Was wäre die GROOVE ohne die Autor*innen? Unsere Autor*innen spüren der Musik nach, sie denken sich geistreiche Beschreibungen rätselhafter und abstrakter Klänge aus. Sie versuchen, zu verstehen, was den Künstler*innen im Kopf rumgeht. Sie wissen, was in unserer Szene passiert und haben auch eine Meinung dazu.

Während andere großzügiger honorierten Jobs nachgehen oder einfach ihre Freizeit genießen, sitzen sie am Rechner und schreiben die klugen und unterhaltsamen Texte, die unser Magazin lesenswert machen. Und im Coronajahr Nummer zwei sind sie ebenso bedingungslos hinter der GROOVE gestanden wie 2020. An dieser Stelle also nochmal ganz ausdrücklich: Herzlichen Dank für eure schönen Texte!

Andreas Cevatli

Top 5 Brettspiele des Jahres

Genug gehabt vom endlosen Auf und Zu und Auf und Zu? Wer genug vom Politmaßnahmen-Äquivalent zu Sven Marquardts „Heute leider nicht!” hat, dem kann man nur raten: Ab in die Küche, das Wohnzimmer oder mit der Taschenlampe unter die Bettdecke und mal wieder einen dieser zeitlosen Klassiker ausprobieren!

5. Mensch Argere Dich Nicht: Selbsterklärend. Nur für pandemiegestählte Spieler*innen angeraten. Der Autor übernimmt keine Haftung für etwaige Sachschäden.

4. Trivial Pursuit: Alternative Fakten nicht erlaubt! Für Querdenker*innen gibt es leider kein Tortenstück. Finden wir gar nicht schade.

3. Monopoly: Mal wieder in Kurzarbeit? Oder steht etwa die Rückzahlung der Soforthilfen an? Und dann auch noch in die Schlossallee gehüpft? Das ist aber schade! Wer nicht genug vom finanziellen Nervenkitzelspaß kriegen kann, der muss unbedingt mal wieder dieses Spiel herauskramen. Panikattacke garantiert.

2. Scrabble: Bist du mal wieder sprachlos, weil dir vollbesetzte Fußballstadien inmitten der Pandemie einfach nicht einleuchten wollen? Denkst du dir auch von Zeit zu Zeit nur: „Was soll man dazu eigentlich noch sagen?” Dann ist Scrabble genau das Richtige für dich.

1. Schach: „Das Spiel der Könige” soll es sein. Dabei treffen die sich erst wieder zur Ministerpräsident*innen-Konferenz in 14 Tagen. Wenn nichts dazwischen kommt. Von Zoom-Calls haben die wohl auch noch nichts gehört. Und eigentlich machen eh die Damen die ganze Arbeit. Ach, Schach, wir lieben dich. Die perfekte Brettspiel-Metapher zum Krisenmanagement, mit einem deliziösen Hauch von Patriarchat. Eine würdige Nummer eins dieser nicht ganz ernst gemeinten Liste. Die Weltmeisterschaft endete übrigens erst vor wenigen Tagen. Statt fand sie im menschenfreundlichen Erlebnis-Emirat Dubai.

Ben-Robin König

Vier nutzlose, depperte Wahrheiten und eine wärmende Lüge

Eigentlich hätte es auch die letztjährige Top fünf in etwas schlechter nochmal getan, schließlich hatte die schaurige Vorjahresplatte ‘nen Sprung, und alles wurde irgendwie ziemlich gleich respektive anders schlecht. Immerhin war die Lüge in ihrem Nichteintreten immer noch besser als die Gegenwart.

1. „Durch Enteignungen entsteht keine einzige neue Wohnung”
2. „Im Koalitionsvertrag der Ampel steht häufiger „Klima” als „Deutschland”
3. „Sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte übertragen das Virus” 
4. „Wir werden einander viel verzeihen müssen”
5. „Das wird ein super Sommer”

Fünf Tracks die es erträglicher machten

Humane – Love Stimulation (Love Mix)
Sav – Let’s Get It 2.0
Trichelle – Satisfy Me
Blawan – Under Belly
Kevin Morane – Ivre de Vie

Christoph Benkeser

Top 5-Kassetten für Kummer und Krawall von der Ö-Ö-Österreich-Korrespondenz in Wien

1) Aiko Aiko – Radical Nopinion (Whales Records)
Hätten sich Burial und Lana Del Rey von Four Tet verkuppeln lassen, um eine Platte zu produzieren, bei der Klimper-di-Pimper und Streicher-Einheiten den Vibe einer Beerdigung nachempfinden, es wäre so etwas ähnliches rausgekommen wie Aiko Aikos Radical Nopinion. Soll heißen: Schickt heftiger als eine Schneeballschlacht auf der Unisex-Toilette.

