wir ein Stammpublikum haben. Deshalb nehmen wir gerne Veränderungen vor, damit es immer Neues zu entdecken gibt.

Bar bleibt Bar, Dancefloor darf Dancefloor sein (Foto: Paloma)

Die Wiedereröffnung fand mit DJs wie zum Beispiel Mark Seven oder Soundstream statt. Welche Auswirkungen hat der Umbau auf eure Booking-Policy?

Im Job als Booker [neben Tom gehört Finn Johannsen zum Booking-Team der Paloma, Anm.d.Red.] haben wir durch den Umbau mehr Spielraum bekommen, denn nun passt im Prinzip jeder Sound unten und oben. Wir stellen das Programm beider Floors immer noch nach musikalischen Kontrasten zusammen, aber vorher passte es manchmal nicht so. Wenn zum Beispiel auf dem unteren Floor Bass Music oder technoidere Sets gespielt wurden – das ist mit der neuen Anlage kein Thema mehr. Wir müssen weniger überlegen, ob ein Sound funktioniert, sondern können uns ganz darauf konzentrieren, mit welcher Stimmung individuelle DJs arbeiten, und die Floors so belegen, dass sich ein optimales Gesamtbild ergibt. Uns stilistisch zu beschränken, was unser Musikprogramm angeht, mochten wir noch nie. Wir mögen Überraschungen, und unser Publikum auch.

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