Vor genau einem Jahrzehnt hat das niederländische Produzenten-Duo Dam Swindle US-amerikanischen, discoaffinen House nach Amsterdam gebracht, mit eigenen, spielerischen Impulsen kombiniert und dadurch eine neue europäische House-Generation inspiriert.
Schon länger in der lokalen Szene verankert, haben die beiden Musiker Lars Dales und Maarten Smeets vor zehn Jahren festgestellt, dass sich ihre musikalischen Interessen überschneiden, diese in der niederländischen Hauptstadt aber nicht gerade etabliert sind. Das war der Beginn ihrer Erfolgsgeschichte und einer Karriere, aus der immer wieder überraschende Konzepte, neue Projekte, Kollaborationen und eine beeindruckende Reihe von Hits hervorgegangen sind. So touren Dam Swindle seit einem Jahrzehnt weltweit und sind bekannt für ihre Zusammenarbeit mit renommierten Musikern wie Eric Clapton und Tom Misch.
Wir sprechen mit den Gründern von Heist Recordings über die Symbiose von Vergangenheit und Gegenwart, die sie antreibt, und Erinnerungen, die aus dem turbulenten vergangenen Jahrzehnt hervorstechen. Außerdem wollte Celeste Lea Dittberner von Dales und Smeets wissen, worin die Kehrseiten eines DJ-Lebens liegen und etwas über die Beziehung der beiden zueinander und deren anvisierte Entschleunigung erfahren.
GROOVE: Herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Jubiläum! Wie feiert ihr?
Maarten Smeets: Mit viel Champagner! Nein, wir feiern, indem wir eine Menge Musik veröffentlichen und auf alles zurückblicken, was wir gemacht haben. Wir haben dieses Jahr drei Veröffentlichungen im Rahmen des Jubiläums. Drei Keep on Swindling-EPs, die alle ein bisschen was von der Vergangenheit haben. Dafür haben wir alte, klassische DS-Tracks mit neuen Sounds und neuer Musik verknüpft. Wir haben auch viele Events mit Partnern geplant, mit denen wir in den letzten zehn Jahren oft zusammengearbeitet haben. Und ich schätze, wir feiern auch, indem wir einfach wieder viel Zeit im Studio verbringen.
Auf Keep on Swindling Pt. 1 habt ihr einige ältere Songs als eine Art Hommage an eure Anfänge neu interpretiert. Wie sehen diese Remixe aus und wie hört ihr die Musik, die ihr vor zehn Jahren produziert habt, heutzutage?
Lars Dales: Das ist lustig, denn als wir uns die alten Mixe einiger Tracks angehört haben, waren wir tatsächlich überrascht, wie gut sie gemischt sind. Bei anderen Tracks waren wir ziemlich überrascht, wie schrecklich sie klingen. (Beide lachen) Wir nahmen die ursprünglichen Projekte und haben sie mit den Fähigkeiten gemischt, die wir im Laufe der Jahre dazugewonnen haben. Mittlerweile wissen wir besser, wie man verschiedene Frequenzbereiche mischt und Komprimierung einsetzt. Die Musik ändert sich dabei nicht um 180 Grad – aber sie klingt voller, schöner und besser.
Smeets: Ohne die ursprüngliche Idee des Tracks zu verändern. Für Keep on Swindling Pt.1 haben wir mit Mayer Hawthorne einen neuen Mix des Tracks „64 Ways” gemacht. Wir mögen das Arrangement immer noch, wir wollten das Thema oder das Konzept nicht ändern, aber dennoch etwas Neues kreieren. Wir möchten den Leuten das geben, was sie kennen und ihnen gefällt, schließlich ist „64 Ways” einer unserer beliebtesten Tracks.
Back to the roots – wo habt ihr euch kennengelernt?
Smeets: Wir haben beide als Promoter für einen Club in Amsterdam gearbeitet. Den Club gibt es nicht mehr. Das More ist einer der vielen Clubs in Amsterdam, die wegen Beschwerden von Nachbarn geschlossen wurden. (Lacht) Lars kuratierte eine Hip-Hop-Nacht und ich eine Techno-Nacht. Wir hatten viele gemeinsame Freunde. Irgendwann hat Lars Line-ups für ein paar Clubs und Bars in Amsterdam zusammengestellt und ich habe dort in einer Schwulenbar Underground-House gespielt. Viele Leute haben das geliebt, die Besitzer aber nicht. Also sagten sie Lars, er solle mir sagen, ich solle meine Musik ändern, oder er soll mich nicht mehr buchen. Daraufhin haben wir viel über Musik gesprochen und herausgefunden, dass sich unsere Interessen überschneiden. Das war zu einer Zeit, als der Sound von Amsterdam düster und nicht sehr optimistisch, energetisch oder warm war. Das hat uns beiden gefehlt. Also hörte ich auf, in der Schwulenbar zu spielen, dafür gingen wir zusammen ins Studio.