2) Marie Vermont – Huia (Beach Buddies Records)
Alle Vöglein sind schon da. Nur einer fehlt. Der Huia, because der ist tot, finito, futschikato. UFO-Sichterin und Kurzschlussseminarleiterin Marie Vermont lässt das Federviecherl ein letztes Mal guguhen. Ein Nest aus Krach und Krawall im Donkey-Kong-Paradise!

3) Anna Pedersotter – Noising (Wilhelm show me the Major Label)
Wreckers of the Zivilisation, zieht euch die Wollsocken an. Anna Pedersdotter rabimmel-rabammel-rabummt sich durch den Verteilerkreis, belegt einen Lötkurs und betet in die Finsternis. Ohmm!

4) Miles Matrix – La Boum
Wir lassen die goldene Casio vom Handgelenk baumeln, ordern den Partybus ins Schatzi Hagenbrunn und schlürfen Wodka aus Wassermelonen. Der Nostalgie-Konsum des Jahres kennt 2G nur von der Clubtoilette aus den 80ern. Sheesh!

5) Mme Psychosis – BSV (Cut Surface)
Beats, Synths, Vocals – die heilige Dreifaltigkeit für zerschnittene Oberflächen und das Gegenstück zur aristokratischen Tragödie, wo die Absenz der Präsenz noch so etwas wie Gruselfaktor für vom System entfremdete Seelen der Nacht bietet. Ein Tape wie ein Ausflug in den Böhmischen Prater am ersten Tag des Jahres.

Christoph Braun

Träume

Im Jahr 2021 saß ich an einem Roman, in dem unter anderem Träume von Bedeutung sind. Diese fünf brachten mich voran.

1. Traum von der Schlange, die ein Kind beißt
2. Traum vom mit Bienenstich ausgekleideten Wohnzimmerschrank
3. Traum vom Hauptbahnhof München, der komplett losfährt Richtung Berlin
4. Traum vom Laufen am Berg Fuji
5. Traum von der demonstrierenden Kleinfamilie

Clara Schilling

TOP 5 kleine Dinge im Ohr

Lauter Techno im Club, leise Musik zum Einschlafen. Ohne diese Organe links und rechts am Kopf geht das gar nicht. Aus bestimmten Gründen habe ich mich 2021 viel mit dem Ohr beschäftigt, und es ist eigentlich ziemlich toll.

1. Die drei Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel (sie sehen wirklich so aus!) verbinden in einer Reihe hintereinander das Trommelfell mit dem Innenohr, sind klitzeklein und leiten den Schall weiter. Der Steigbügel ist circa drei Millimeter lang und wiegt zweieinhalb Milligramm.

2. Die Cochlea sitzt in deinem Innenohr und sieht aus wie ein kleines Schneckenhaus, dort befinden sich die kleinen Sinneszellen, die Töne und Geräusche wahrnehmen.

3. Ganz besonders begeistert bin ich, dass die Bestandteile im Ohr wirklich tolle Namen tragen. Helicotrema heißt die Spitze der Gehörschnecke, dort nimmst du tiefe Frequenzen wahr. Ein tiefer Bass trifft zum Beispiel genau dort.

4. Warum sieht die Ohrmuschel eigentlich so komisch aus? Der Schall wird an den Vorsprüngen und Verschachtelungen gebrochen und hilft dir, Geräusche zu lokalisieren.

5. Gehör schützen: Die natürlichste Sache der Welt sind Sonnencreme und Sonnenbrille, um Haut und Augen zu schützen. Bisher kommen die Ohren aber zu kurz. Check das Internet und bestell deinen Freunden ein tolles Weihnachtsgeschenk!

Cristina Plett

Die fünf heilsamsten Alben 2021 

Dass man auf dem Dancefloor heilsame Momente erleben kann, ist eine Plattitüde, stimmt aber trotzdem. 2021 gab es wenige solcher Momente, aber hey – immerhin gab es sie, ein paar Monate lang. Musik als Bewältigungsstrategie habe ich auch abseits des Dancefloors wiederentdeckt. Es sind nämlich ein paar Alben mit besonders vielschichtigen, zarten Stimmungen rausgekommen. Schön: 

Tomu DJ – FEMINISTA 
Joy Orbison – still slipping vol. 1
Erika de Casier – Sensational 
Doja Cat – Planet Her 
Andy Stott – Never The Right Time

Frank Eckert

Denial

Anger / Catharsis

Bargaining

Depression

Acceptance

Franzi Nistler

Top 5 Sekt-auf-Eis-Playlist

Trotz Corona war 2021 dank meines Umzugs nach Berlin, dem Praktikum bei der GROOVE und einem Kurztrip zur Nation of Gondwana alles andere als eintönig. Da die Krise jedoch auch an mir nicht spurlos vorbei ging, greifen meine Tracks alle Emotionen auf, die mich in diesem Jahr durch meine Ups and Downs begleiteten.

