Lauer (Foto: Nadra Ridgeway)

Wer heutzutage die angesagten Clubs besucht, der hat höchstwahrscheinlich schon mal zu den House-Tracks von Philipp Lauer getanzt. Bekannt wurde Lauer als Teil des Duos Arto Mwambe gemeinsam mit Christian Beißwenger. Lauer und Beißwenger setzten mit ihren Veröffentlichungen auf dem Brontosaurus-Label in der Frankfurter House-Szene der 2000er einen entscheidenden Impuls. Weg vom Minimal, hin zum euphorischen, fluffigen Deep House, der bis heute Live At Robert Johnson prägt. In den 2010ern erregte der kollaborationsfreudige Lauer Aufsehen mit den Tuff City Kids, seinem Projekt mit Gerd Janson, als DJ Speckgürtel, mit DJ Fett Burger und als Black Spuma mit Fabrizio Mammarella. Daneben sind es aber vor allem seine zahlreichen Remixe, mit denen er sich seinen Status erarbeitet hat.

Philipp Lauer wuchs – nebst Zwischenstationen in Mexiko und im Saarland – hauptsächlich auf dem Land, in Kahl am Main, 30 Kilometer von Frankfurt auf und lebte dann lange dort. Durch Glück fand er ein Haus mit Scheune im 12.000-Einwohner*innen-Städtchen Schöneck, auch kaum eine halbe Stunde von Frankfurt entfernt. Zurück auf dem Land lebt er nun seit mehr als zehn Jahren mit Frau und Sohn in der ruhigen Idylle. Beim Gespräch mit unserem Autor Lutz Vössing sitzt Philipp Lauer bei erträglichen 25 Grad und einer leichten Brise mit einem Bier im Garten. Zuvor wurde ein Geburtstagskuchen verspeist; seine Cousine war zu Besuch.


Schöneck

Foto: Rudolf Stricker

Es ist eine ruhige Angelegenheit, hier zu wohnen. Es geht hier darum, dass man nicht so viel zu tun hat und machen kann. Eher nur spazieren gehen – oder halt nicht spazieren gehen. In 20 Minuten bin ich aber auch in Frankfurt an der Konstablerwache. Ich komme hier aus der Gegend. Wenn ich aber aus dem totalen Kaff gekommen wäre, fernab jeder Großstadt, dann wäre ich wahrscheinlich auch aus der Gegend weggezogen in eine größere Stadt. Wahrscheinlich würde ich dann auch in Berlin leben. In der Pandemie-Zeit war das ein Segen, hier auf dem Land zu leben. Die Leute in der Stadt, eingepfercht mit Ausgangssperre – das war ja teilweise wirklich fies, wenn’s dann heiß war im Sommer. Da hatte ich es hier wirklich entspannt. Die Pandemie war für mich quasi wie ein langer Sonntag.

Wald

Foto: Nadra Ridgeway

Wald war hier früher wohl mal mehr. Vor ein paar hundert Jahren vermutlich. Ansonsten sind hier überall Felder. Die Wetterau (Gegend nördlich von Frankfurt am Main, östlich des Taunus und südwestlich des Vogelsbergs, d.Red.) zeichnet sich aus durch viel Landwirtschaft, sie ist leicht hügelig. Ab und zu kommt mal ein kleiner Wald. Wir haben ja auch einen nebenan. Ich gehe während der Pandemie jeden Tag eine Stunde spazieren. Der Wald war eine unserer Hauptstationen, wo wir immer durchmarschiert sind. Buchenwald mit sehr hohen Bäumen. Die Tatsache, dass man nicht verreiste und alles gezwungenermaßen ein bisschen ruhiger angehen musste, hat dann auch dazu geführt, dass man einen klaren Kopf bekam.

Hotel Lauer

Foto: Mirjam Fritzsche/Hanauer Anzeiger

Das Hotel haben meine Eltern damals gegründet, vor 25 Jahren zirka. Mittlerweile wahrscheinlich 28. In Ermangelung einer anderen Bleibe hab ich als Teenager eine Zeit im Hotel gewohnt. So übergangsweise. Meine Mutter betreibt das Hotel nach wie vor und lebt dort auch. Das ist auch der Grund dafür, dass wir hier im selben Ort dieses Haus gefunden haben.

Hohe Straße

Foto: Holger Wüst

Die Hohe Straße ist eine bekannte Fahrradstraße. Die führt von Frankfurt nach Büdingen irgendwo ins Outback hinein. Eine ganz alte Straße, so römermäßig, kann man schon fast sagen. Und da gehen wir auch oft spazieren und fahren Rad. Deswegen komme ich da auch oft vorbei. Ich mache öfter mit dem Junior ‘ne Radtour. Ich bin jetzt aber nicht so Tour-de France-mäßig oder mit Gravel Bike unterwegs.

Haus

Foto: Nadra Ridgeway

Wir sind hier auf einem Hof, den teilen wir uns mit unseren Nachbarn. Wir haben das Haus übernommen von Leuten, die es in den 1990ern aus einem alten Stall gebaut haben. Wir mussten nur noch streichen, alles andere war schon fertig. Wir machen jetzt noch eine Solaranlage aufs Dach. Unsere Nachbarn sind ein älteres Lehrerehepaar. Der Mann spielt Didgeridoo, und die Frau gibt Gesangsunterricht. Die sind sehr tolerante, nette Leute. Und wir haben eine Katze mit dem ausgeflippten Namen Leo. Warum nicht mal ‘nen ungewöhnlichen Namen für eine Katze? 

Studio

In die  Scheune neben dem Haus habe ich mein Studio eingebaut. Das ist quasi nur fünf Meter über den Hof. Da gehe ich dann nach Lust und Laune rein – außer wenn ich Auftragsarbeiten machen muss. Das ist für mich nicht unbedingt ein Arbeitsplatz, ich bin da gerne. Ich versuche aber aus dem Studio zu gehen, bevor ich schlechte Laune kriege. Während der Pandemie habe ich insgesamt mehr Zeit da verbracht, aber während des Homeschoolings hatte ich zum Beispiel kaum Zeit ins Studio zu gehen. Da hatte ich dann auch keinen Bock mehr nachmittags oder abends da hinzugehen. Als es dann wieder weiterging mit der Schule, war ich da eigentlich recht regelmäßig, vormittags und nachmittags.

Bahnhof

Foto: Nadra Ridgeway

Der Bahnhof ist für mich ein Startpunkt für ein neues Abenteuer. Er ist oft der Startort für irgendwelche Reisen, wo ich dann mit meinem Koffer stehe. Er ist jetzt aber keine Augenweide, es gibt nur ein Gleis. Man muss aufpassen, von welcher Seite der Zug kommt und wann man einsteigt. Von dort fahre ich 40 Minuten bis zum Flughafen und flieg’ dann irgendwo hin. Mit den ganzen Business-Pendler*innen sitze ich dann da. Ich hoffe, dass das jetzt bald wieder richtig losgeht.

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