Vangelis in den 1970er Jahren (Foto: unbekannt)
Vangelis ist am Dienstag in einem Pariser Krankenhaus verstorben, wo er wegen einer COVID-19-Infektion behandelt wurde. Diese Nachricht verbreitete sich gestern Abend in diversen Medien. Vangelis wurde 79 Jahre alt.
Der aus Griechenland stammende Komponist und Produzent gilt als einer der Vordenker der elektronischen Musik der 1970er und 1980er Jahre. Mit seinen Soundtracks für Chariots of Fire und Blade Runner wurde er 1981 weltberühmt. Seine Arbeiten „demonstrieren seine Begabung für Melodie und sein Markenzeichen, eine Synth-Palette göttlich klarer Töne”, schrieb Pophistoriker Simon Reynolds über ihn in der GROOVE.
Vangelis wurde am 29. März 1943 als Evángelos Odysséas Papathanassíou geboren, er wuchs in Athen auf. Als Vierjähriger spielte er mit dem Klavier seiner Familie, indem er Nägel und Pfannen auf die Saiten legte. Mit sechs verweigerte er sich, wie er später erzählte, dem Musikunterricht. Ein Musikstudium hätte seine Kreativität eingeschränkt, befand er später.
Mit Anfang 20 spielte er in der lokalen Rockband The Forminx, produzierte verschiedene Musiker*innen und komponierte Soundtracks für drei Kinofilme. Nach dem Militärputsch in Griechenland wanderte er 1968 nach Paris aus, weil man ihm in England die Einreise verweigerte. Dort wurde er Teil der Progressive-Rock-Band Aphrodite’s Child. Trotz ihres Erfolgs verließ er die Gruppe 1971, nahm Musik für Film, Fernsehen und Theater auf und produzierte seine ersten Soloalben. Nach Vangelis’ Umzug nach London sollte 1975 ein Schlüsseljahr in seiner Karriere werden.
Die Progressive-Rock-Band Yes ludt Vangelis ein, den ausgeschiedenen Keyboarder Rick Wakeman zu ersetzen. Abermals entschied er sich dagegen, Teil einer Band zu sein, führte das Reisen und Touren als Gründe an.
In Maple Arch baute die Nemo-Studios auf. Das mit inspirierenden Skulpturen und Säulen ausgestattete Studio war nach einer Figur aus den Science-Fiction-Romanen von Jules Verne benannt. Wenig später konnte er sich einen Vertrag beim Major-Label RCA sichern und veröffentlichte eine Reihe von Soloalben, bei denen er sich wie bei fast allen seinen Arbeiten ganz unmittelbar von bestimmten Themen inspirieren ließ.
Auf Albedo 0.39 (1976) ging er vom Universum aus, auf Spiral (1977) von der Philosophie des Taoismus, auf Beaubourg (1978) vom Ausstellungszentrum Centre Georges Pompidou in Paris and auf China (1979) von der Kultur des betreffenden Landes.
Seinen Durchbruch beim Film hatte er 1981 mit dem Soundtrack für das Sportlerdrama Chariots of Fire. Die Titelmelodie erreicht den ersten Platz der US Billboard Hot 100, der Soundtrack verkaufte sich mehr als eine Million Mal. Vangelis wurde mit einem Oscar ausgezeichnet, er nahm die vergoldete Skulptur aber nicht entgegen, weil er aufgrund seiner Flugangst nicht in die USA reisen konnte.
Im selben Jahr entstand sein Soundtrack zur Science-Fiction-Dystopie Blade Runner von Ridley Scott, der erst zwölf Jahre später als Album veröffentlicht wurde, weil Vangelis wegen eines Streits mit dem Studio die Rechte für die Aufnahmen nicht freigeben wollte.
Überraschenderweise entschied sich Vangelis gegen eine Karriere in Hollywood und nahm nur vereinzelt Soundtracks für große Kinofilme auf, etwa für 1492: Conquest of Paradise, ebenfalls von Ridley Scott, oder Bitter Moon von Roman Polanski.
Stattdessen beteiligte er sich an diversen Theaterproduktionen, Ballettaufführungen und Sportveranstaltungen, etwa komponierte und performte er die Musik für die Abschlusszeremonie der olympischen Sommerspiele im Jahr 2000 in Sydney. 2001 gefiel der NASA seine Choral-Symphonie Mythodea so gut, dass sie ihn zur Musik ihrer Marsmission machte.
Das letztes Album von Vangelis, Juno to Jupiter, erschien im September 2021. Als Inspiration für mit der Sopranistin Angela Gheorghiu aufgenommene Musik diente das NASA-Raumschiff Juno.