Velvet Condom – Kalter Lippenstift
ÅMRTÜM (ft. DJ PERIODT) – FloridaMan
Sedef Adasi – Gel Gidelim
Meinrad Jungblut – Sonnendeck
Rephate – Portuguese Baguette (Original Mix)

Giovanna Latzke

Top 5 Hoffnungs-Tonträger

C.K. – Tracking Patience
Spirituals – Sounds of Healing In Isolation
Zeitgeist Freedom Energy Exchange – Prayer For Peace
Priori – Your Own Power
GAS – Der Lange Marsch

Holger Klein

5 Tracks

1 Fracture & Nah Eto – Shada Shada (1985 Music)
2 Marteria & DJ Koze – Neonwest (Four Music)
3 Rochelle Jordan – Already (Young Art Records)
4 UNIIQU3 – Microdosing (Local Action Records)
5 Foodman – Sanbashi (feat. Cotto Center) (Hyperdub)

Jan Goldmann

Top 5

Festivals
Der Sommer brachte mehr Freude als gedacht. Mit zwei kleinen Festivals war die Saison zwar nicht so üppig wie manch eine davor, die Freude war aber allemal nicht kleiner. Zumal der Besuch der Nation of Gondwana gleichzeitig als kleines GROOVE-Feriencamp fungierte.

Die BSP 2 Compilation
Dancefloor-Crushers only. Auch ohne Dancefloor. 

Die neue Mitbewohnerin kennenlernen
Kurz vor dem Jahreswechsel begrüßten wir eine neue Mitbewohnerin in unserer Wohnung. Da uns nicht viel anderes übrig blieb, verbrachten wir nicht allzu wenige Abende der Woche mit Weißwein und Co in der Küche. Besser kann man sich gar nicht kennenlernen.

Endlich den BER kennengelernt – zumindest von außen
Es war grau und kalt, als ich einen Freund am (mehr oder weniger) neuen Berliner Flughafen BER abholte. Irgendwie muss man sich diesen Klotz vor den Toren der Stadt ja mal angesehen haben. Fazit: Lohnt nicht. Aber immerhin abgehakt.

Ein Besuch bei unseren Freunden in den Niederlanden
Zum Ende des Jahres plante ich schon länger einen kleinen Trip in die Niederlande. Ein paar gute Freunde besuchen, zwei davon sollten sogar in einem neuen Club performen. Während ich im Zug nach Amsterdam saß, wurde überraschend ein neuer Lockdown angekündigt, geltend ab dem nächsten Tag. Aus der Performance wurde nichts. Aber die Freunde funktionierten auch ohne den Club.

Jochen Ditschler

Top 5: „Warten auf den Einbruch der Dämmerung über der Frankfurter Skyline” 2021

1.    Barnt – This Is For Decor Only (Kompakt)
2.    Róisín Murphy – Kingdom Of Machines (Skint)
3.    Kölsch / Dubfire – Louisiana (IPSO)
4.    Dubfire feat. Carl Craig and Kate Elsworth – Lotus (Crosstown Rebels)
5.    Mano Le Tough – Aye Aye Mi Mi (Pampa Records)

Johann Florin

2021’s top dancers

1. Pluto – Point Blank (Unity Mix) (Klasse Wrecks) 
2. Telephones – Blue Tek (Raw Mix) (European Carryall)
3. SoulCity – Speedrun (Livity Sound)
4. Electric Party – Catwalk (Knekelhuis)
5. Moodymann – Taken Away (KDJ Records)

Kristoffer Cornils


Fünf Sounds überall, nur nicht zu Hause

1. Shakira-Edit in YouTube-Rip-Qualität (ein Schiff im Juli)
Monheim. Anderthalb Jahre nicht getanzt, dann das: Hibotep auf dem Oberdeck eines im Rhein dümpelnden Schiffs. Es ist warm, dunkel, es tröpfelt vom Himmel. „Is that MC Yallah?” schreien und als Antwort ein High-Five kassieren. Dann irgendwann dieser Shakira-Edit. 360°-Grinsen, Kopfschütteln, warum nicht. Alles wie immer, auf einmal.

2. Zikaden (ein Tag zu Fuß im August)
Bologna. Die Luft flirrt vor Hitze und dem donnernden Zirpen abertausender Zikaden. Einmal um die Altstadt herum, von Porta zu Porta – Phasenverschiebungen von Busch zu Busch. Am Abend irgendwo am Straßenrand an einer Statue Halt machen, noch die letzten Seiten eines Buchs lesen. Die Zikaden sind da, verstummen aber unisono von einem Moment auf den nächsten. Die lauteste Stille dieses Lebens, vielleicht.