Wie hat euch die Amsterdamer Szene inspiriert? In welchen Clubs und auf welchen Partys wart ihr aktiv?
Dales: Wie Maarten sagte: Es gab nicht so viele Partys mit dem Sound, den wir suchten. Das hat uns dazu inspiriert, Partys zu organisieren, die es noch nicht gab. Am Anfang war das besonders New Disco und Indie Dance, aber ich bewegte mich in Richtung Deep House. Dieser Sound war zu dieser Zeit nicht wirklich angesagt in Amsterdam.
Smeets: Alle standen auf Techno.
Dales: Oder auf Minimal House. Das hat uns inspiriert, weil wir gespürt haben, dass etwas fehlt. Seit dieser Zeit hat Amsterdam einen Wandel durchlebt. Dekmantel und De School wurden Teil der Szene. Mittlerweile gibt es viele House-Produzenten, Radioshows und DJs. Mittlerweile ist die Stadt interessant, es gibt viele talentierte Leute und alle pushen sich gegenseitig. Das ist eine tolle Energie – aber manchmal auch beängstigend, weil es immer jemanden gibt, der einen noch cooleren Track macht. Du denkst dann: „Wow, wie kann ich das jemals toppen?”
„Die Herausforderung ist auch, dass man beim Touren oft die übermüdete Version des anderen trifft. Wenn man müde ist, wird man schnell mürrisch oder genervt. Beim Touren muss man Probleme wie Schlafmangel irgendwie absorbieren, sonst trifft es einen hart.”
Welches Talent bewundert ihr am meisten an eurem Partner?
Dales: Maarten ist super pragmatisch und geduldig. Beim Produzieren neuer Musik kann er Stunden nach einem bestimmten Sound suchen. Ich wäre nach fünf Minuten gelangweilt. (lacht) Aber Maarten taucht ein und arbeitet so lang, bis er genau das findet, was er gesucht hat. Das ist ein hilfreiches Talent – und ein starker Kontrast zu mir.
Smeets: Lars’ Talent liegt auf der Bühne, in seiner Energie beim Auflegen und auch bei der Vorbereitung der Gigs. Wenn er sieht, dass etwas nicht richtig geregelt wird, springt er ein und macht es selbst. Und auch im Studio, wenn wir zu zweit oder mit anderen Musik aufnehmen, ist es seine Energie, die andere begeistert. Da ich sehr ruhig bin, gleicht sich das auf eine schöne Art und Weise aus.
Würdet ihr sagen, dass ihr euch im Laufe der Jahre verändert habt? Und wenn ja, wie?
Dales: Wir hatten einige Höhen und Tiefen, fast wie in einer Ehe. Irgendwann haben wir mehr Zeit miteinander verbracht als mit unseren Partner:innen. Nach einer Weile sieht man auch die schlechten Seiten. Irgendwann haben wir aufgehört, über die Lösungen bestimmter Probleme zu sprechen. Na ja, wenn du nicht redest, dann nehmen die Probleme zu. Plötzlich konnten wir uns nicht mehr leiden. Zum Glück kamen wir da wieder raus. Wir verstehen uns jetzt sogar besser und kennen die Schwächen und sensiblen Punkte des anderen. Heute sind wir vorsichtiger und kommunikativer. So macht die Zusammenarbeit noch mehr Spaß – manchmal muss man harte Zeiten durchmachen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Smeets: Von außen sieht man nur das aufregende DJ- und Produzenten-Leben voller Partys mit kostenlosen Drinks, Gästelisten und den ganzen Reisen. All das ist wahr, aber die Herausforderung ist auch, dass man beim Touren oft die übermüdete Version des anderen trifft. Wenn man müde ist, wird man schnell mürrisch oder genervt. Beim Touren muss man Probleme wie Schlafmangel irgendwie absorbieren, sonst trifft es einen hart. Es ist echt schwer, die ganze Zeit mit jemandem zusammen zu sein, wenn man erschöpft ist und gleichzeitig so viel zu tun hat. Trotzdem lässt man sich auf die großartigen Möglichkeiten ein, obwohl der Körper keine Kraft mehr hat.
