The Paradox (Jeff Mills & Jean-Philippe Dary) (Foto: Jacob Khrist)
Jeff Mills, ein Name der so viel impliziert, dass man weit ausholen müsste, um sein Werk in Gänze zu erfassen und eine Person, die wahrscheinlich keiner großen Vorstellung bedarf. Deswegen sparen wir uns die ausgedehnte Einleitung und kommen direkt zu seinem neusten Projekt. Um in dieses Projekt einzuführen, ist ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit notwendig.
Vor etwas mehr als drei Jahren taten sich besagter Herr aus Detroit und Drummerlegende Tony Allen zusammen. Unter Begleitung des Multiinstrumentalisten Jean-Philippe Dary brachten sie daraufhin die 10″ EP Tomorrow Comes The Harvest auf einem Sublabel des legendären Jazz-Imprints Blue Note Records heraus. Gepaart mit der europaweiten Tour und ausverkauften Konzerten in Philharmonien, diversen Festivals und Konzertsälen war die Dreierkombi schlagartig in aller Munde. Und nicht nur Hörer*innen waren von der Konstellation begeistert. Nachdem Mills und Dary vor jedem Gig durch gemeinsame Improvisation ihr elektronisches Equipment überprüften und sich aufeinander eingroovten, fiel ihnen auf, wie einfach es für sie war, musikalische Synergien zu erzeugen. Neben Tracks, die für deren Tour mit Allen entstanden, war schnell die Idee eines neuen Duos geboren, und innerhalb eines Jahres nahmen sie im Süden Frankreichs eine Menge Musik auf.
The Paradox präsentiert mit Counter Active den ersten von zwei Teilen einer modernen Verschmelzung von purem Talent, kompromissloser Zusammenarbeit und tiefem Musikverständnis. Ein elektronisches Jazzalbum, welches einen durch jeden erdenklichen Raum führt und neue Maßstäbe setzt. Dabei führt uns „Residence”, das dritte von sechs Stücken, Mills Taktgefühl und Fingerfertigkeit an seinem Lieblingsdrumcomputer, der 909, sowie Darys gefühlvollem Spiel an nahezu jedem Tasteninstrument vor Augen. Jedes einzelne Element in diesem Stück trägt alleine genug Feingefühl in sich, um tiefsitzenden Frust zu besänftigen. Jedes dieser Einzelteile würde alleine funktionieren und überlagert zusammengefügt trotzdem nicht die anderen. Demütig lauscht man dem zugleich antreibenden sowie schüchternen Spiel von Mills Hi-Hats und dem rhythmusgebendem Bass. Darys stilvolle Chords lassen einen zugleich tief eintauchen sowie in windige Höhen aufsteigen. Ein Paradebeispiel eines Album, das dem düsteren Corona-Winter einen Hauch von Glanz verleiht.
Hört hier unsere exklusive Premiere von „Residence“:
Counter Active (Axis Records)
01. Super Solid
02. The X Factor
03. Residence
04. Twilight
05. Ultraviolet
06. Residence (Alternative Mix)
Format: Digital / 12” Vinyl
VÖ: Digital via Axis: 29. Januar / Digital worldwide & Vinyl: 05. Februar 2021