3. Relaxer – Concealer (ein EasyJet-Flieger im August)
NAP-BER. Der erste Flug seit, ja, dem 13. März 2020 (fragt nicht). Nichts daran fühlt sich ungewöhnlich an, und doch ist die Alltäglichkeit aus den Fugen gehoben. Relaxer sorgt mit einem Album für Stabilität, das alte Alex-Smoke-Platten durch den SND-Mixer jagt. Slick, aufgeräumt, aseptisch – das Gegenteil eines EasyJet-Fliegers. Eine Richtschnur im Raum, als dann endlich die Turbulenzen beginnen.

4. CJ Bolland – Camargue (ein Club im Oktober)
Dresden. Nach der Panel-Diskussion, eigentlich auf der Afterparty der Afterparty. Vier Leute, ein vor Sachsen-Pep staubig gewordener Tisch und der AUX-Eingang der Anlage des Backstage-Raums. „Wie, den kennst du nicht!?” Die zwei Ü30er der Runde können sich danach auf die Schulter klopfen: Wieder wen bekehrt.

5. Borai & Denham Audio – Make Me (ein Großraumtaxi im November)
Berlin. Es geht Richtung OXI, es geht Richtung 44 Stunden ohne Schlaf. Der Taxifahrer zeigt sich gnädig, der junge Mann im Beifahrersitz darf die Selection übernehmen. Ein Hit jagt den nächsten, aber dann kommt der eine ganz besondere, und zwar im richtigen Moment: Das Taxi rollt auf dem Vorplatz ein: „Baby, I don’t know what I should do…” Wir werden es noch herausfinden.

https://youtu.be/czfcRpxLVYY

Lars Fleischmann

TOP 5 FERNSEH-MOMENTE, DIE MICH FAST MEINEN VERSTAND GEKOSTET HABEN

– Schlag den Star: Carmen Geiss vs. Claudia Effenberg
– Wetten Dass?!?!?-Revival
– Lobbyist*innen, die bei Markus Lanz als unabhängige Gäste eingeladen werden
– Die Kennedys-Serie mit Matthew Perry
– Beim abendlichen Switchen bei den armen, armen Opfern der Cancel-Culture, Dieter Nuhr und Lisa Eckhart, landen.

Laura Aha

Die fünf tollsten Newcomer*innen-Alben, die mir dabei helfen trotz allem hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken: 

1. Eris Drew – Quivering In Time
2. Arlo Parks – Collapsed in Sunbeams
3. Remi Wolf – Juno
4. girl in red – if i could make it go quiet
5. PinkPantheress – To Hell With It

Leon Schuck

Soundtrack 2021 – zwischen Lockdown, City-Trips und der zaghaft freudigen Rückkehr ins Nachtleben

1. Amenity – Link
2. Sedef Adasi – Gel Gidelim
3. Boom Generation – Zonix (Album: 1991-1995)
4. Marcel Dettmann – State Of Art (Ryan Elliott Dub)
5. Forever Sound – Glowworm

Leopold Hutter

Foto: Peter Marley

Die Top 5 meines Corona-Exils in Thailand

1. Sich in eine Thailänderin verlieben
2. Als Yogalehrer arbeiten
3. Allein mitten im Dschungel wohnen
4. Jeden Tag Motorrad fahren
5. Keine Nachrichten von Corona hören

Livia Lergenmüller

Top 5 female artists 2021

Gabrielle Kwarteng
Paramida
Nene H
Sherelle
Eris Drew

Louisa Neitz

Wenn’s nichts anderes mehr zu tun gibt im Lockdown 

1. Puzzeln und Podcast
2. Gemüse einlegen (bei Radieschen wird die Lake pink!)
3. Wohnung streichen, verschönern, die hintersten Ecken deepcleanen
4. vergeblich (oder erfolgreich) den eigenen grünen Daumen suchen
5. mit Mitbewohner*innen und nicht zu ambitioniert 80s-Musikvideos nachtanzen, zum Beispiel von Kate Bush :)

Lucas Hösel

Top-5-Alben, die Freude gemacht haben

Rune Bagge – P&U59
Haftbefehl – Das Schwarze Album
Amandra x Mattheis – Lettre Ouverte
Aleksi Perälä – Phantasia IX
black midi – Cavalcade

Lutz Vössing

Top5

Kilbourne – Seismic (Evar)
Nasty King Kurl – Hekate EP (Mother’s Finest)
Naked Flames – It Is What It Is
Lehnbach b2b DJ ich @Groove-HQ
Efdemin live (GROOVE – Listening Places @Ibn Rushd-Goethe Moschee)