Wie habt ihr dieses Problem in den Griff bekommen?
Smeets: Im Lauf des Pandemie-Jahres haben wir begriffen, dass wir vorsichtiger mit unserer Kraft und unserer Gesundheit umgehen müssen. Seitdem essen wir gesünder, boxen beide und gehen ins Fitnessstudio. Ich lebe in der Natur und nicht mehr in der Stadt, weil das für mich besser funktioniert. Wir verbringen jetzt mehr Zeit mit Familie und Freunden. Wir hatten irgendwie unser eigentliches Leben vergessen. Dieses Gleichgewicht zu finden, hat uns auch in unserer Partnerschaft geholfen. Ich möchte, dass Lars das Leben führt, das er sich wünscht, und wenn das bedeutet, dass wir einen Auftritt weniger machen, dann bin ich damit einverstanden. Wir unterstützen uns gegenseitig.
Bei Detroit geht es ja nicht bloß um die Stadt oder die Musik, sondern auch um die Geschichte der Menschen, die immer noch unterdrückt und von der Polizei verfolgt werden. Wenn man an diese Themen und Probleme denkt und dann an die Musik aus Detroit, die uns inspiriert hat, gemeinsam Musik zu machen, dann ist das nur unsere Geschichte, aber nicht die der Afroamerikaner:innen in Detroit.
Welche war eure längste Tour?
Smeets: Ich erzähle dir von der Intensivsten. Das war unsere Live-Tour in den USA, die wir für das Album 2018 gemacht haben. Wir haben zig Shows in zehn Tagen quer durch Nordamerika gespielt. Wir waren irgendwann völlig verloren. Wir hatten überhaupt keine Zeit mehr und mussten sogar in unseren Kalender schauen, um zu wissen, wo wir eigentlich gerade sind. Wir sind ständig mit Jetlag aufgewacht und dachten uns: Welcher Tag ist heute? Wohin geht es? Was habe ich zu tun?
Habt ihr einen Lieblings-Gig?
Dales: 2018 auf einem Festival in Holland. Da spielten wir ein Set von 6 Uhr bis 12 Uhr, also von Sonnenaufgang bis Mittag. Wir haben in der Nacht angefangen und in den Tag hinein gespielt.
Smeets: Das Wetter war auch super.
Dales: Und unsere Freunde waren da. Alle fingen irgendwann an, auf die Gerüste rund um die Bühne zu klettern, weil es so voll war und jeder einen Platz haben wollte. Das war magisch. Und wir haben ein umgekehrtes Set gespielt. Wir begannen mit Electro und endeten mit Disco. Letztes Wochenende haben wir auf demselben Festival gespielt. Das war auch diesmal speziell, obwohl wir dieses Mal ein kürzeres Set spielten.
Ihr habt einmal gesagt: „Manchmal funktioniert ein schlecht aufgenommener Disco-Song besser als ein überproduziertes Stück, weil er einen einzigartigen Vibe hat.” Wo findet ihr die Platten, die ihr spielt? Sucht ihr online gezielt nach Tracks oder holt ihr euch mehr Inspiration, wenn ihr im Plattenladen diggt?
Smeets: Ein bisschen von beidem. Oft hört man in jedes Release rein, das als Bandcamp-Benachrichtigung angezeigt wird. Aber wenn man die Gelegenheit hat, einen lokalen Plattenladen zu besuchen, und die Leute hinter dem Tresen nach Tipps und White Labels fragt, wird man immer wieder positiv überrascht. Mit dem Online-Diggen ist es etwas schwieriger, obwohl es DJ-Algorithmen gibt. Sogar Spotify ist großartig zum Diggen, weil dort so viel Musik verfügbar ist. Wir leben in einer sehr schnellen Gesellschaft, man ist ständig beschäftigt, und alles ist genau getaktet. Das ist alles andere als ideal. Da ist es ein schöner Ausgleich, in einen Plattenladen zu gehen und sich einfach die Zeit zu nehmen, um die Regale zu durchwühlen. Das eine großartige Möglichkeit, Tempo rauszunehmen. Die Zeit bleibt dann stehen.
Wenn ihr auf eure Diskografie zurückblickt: Auf welche Songs seid ihr besonders stolz?
