burger
burger
burger

SNC Recs: Breakbeats und House aus der Sprühdose

- Advertisement -
- Advertisement -

Mit Malugis Body Bounce EP ist SNC Recs aus Ingolstadt überregional bekannt geworden und hat sich seither zu einem herausragenden Label für elektronische Musik entwickelt. Zuvor lag der Fokus der Ingolstädter Crew um Emanuel Mayr, Felix Andorf, und Valentin Pacher auf breakigeren Veröffentlichungen von Freunden wie Orson Wells, Salomo oder Tom, die sie mit selbstgestalteten Graffiti-Covern kombiniert.

GROOVE-Autorin Ameera Lumb besuchte Emanuel – kurz: Emi – von der SNC Crew an einem regnerischen Abend in seiner Wohnung in Prenzlauer Berg. Minimalistische Grafik-Poster erinnern an die Artworks der Plattencover des Labels, auf einem Glastisch liegt ein Magazin, das die Crew zum zehnjährigen Jubiläum herausgegeben hat.

In diesem Jahr feiert SNC Recs fünfjähriges Bestehen, doch die Crew um Emi Mayr, Valentin Pacher und Felix Andorf gibt es schon viel länger. Bereits 2008, in der sechsten Klasse, fanden Felix und Emi in der Schule durch ähnliche Interessen wie Musik, Graffiti und Eishockey zueinander. „Mit Felix habe ich mich damals einfach direkt verbunden gefühlt, weil er der Einzige auf der Schule war, der genau dieselben Interessen wie ich geteilt hat. Valli haben wir das Jahr darauf bei einem Punk-Konzert in Eichstätt das erste Mal so richtig getroffen”, erzählt Emi. „Am Anfang hatten wir alle einen sehr wilden Musikgeschmack. Mit elf, zwölf Jahren haben wir Punk und Hip-Hop gehört.”

Die SNC-Crew auf dem Taktraumfestival in Ingolstadt (Foto: Louis Hörner)

Betreiber: Emanuel Mayr, Felix Andorf, Valentin Pacher
Gründung: SNC Crew: 2012, SNC Recs: 2019
Stil: House und Breaks
Künstler:innen: Fufi.SNC, O-Wells, Raphael Schön, Maurice Pauloni, Salomo, The Duty Freedom, Dip-Shim, Malugi, Garneau, Emi.SNC, Parco Palaz, Tom, ttyfal (Duo Paradiso), Azo
Upcoming: Friedrich Ernst, DJ Mell G, Penera, Bae Blade, Viikatory
Größter Hit des Labels: Malugi – Body Bounce


2012 gründete man die SNC Crew – den Alias, unter dem die Drei bis heute zusammen auflegen. „Ich war der Erste, der DJ wurde, damals noch bei der Eisdisco”, erzählt Emi lachend. Aus Gigs bei Geburtstagspartys wurden schnell Auftritte in Clubs. Später folgte eine Residency im Ingolstädter Club Suxul, in dem die Crew bis 2023 die lokale elektronische Szene getragen hat. Die SNC Crew brachte große DJ-Namen wie Courtesy, Pearson Sound und Skatebård in den Keller des Clubs und erweiterte damit den Horizont der Feierwütigen in der oberbayerischen kleinen Großstadt. „Wir kannten irgendwann viele Artists, und auch Felix hat bereits Musik gemacht”, sagt Emi. So entstand 2019 SNC Recs als natürliche Erweiterung zu den Partys, Open Airs und dem Pop-up-Plattenladen. Mit ambitionierten Breakbeats und Jungle von O-Wells und Fufi.SNC erschien schließlich SNC001 – Space Starter EP – das Vinyl-Debüt.

Fufi.SNC & Orson Wells - Space Starter EP (SNC)
Das Cover der ersten SNC-Platte: Space Starter EP

Aus der Kleinstadt auf die große Bühne

2023 zogen die drei Labelbetreiber in verschiedene deutsche Großstädte. „Wir lieben Ingolstadt, aber es hat sich so angefühlt, als hätten wir dort alles abgegrast. Erstens, was die Musik angeht, und zweitens wegen des Endes der Veranstaltungen im Suxul”, erzählt Emi. Er ist nach Berlin gezogen, um als Grafikdesigner zu arbeiten. Felix ging als gelernter Sound Engineer nach Leipzig, und Valentin residiert in München, wo er BWL studiert und als Eventmanager im szenebekannten Plattenladen Public Possession arbeitet. Jeden Montag treffen sie sich online im SNC-Call, um ihr Label zu pflegen.