Mathias Schaffhäuser

Fünf Bücher ohne Storys über Opa und die Dorfjugend

1 – Ulla Lenze, Der Empfänger
2 – Nadine Pungs, Meine Reise ins Übermorgenland
3 – Sibylle Berg / Dietmar Dath, Zahlen sind Waffen
4 – Wolfgang Koeppen, Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch
5  – Ulla Lenze, Die endlose Stadt

Michael Leuffen

Tolle Musik, neu oder endlich wieder erhältlich, leider sechs:

Alvin Curran – Fiori Chiari, Fiori Oscuri (Black Truffle)
Benitez & Valencia: Impossible Love Songs From Sixties Quito (Honest Jon’s)
Tolerance – Tolerance (Vinyl On Demand)
Iris – Speah (Tax Free Records)
Various – Lullabies For Sleepless People In A Tired World (Kashual Plastik)
Time Cow, RTKAL, Gavsborg – Elephant Man (Equiknoxx Musiq)

Mirko Hecktor

Die 5 heillosesten Übertreibungen im Jahr 2021

5. Plattenpresswerke, die schnelle Lieferzeiten in Aussicht stellen
4. Meine GROOVE-Rezension im Juli 2021 zu Sedef Adasis Mermaids On Acid
3. Die CDU-Mitglieder wählen einen Mann zu ihrem Vorsitzenden, den sie für am fähigsten halten; er heißt Friedrich Merz
2. Terra Magica Rec. wollte eigentlich zwei Vinyl-EPs veröffentlichen, siehe Punkt 5. (Kommen ganz sicher 2022)
1. „Clubs dürfen wieder öffnen” (Markus Söder, 21.09.2021)

Moritz Hoffmann

Meine 5 Lieblingsalben 2021, ohne Hierarchisierung

Black Midi – Cavalcade
Dax J – Utopian Surrealism
Black Country, New Road – For The First Time
Floating Points & Pharoah Sanders – Promises
Martin Wasilewski Trio – En Attendant

Nastassja von der Weiden

Top 5 Audiofeatures und Podcasts

Es war das Jahr der Podcasts – wieder einmal. Beim Spazieren, Kochen, Sortieren, Baden, im Zug; es waren Stimmen gegen die Stille, die mich 2021 begleitet haben.

5 — Our House – Clubs und ihre Geschichten
Wissend-gut kuratiert, kredibel, toll moderiert. Einige der bedeutendsten Clubs in Deutschland und unterschiedlichste Akteur*innen der Szene wurden in diesem Podcast vereint – ich mochte gerade deshalb die letzte (zehnte) Folge sehr.

4 — Raveland – Landlust, Techno und Provinzraves
Not just another Podcast über Clubkultur, you may say. Aber dieser hier ist anders. Kathi Groll reist aufs Land und berichtet über das Nachtleben und kulturelle Freiräume – fernab des üblichen Namedroppings.

3 — Wirecard — 1,9 Milliarden Lügen
Geld macht Böse. So spannend, als sei es Fiktion – but it’s real.

2 — Cui Bono — WTF happened to Ken Jebsen?
Exzellent recherchiert und erzählt, mit einer entrückt-eindrücklichen Musikkomposition unterlegt, bei der es mir jedes Mal kalt den Rücken herunterläuft, wenn ich sie höre. Das Team um Khesrau Behroz hat mit diesem Feature neue Maßstäbe gesetzt.

1 — Täter an den Decks
Das dreiteilige Feature von Lea Schröder (Teil eins und zwei) und Paula Kittelmann (Teil 3) deckt die Täterschaft von Leipziger DJs auf und zeigt, welche Strukturen Täter schützen und sexualisierte Gewalt verharmlosen. Ja, das geht uns alle an. Hört Betroffenen zu und informiert euch zu diesem Thema – mit diesem Feature könnt ihr anfangen.

Numinos


Persönliche Top-5 für 2021 (die zwar allesamt in mittelbarem Zusammenhang mit Covid standen, aber auch ohne Pandemie durchaus sinnhaft sind)