Dales: Das ist eine gute Frage. Wahrscheinlich auf den ersten Song, den wir mit richtigen Musikern aufgenommen haben, mit einer Gruppe namens Jungle By Night. Das war für uns neu. Wir haben den Song mit sieben Mikrofonen aufgenommen, wir hatten dann 60 Gigabyte an Live-Aufnahmen. Die Jungs waren super talentiert und haben ihre eigenen Ideen mit eingebracht. Offenbar ist es uns gelungen, diese Energie einzufangen, denn die Leute drehen auch heute noch durch, wenn wir das Stück spielen.
Smeets: Jungle by Night ist eine Art niederländische Blaskapelle aus den Neunzigern, mit verschiedenen Bläsern, Percussions und Schlagzeug. Unser Track mit ihnen heißt „Call of the Wild” und ist auf unserem zweiten Album Highlife. Ich erinnere mich, dass der Percussionist sehr energiegeladen war, er brachte viele spannende und winzige Instrumente mit. Eigentlich war die Aufnahme schon fertig. Wir hatten alles, was wir brauchten, aber er sagte: „Nein, dieses Instrument habe ich extra mitgebracht, das müssen wir verwenden”.
Wozu inspirieren euch diese Musiker?
Smeets: Der Percussionist hatte genau die Energie, die wir einfangen wollten. So sahen wir, wie cool es ist, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten. Das nutzen wir heutzutage noch mehr. Diese Woche hatten wir einen Bassisten, ein wirklich coolen Holländer. Er hat nur ein paar Demos von uns gejammt und sich mega viele Basslinien ausgedacht, auf die wir nie gekommen wären. Er verwendet seinen Stil, kombiniert ihn und verwandelt ihn in etwas, das wieder Dam Swindle ist. Es ist sehr schön.
Zu eurem Namen. Warum habt ihr den Namen von Detroit Swindle in Dam Swindle geändert? Werdet ihr den afroamerikanischen Künstlern gerecht, von denen ihr euch inspirieren lasst?
Dales: Gute Frage. Für uns hat das angefangen, als in den USA George Floyd ermordet wurde. Es gab eine große Diskussion dazu mit vielen Positionen. Wir wollten auch eine Meinung haben, hatten aber nicht so viel Ahnung von dem Thema, das war ein großer blinder Fleck. Also fingen wir an zu recherchieren. Wir haben viel gelesen, mit Leuten darüber gesprochen und uns einige Dokumentationen angesehen. Wir mussten häufig den Detroit-Teil unseres Namens erklären und hatten dabei das Gefühl, dass wir immer eine gute Erklärung hatten. Nachdem wir so viel recherchiert hatten, haben wir aber realisiert, dass der Name möglicherweise doch unpassend ist.
Inwiefern?
Dales: Bei Detroit geht es ja nicht bloß um die Stadt oder die Musik, sondern auch um die Geschichte der Menschen, die immer noch unterdrückt und von der Polizei verfolgt werden. Wenn man an diese Themen und Probleme denkt und dann an die Musik aus Detroit, die uns inspiriert hat, gemeinsam Musik zu machen, dann ist das nur unsere Geschichte, aber nicht die der Afroamerikaner*innen in Detroit. Wir als Europäer wollten uns diese Geschichte nie aneignen, das war nicht unsere Intention, denn wir können nicht nachvollziehen, was es heißt, in einer Stadt wie dieser aufzuwachsen. Uns wurde dadurch bewusst, wie klein für uns der Aufwand ist, den Namen zu ändern. Wir dachten uns: „Im schlimmsten Fall wissen die Leute nicht mehr, wer wir sind, dann fangen wir noch einmal von vorne an”. Das war das Mindeste. Ich bin mir nicht sicher, ob wir so viel beeinflussen können, aber darum geht es vielleicht auch gar nicht. Wir beschäftigen uns auch weiterhin mit den Problemen, suchen nach Lösungen und wollen helfen. Das ist ein fortlaufender Prozess für uns.
Smeets: Die Reaktion war voraussehbar. Es gibt viele Fans, für die wir immer noch Detroit Swindle sind. Sie denken sich: „Das ist nun mal so in meinem Herzen, so habe ich House-Musik entdeckt.” Viele Leute sagen uns, dass wir für sie immer noch Detroit Swindle sind, dass wir den Namen für sie nie falsch verwendet haben. Die Leute mögen nun mal keine Veränderung. Aber wir wollten es ja auch nicht für diese Leute machen. Es ist auch einfach unsere Art zu sagen, dass es uns leid tut und dass wir helfen möchten.
„Wir möchten unsere Fähigkeiten und unser Wissen teilen. Wir sind beide auch mehr oder weniger Geschäftsmänner und haben ziemlich gute Kenntnisse über Verträge, Finanzen und den Betrieb eines Labels. Heist wird definitiv noch wachsen.”