Die SNC Crew vor sechs Jahren (Foto: Presse)
Die Jungs der SNC Crew vor sechs Jahren (Foto: SNC Crew)

Der SNC Sound

Mit Fokus auf Breakbeats und House graste die SNC Crew anfangs ihren Bekanntenkreis ab, bevor sie außerhalb nach neuer Musik suchte. Jeder der Drei hat eigene Vorlieben – bei Valentin ist es eher House, Felix mag es Electro-lastig und Emi hat eine Vorliebe für UK-Einflüsse und fette Basslines. Eine bunte Mischung, die sich hörbar im Sound von SNC Recs niederschlägt. Von trancigem Malugi-Zeug bis hin zu Electro und UK Bass gehen Liebhaber:innen der elektronischen Musik bei SNC Recs nicht leer aus. Wer sich davon überzeugen will, kann auch bei „Sued Nord Connection”, ihrer Live-Show für Radio 80000, einschalten, wo sie unter ihren DJ Aliassen Fufi.SNC, Emi.SNC und Valentin.SNC eine monatliche Show hosten.

Die SNC Crew beim 10 Years SNC x Radio 80000 Takeover (Foto: SNC Crew)

Oldschool-Flavour

Inspirationen für ihren Output fand die Crew unter anderem bei Klasse Wrecks, dem Label von Luca Lozano. „Das ist nach wie vor eines unserer Lieblingslabels. Da stimmt grafisch alles, was mir sehr gefällt, und die Releases sind auch immer total geil”, sagt Emi. Mit ihren selbst designten, frechen Graffiti-Covern im UK-Garage-Stil fällt die SNC Crew sowohl in der deutschen als auch in der Londoner Szene auf. Emi, Valentin und Felix sind schon lange Teil der Graffiti-Szene und verbinden das auf SNC Recs mit Musik. „Die Musik, die wir machen, gerade die Breakbeat- und Electro-Tracks, passen in die Welt des Graffiti.”

„Graffiti und Musik gehen für mich Hand in Hand.”

Emi.SNC

Früher haben die Drei viele Graffiti-Filme angesehen, deren Soundtracks oft Genres wie Jungle, Electro und Breakbeats enthielten. Dadurch wurde bereits früh der Grundstein gelegt. „Ich könnte mir unsere Musik jetzt genau in solchen Graffiti-Actionaufnahmen vorstellen”, sagt Emi. Funfact: „Viele DJs und Producer:innen von SNC Recs waren auch mal Sprüher:innen. Das wusste man im Vorfeld zum Teil gar nicht. Ganz witzig, wie sich dann doch alle an einem Ort treffen.”

10 Years SNC Magazine (Foto: Presse)
Das Magazin zu zehn Jahren SNC Crew

Inzwischen zählt SNC Recs über acht Vinyl- und fünf digitale Veröffentlichungen. „Am Anfang wollten wir gar keine Platten pressen, sondern nur Tapes machen”, erzählt Emi. „Dann kam die SNC001, und alle waren überzeugt, dass das auf Platte muss.” Für ein kleines Label wie SNC Recs ist es trotzdem eine finanzielle Belastung, Vinyl-Releases zu stemmen. „Deshalb wollen wir ein gesundes Mischverhältnis haben”, sagt Emi. „Also haben wir die digitale Reihe SNCD gestartet, weil viel Musik auf uns zukam.” Seit den Anfängen ihrer DJ-Karrieren zahlen sich die drei keine Gage mehr aus und legen alles zusammen. Nur so können sie sich auch das Label finanzieren.

„Die Roots und die Kultur der Musik in Ehren halten, sich bewusst sein, wo die Musik herkommt, und die Subkultur aufrechterhalten.”

Emi.SNC

„Was hinter der Abkürzung SNC steckt, wird ein Geheimnis bleiben”, grinst Emi. Die SNC Crew und SNC Recs stehen aber auf jeden Fall ein Stück weit für Politik. Die Crew teilt die gleiche politische Grundhaltung, ihre Artists sollen ein ähnliches Weltbild haben. „Musik ist politisch, und das war sie für uns auch immer. Wir nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn wir etwas scheiße finden”, betont er. „Das Wichtigste für uns ist, dass die Artists ehrlich sind. Das Gesamtpaket an Mensch muss stimmen.”