1. Lesen
In seinem 1929 erschienenen Essay Der Aufstand der Massen räsoniert der spanische Philosoph und Soziologe José Ortega y Gasset in ebenso unterhaltsamer wie analysestarker Weise über den gemeinen Plebs, der – nur weil ihm damals durch den technischen Fortschritt plötzlich Hochtechnologien wie Wasserklo und Telegramme zur Verfügung stehen (heute Handy und Internet) – sich dazu ermächtigt fühlt, König sein zu können (und dürfen). Nun mag damals die Motivation hinter seinem Traktat vornehmlich darin gelegen haben, dass er sich ärgerte, dass plötzlich die ganzen Assis jener Zeit auch in die feinen Restaurants und Cafés Madrids drängten und seinen aristokratischen Müßiggang störten. Dennoch wirkt seine Analyse in vielerlei Hinsicht gerade heute – 100 Jahre später – brandaktuell. Denn an Menschen, die über die Bedienung von Hochtechnologie (ohne zu wissen, wie sie wirklich funktioniert, weil sie im Kern relativ ungebildet sind), das Gefühl haben, besser als jede staatliche Institution zu wissen, was wahr und richtig ist und deshalb die Absetzung der Regierung fordern, gibt es auch derzeit ja gerade (mal wieder) keinen Mangel. Es bleibt zu hoffen, dass seine – im letzten Jahrhundert leider zutreffende – Prophezeiung, dass diese Dynamik am Ende zu einer totalitären Gesellschaft führt (damals der Faschismus), historisch bleibt.

2. Musik
Da es hier ja um eine persönliche Liste geht, nehme ich mir die Freiheit, an dieser Stelle eine Empfehlung für mein Album Grains (Mille Plateaux) auszusprechen, das in seiner Gesamtheit eine extrem persönliche Arbeit ist und in mancherlei Hinsicht das Thema der coronabedingten Vereinzelung vorweggenommen hat. Denn es entstand 2020 in der Abgeschiedenheit einer kleinen Hütte im Westerwald, wo ich mich in die selbst gewählte Einsamkeit zurück zog, um dort nur mit einem iPad und der Granularsynthese-App Borderlands eine musikalische Form und Sprache zu finden, die unmittelbar aus mir selbst kommt und nicht durch unzählige Plug-Ins, Hardware und das Editing in der DAW verfälscht wird. Tatsächlich bietet die App mit ihrer fein aufgelösten Touch-Bedienung, mit der man granulare Ablesepunkte mit den Fingern über das Display schiebt, mir persönlich einen direkteren und intuitiveren Zugang auf das klangliche Geschehen als sämtliche Controller- und Synthesizer-Setups, die ich bisher benutzt habe – und das für gerade einmal 20 Euro.

3. Eisschwimmen
Risikogebiet hier, Lockdown da, Impfpass zeigen hier, Maske tragen dort – man kann dieser Tage durchaus das Gefühl einer gewissen Eingeschränktheit im persönlichen Freiheitsempfinden haben. Wer nach einem ebenso preisgünstigen wie erfrischenden Befreiungs-Kick sucht, dem empfehle ich ab Anfang Oktober den regelmäßigen Gang zu einem vertrauten Badegewässer. Dort entledigt man sich dann sämtlicher wärmender Umverpackungen und schreitet dann langsam in Wasser. Zwar dringen dabei dann nicht selten Gedankenbilder von suizidalen bayerischen Königen ins Bewusstsein, die verschwinden aber augenblicklich, wenn man ein paar beherzte Schwimmstöße vollbracht hat. Es stellt sich ein euphorisches Freiheitsgefühl ein, das selbst mit hochwertigen Designerdrogen kaum zuverlässig reproduzierbar ist. Ungeübte sollten den Exkurs wirklich nur kurz gestalten (einmal rein und raus reicht schon), und idealerweise nimmt man ein ebenso unerschrockenes Gefährty mit – für die Moral und zur Sicherheit. Und ein bisschen Abhärtung für das Immunsystem gibt es als Belohnung noch kostenlos obendrauf – was will man mehr.

4. Zeitlose Freeware
In schöner Regelmäßigkeit (und während langer Covid-Abende ganz besonders) statte ich einer quasi-historischen Audio-Software einen Besuch ab. In diesem Jahr beglückte mich hier in multidimensionaler Weise PaulXStretch – ein bald zehn Jahre altes Plug-In zum extremen Timestretchen von Samples. Denn hat man es erst mal zum Laufen gebracht und sich ein wenig Orientierung im wunderbar spröden Windows-95 GUI verschafft, erwarten absolut hochwertige, extrem komplexe Klänge, denen fast immer eine gewisse akademische, künstlerisch hochwertige Bestimmtheit innewohnt: Ein Sample reinladen, einige Parameter anpassen, und es klingt sofort nach Stockhausen, atonaler Tongemisch-Komposition der 1950er Jahre und Studio für Elektronische Musik des WDR – grandios!

