Blindsmyth (Foto: Tobias König)
Connaisseur Recordings wurde 2005 als Offenbacher Dancelabel gegründet, das housige Grooves als Plattform für einen poppigen Clubsound nutzt. Viele maßgebliche Acts in dieser Phase des Labels waren Schlüsselartists in dieser Zeit, Ripperton etwa oder Maceo Plex, Daso, Wareika und SIS. Patrick Chardronnet kann Connaisseur sogar als Entdeckung verbuchen. In der zweiten Hälfte seiner nun fand zwanzig Jahre umfassenden Geschichte fokussiert sich das Label mit Chymera, Kollektiv Turmstrasse oder Of Norway stärker auf einen festen Künstlerstamm – mit dazu gehört selbstverständlich auch das neue Signing Blindsmyth.
Blindsmyth wurde 2018 mit seinem Blind-Album bekannt, 2019 erschien mit Frozen sein DIYnamic-Debüt, bei dem er einen treibenden, basslastigen Dubtechno-Sound mit feinfühligem, organischen Songwriting verband, das an Moderat, Bonobo oder Four Tet erinnert. Bei Connaisseur setzte er einen Akzent mit der Single „Gryllidae” und einem mittlerweile legendären Kollektiv-Turmstrasse-Remix. Deshalb war die Freude groß, dass man sich das zweite Album des Musikers sichern konnte.
Bei dem am Freitag erscheinenden All That Fiberglass versucht Bindsmyth nicht weniger, als eine organische Alternative zur kalten, harten, digitalen Welt zu entwickeln, die unser Leben leider zu oft prägt. Dass seine Songs selbst durch das digitale Nadelöhr gehen müssen, macht die 12 Stücke nur noch brisanter.
Unsere Premiere „Connection Error” ist einer der Höhepunkte des Albums. In dem Song verbindet Blindsmyth zeitgemäße Breakbeats, die zugleich anstachelnd und introvertiert sind, die Melancholie und Hoffnung versöhnen. Kongenial deuten einzelne Vocal-Schnipsel à la Herbert oder Akufen gepaart mit Geraschel aus Ricardo Villalobos’ Termiten-Phase einen bezaubernden Popsong an, der seine Eingängigkeit nie ganz ausspielt, sondern nur zwischen den Zeilen andeutet.