SNC Graffiti (Foto: Presse)
Ein SNC-Graffiti (Foto: Michael Wittmann)

Durch seine originelle und kontinuierliche Arbeit hat sich das Label nun einen festen Platz unter den Clubbespieler:innen erarbeitet. Die EP Welcome To Paradise von Chocolate Grinder und ttyfal, die im vergangenen September veröffentlicht wurde, erhielt große Anerkennung in der Szene, auch ohne von einem Trance-Hype wie bei Malugi begleitet zu werden. In den Herbst-Charts der GROOVE etwa wurde sie nicht ohne Grund auf den zweiten Platz der Singles und EPs gewählt. Voller Vorfreude blickt Emi auch auf die bevorstehende Zusammenarbeit mit Friedrich Ernst. Der Leipziger Producer arbeitet an einer Electro-EP für SNC Recs, die Remixe von DJ Mell G und Viikatory ergänzen. Auf dem Radar von SNC Recs ist auch das Duo Penera. Die beiden Künstler haben bereits mit ihrem letzten Release auf HARDLINE die UK-Bass-Szene begeistert. Nun stehen sie kurz vor ihrem Debüt auf SNC Recs.

Und der Montags-Call besteht weiterhin: „Es ist auf jeden Fall mehr Arbeit geworden, auch wenn dabei nicht mehr Geld rausschaut”, sagt Emi lachend. „Primär sind es einfach Leidenschaft und Spaß an der Sache.” Nach dem Umzug aus Ingolstadt lag die Konzentration zunächst auf dem Label, eigene DJ-Gigs und Partys wurden weniger. Die erste Party im Berliner Club Watergate beging man zusammen mit DJ und Producerin Azo zur Feier ihrer neuen EP im Dezember.

Das Label hauptberuflich zu stemmen, bleibt für die Crew bis auf weiteres eine Utopie. Bis dahin wird es mit seiner stilistischen Bandbreite und der übersprudelnden Begeisterung für die Musik garantiert noch für Aufregung in der Hauptstadt und über sie hinaus sorgen.

SNC Recs in drei Releases

Fufi.SNC, Orson Wells – Space Starter EP (SNC001)

Die Kickoff-Platte darf nicht fehlen: Die SNC Crew ist und bleibt ein großer Fan der Tracks von Crewmitglied Fufi.SNC und damals Orson, heute O-Wells. Emi rief O-Wells damals spontan an und fragte spezifisch nach Jungle-Nummern. Glück gehabt – ein paar ordentliche Bretter lagen bei ihm noch rum. Auf der B-Seite präsentiert der Frankfurter seine ganz eigene Interpretation von Jungle und beamt direkt zurück in die Neunziger. Felix alias Fufi.SNC liefert verzerrte Acid-Breakbeats, die von seinem Live-Auftritt auf dem Lighthouse Festival 2019 stammen.

Salomo – Zero Gravity EP (SNC003)

SNC002 markierte das Jahr der Covid-19-Pandemie, in dem die Crew mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hatte. Dennoch gelang es, die Zeit produktiv zu nutzen, indem man den aufstrebenden Produzenten SALOMO auf dem Label vorstellte. Der in Leipzig ansässige Produzent liefert zwei melodische und atmosphärische Tracks. Housige Arps, Synthesizer und Uptempo mit 143 BPM – für alle Raver:innen ist da etwas dabei.

Malugi – Body Bounce EP (SNC008)

Alle vier Tracks auf dieser Platte dienen als ausgefeilte Peaktime-Tools und liefern Energie für Raver:innen auf der ganzen Welt. Soundtechnisch ist diese Platte deutlich intensiver, was dem Geschmack der aktuellen Raver:innen-Generation entspricht. Für den Berliner DJ und Produzent Malugi ist es nach der Stay The Night EP die zweite Platte auf SNC Recs. Es ist das meistverkaufte Vinyl des Labels, das durch die Veröffentlichung mehr Aufmerksamkeit in der Szene bekam – ein wichtiger Punkt in der Entwicklung.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Luca Musto: Eine Pause von der digitalen Welt

Downtempo in einer schnellen Welt? Luca Musto bleibt seinem Sound treu. Im Interview erzählt er, wie er trotz Trends zu seiner musikalischen Vision steht und was ihn inspiriert.

Motherboard: August 2024

Von Krach in Köln bis zum Lifestyle in Los Angeles ist es ein weiter Weg. Einer, den das Motherboard im August gerne geht.

Renate: „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir finanziell nicht mehr können”

Die Wilde Renate muss Ende 2025 schließen. Warum der Mietvertrag nicht verlängert wird, erklärt Pressesprecherin Jessica Schmidt.