5. Algorithmische Kompositionshilfe
Kontaktbeschränkungen wirken sich naturgemäß ausgesprochen negativ auf die Möglichkeiten des klassischen Jammens von Musikys miteinander aus. Wenn humanoider Input beim Musikmachen also fehlt, kommt die AI-gestützte Kompositionshilfe ORB Producer Suite 3 gerade recht. Sie besteht aus den vier Einzel-Plug-Ins Melody, Chords, Bass und Arpeggios. Diese zieht man einfach in die DAW und erstellt im Modul Chords – unterstützt durch allerlei funktionsharmonische Hilfestellungen – eine Akkord-Progression. Ein Klick auf den „Orb”-Taster würfelt dann in jedem Modul die Karten neu, und es entstehen augenblicklich Bassläufe, Arpeggios und Melodielinien in schier unendlicher Zahl und mit erstaunlichem Variantenreichtum. Was ORB Producer dabei von vielen anderen AI-Tools unterscheidet, ist zum einen der durchaus brauchbare, integrierte Wavetable-Synthesizer, zum Anderen die hohe Musikalität der Ergebnisse. Was die KI hier produziert, ist durchweg brauchbar und nicht selten ziemlich inspirierend. In jedem Fall macht es diese – in jüngerer Zeit inflationär beworbenen – völlig unsinnigen MIDI-Packs mit fertigen Akkord-Progressionen komplett überflüssig. Ist man mit den kreativen Leistungen der KI zufrieden, zieht man das entsprechende MIDI-File einfach via Drag’n’Drop in die DAW zur weiteren Verfeinerung.

Philipp Cerfontaine

Top 5 Tracks  

1. Mark Seven – „Freedom Dub” (Parkway)
2. Mr. G – „You Feel Me?” (Phoenix G.)
3. Josh Wink – „New Years Day Acid” (John Tejada Remix) (Bedrock)
4. RP „Lnlhrt” (Scharnhorst)
5. Jovonn „Deep End” (Body ‘N Deep)

Philipp Gschwendtner

Top 5 Skatevideos

Kaum zu glauben, Skatevideos gibt es seit gut über 50 Jahren. Seitdem hat sich einiges verändert, zuletzt haben die großen Videoplattformen dem Format ihren Stempel aufgedrückt. Anstatt Tapes oder DVDs zu kaufen, streamt man heute einzelne Parts. Die Parallelen zur Musikindustrie sind offensichtlich. Vieles bleibt aber auch: die Fisheye-Optik, das anarchistische Flair, der Humor und der Sound der Rollen auf Asphalt unterlegt mit Musik. Ob brandaktuell oder Klassiker, Skatevideos machen immer Spaß. Hier sind meine Top 5 des letzten Jahres:

JAMAL SMITH PRO
Der Park ist shitty, das Wetter auch. Macht aber nichts, denn Jamal Smith hat definitiv mehr Style und Witz abbekommen als alle anderen im Game. Obendrauf gibt’s den nicen Soundtack von Omar S.

Dime Street Challenge 2018
Skateboarding hat die magische Fähigkeit, die verschiedensten Leute zusammenzubringen, das Video liefert den Beweis. Mehr Spaß kann man nicht in acht Minuten packen.  

Powell-Peralta Presents: “SEEN HIM” a Zenga Bros Film Featuring Andy Anderson
Ein Video eines großen Sponsors muss nicht bedeuten, dass Stars um die Welt zu ikonischen Spots jetten. Es braucht nicht viel, das zeigt Andy Anderson, mein Spiritual Leader.

Cold Call: Lizzie Armanto
Einen angenehm entspannten Ansatz zeigt auch Lizzie Armanto. Geradezu meditativ ist das Video, in dem sie die Halfpipe im eigenen Backyard skatet und nebenbei ihren beeindruckenden Gemüse- und Kräutergarten zeigt.

TIGHTILL – LORD OF HOBBYS
Der sweete Alleskönner Tightill baut sich den Soundtrack zum Video ganz einfach selbst in einer Art gerappten Audiodeskription. Beeindruckend.

Pia Senkel

Fünf Dinge, die das zweite Corona-Jahr erträglich gemacht haben

Meine erste Festanstellung (und natürlich die GROOVE-Interviews)
Das Planet C & Indian Spirit Festival
Cluböffnungen im Herbst
Sekt und Bier
Geocaching in der Natur

Pia Wamsler

Top 5 Dauerschleifen 2021

Marie Davidson & LŒil Nu – „My Love (Young Marco Remix)”
ML Buch – „I’m A Girl You Can Hold IRL”
Debby Friday – „Runnin’”
DJ Trance, Darwin Chamber, D. Tiffany – „Great Spirit – D. Tiffany Human Spirit Mix”
Anunaku – „Ninfea”


Philipp Weichenrieder

Fünf Geräusche

Was war 2021 wichtig? Vieles. Vieles wog schwer, über vieles hätte ich lieber nicht nachgedacht, vieles war einfach weg, viel war dann doch schön. In einem weiteren Jahr mit Unsicherheiten, das immer wieder nach kurzfristigen Anpassungen rief, war manches immer da: Alltagsgeräusche als Konstanz, die mir auch zeigen, wie privilegiert ich bin.