Wer hatte die Idee zu „Dam”, einer Hommage an Amsterdam?
Smeets: Wir hatten es beide auf unserer Liste. Bei Lars war es ganz oben, ich hatte es auf dem dritten oder vierten Platz. Es war schwer, eine Wahl zu treffen. Wir sagten uns: „Let’s do it. Es ist nur ein Name.”
Was stand ganz oben auf deiner Liste, Maarten?
Smeets: Daran erinnere ich mich nicht, es war wahrscheinlich etwas Schreckliches. Wir wollten die Anfangsbuchstaben DS beibehalten und etwas finden, das immer noch so einfach ist. Da hat Dam Swindle wirklich gut funktioniert.
Da wir gerade über Veränderung gesprochen haben. Welche Musik würdet ihr produzieren, wenn ihr heute nochmal neu anfangen würdet?
Dales: Wir machen sowieso, was uns gefällt. Ich würde nicht sagen, dass wir uns komplett ändern würden. Die Szene ist etwas anders geworden. Es gibt heute eine Reminiszenz an die Zeit, als ich noch sehr jung war, an diesen Midnight-House-Sound. Der ist jetzt wieder zurück. Wir sind definitiv inspiriert von Dingen, die der Neunziger-Welle ähneln, und fokussieren uns auf mehr Breakbeats und Acid.
Was ist anders geworden?
Dales: Ich habe das Gefühl, dass die Leute nach Corona einfach Spaß haben wollen. Sie brauchen keine bestimmten Genres, der Sound ist jetzt offener und diverser. Uns hat das für unsere neuen Veröffentlichungen inspiriert, sie sind ziemlich anders als unsere frühen Alben. Damals machten wir ziemlich klassischen House. Wir produzieren ja beide auch unabhängig voneinander. Wenn Maarten allein Musik macht, produziert er eher Techno und Electro, und wenn ich unabhängig arbeite, neige ich zu Breakbeats und Italo-Zeug. Ich würde allerdings nicht sagen, dass wir unseren Stil komplett ändern würden, nein.
Smeets: Wenn ich auf die letzten zehn Jahre Musikproduktion zurückblicke, gab es eine deutliche Entwicklung von klassischem House hin zu einem Sample-Mix, der durchweg verträumter ist. Wir spiegeln viele unserer Interessen in unseren DJ-Sets und in unseren Produktionen wider. Jemand wie Kerri Chandler macht zum Beispiel seit über 30 Jahren New-York-House-Musik und ändert seinen Sound niemals. Er ist großartig und sehr spezifisch. Dam Swindle könnte hingegen alles sein, von Disco oder Breaks bis hin zu Acid, aber mit einem netten Refrain. Diese Evolution war schon immer da, und ich glaube, dass wir uns die ganze Zeit über ständig verändert haben.
Was sind eure Pläne für die nächsten zehn Jahre? Gibt es etwas, das ihr gerne tun würdet?
Smeets: Ruhestand! (Beide lachen)
Dales: Nein, im Moment freuen wir uns darauf, viel zu produzieren, gerne auch für andere Leute. Vielleicht werden wir auch ein Projekt für junge Produzenten starten. Wir würden gerne eine Art Swindle Academy gründen, bei der wir angehende Produzenten ausbilden. Wir möchten unsere Fähigkeiten und unser Wissen teilen. Wir sind beide auch mehr oder weniger Geschäftsmänner und haben ziemlich gute Kenntnisse über Verträge, Finanzen und den Betrieb eines Labels. Heist wird definitiv noch wachsen. Wir haben auch darüber nachgedacht, ein Sublabel zu gründen, um den Sound zu erweitern. Wir werden zukünftig weniger DJ-Shows spielen und wollen etwas mehr Freizeit mit unseren Familien und unseren Freunden genießen, weil wir die in den letzten zehn Jahren fast gar nicht gesehen haben. Und wir wollen natürlich jede Menge Alben produzieren!
Nächstes Veröffentlichungsdatum?
Smeets: Keep on Swindling Pt. 2 kommt im September. Wir veröffentlichen darauf einen älteren Track, den wir aus einem Sample einer Band aus Guadeloupe produziert haben. Es ist eine sehr multikulturelle und vielfach inspirierte Platte, die sich sehr von der letzten unterscheidet. Auch hier haben wir unseren Sound ein bisschen geändert. Wir sind jedenfalls sehr gespannt darauf, was die Leute darüber denken, und freuen uns schon!