Das Blubbern des Kaffeekochers
Das Brummen der Therme
Das Rauschen der oberirdischen U-Bahn
Das Quietschen der Dielen
Das Klicken des Verstärkers

Und fünf mal Hören in keiner besonderen Reihenfolge

SKY H1 – Elysian Heights
ELLLL – Housebreaker
Iglew x Popcaan – Microfriend Lament (aya blend)
Parris & Eden Samara – Skater’s World
Sicaria Sound – 5th Gear

Richard Zepezauer

Top 5 „Nicht-am-Ende-des-Tunnels”-Charts

1.  Von der Ballustrade des Sanatoriums, eingehüllt in einer warmen Wolldecke, schweift mein Blick über die allmorgendlichen Nebelschwaden des Genfer Sees. Das Bocuse’sche Mittagsmenü wird um Punkt 12 Uhr serviert, es scheint mir noch unendlich viele Stunden entfernt. Ich lausche der spiegelglatten Oberfläche des Sees unter dem Nebel.
2. Jerome Bocuse ließ sich mit einem Amuse Gueule entschuldigen. Ich bin froh, mich nicht aus der Wolldecke schälen zu müssen, um Aufmerksamkeit zu heucheln. 
3. Jemand bringt mir eine neue Flasche. 
4.  Ich setze an und bemerke zu spät die kleine Lücke im Wollkokon. Ich verfolge den Fall der Schneeflocken, bis sie, auf meine Decke gefallen, durch meine Wärme zu schmelzen beginnen. Panik. 
5. Ich sehne mich zurück nach Hause. Dort ist dieses Jahr wieder Pandemie.

 
charty hardy:

1. Newworldaquarium – Above EP 
2. Skymark – Easy Saturday Night (Mike Huckaby Remix)
3. Skee Mask – Pool 
4. Lars Bartkuhn: Transcend
5. Modern Analysis – Proto Rhythm 2

Ruben Drückler

Top 5 Serotoninspender 2021

1. Sedef Adasi in der Panorama Bar
2. Erling Haaland
3. Dune
4. Bambounou im Berghain
5. Pasta

Sebastian Hinz

Meine Top 5 Live-Alben des Jahres

Auch 2021 waren Konzerte weiterhin eine Ausnahme. Ersatz habe ich in diesen fünf live aufgenommenen Schallplatten gefunden. Um die Flamme noch ein bisschen lodern zu lassen.

1. Angel Bat Dawid & Tha Brotherhood – Live (International Anthem)
2. Petter Eldh & Koma Saxo – Live (We Jazz)
3. Resilient Vessels – Live At The Cell (RR Gems)
4. Mika Vainio – Last Live (Cave12/Editions Mego)
5. Warped Dreamer – Live at Bimhuis (Consouling Sounds)

Steffen Kolberg

Top5

1. SAULT – Nine
2. Devendra Banhart, Noah Georgeson – Refuge
3. Andy Stott – Never The Right Time
4. Fehler Kuti – Professional People
5. Black Country, New Road – For The First Time

Tim Caspar Böhme

Top 5 Alben

1. Loraine James – Reflection (Hyperdub)
2. Koreless – Agor (Young)
3. Joy Orbison – still slipping vol. 1 (XL)
4. Martinou – Rift (Nous’klaer)
5. Yu Su – Yellow River Blue (Music From Memory)

Tim Lorenz

Foto: Ralf Köster

RAVING WITHOUT DANCEFLOOR

TOP 5 der meist gespielten Tracks meines mfoc-online-Streams (jeden Sonntag, 10PM @ www.mfoc.de/radio und/oder www.twitch.tv/sdfkt)

01 Thee Church Ov Acid House – Cottage Chappel [was soll ich sagen, die Essenz einer jeden Tanzmusik-Predigt]
02 Loods – Riviera (Extended Mix) [Frankie Valli’s „The Night” for the E-Generation]
03 Gallegos – Sentiment Of Love [Gallegos: eines der größten Talente momentan, wenn man mich fragt]
04 Louie Vega & Joe Claussell – Getting Deeper [Fünf Jahre alt und unvermindert gut. Die Essenz hypnotischen Deep Houses. Ein Track, der niemals aufhören sollte]
05 Boulderhead – Wanna Go To A Party [Topmoderner Acid-Banger mit Sophistication]

Dieser Beitrag ist Teil unseres Jahresrückblicks REWIND2021. Alle Artikel findet ihr hier.


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