Foto: (HADE)
Wenn gediggt wird, dann am liebsten in weiter Ferne. Nicht so HADE: Der Kölner DJ hat sich für sein neuestes Edit-Projekt bei Oye nicht aus unserem Sprachraum herausbewegt und präsentiert mit seinen Oye Edits eine Auswahl von Tracks aus dem deutsch-österreichischen Raum. Es wird ja hüben wie drüben das Wort Disco viel zu oft noch mit K geschrieben. Für die Groove hat HADE nun noch etwas tiefer gediggt und seine zehn Favoriten aus dem deutsch-österreichischen Raum zusammengestellt. Herausgekommen ist ein Querschnitt, der Vierte-Welt-Fantasien mit DDR-Footwork und der niederrheinischen Antwort auf Larry Heard. Und wer presst jetzt die Compilation dazu?
10. Methusalem – Robotism (Ariola, 1980)
Was oder wen hat der kölsche Schlagermogul Jack White aka Horst Nußbaum eigentlich nicht produziert? Verbindet man ihn doch eher mit den „Meisterwerken“ von Tony Marshall, Roberto Blanco und Rex Gildo, hat er hier einfach mal (zusammen mit Ralf Nowy) eine der wahrscheinlich besten deutschen Instrumentalnummern aller Zeiten aus dem Hut gezaubert – ohne dabei auch nur einen Hauch „deutsch“ zu klingen.
9. Love Club – Das Rote Haar (RCA, 1990)
Komische Frage, aber ist das vielleicht die mögliche deutsche Antwort auf Heard’s „Can You Feel It“? Das müsste man vielleicht mal Jens Lissat fragen, der sich hinter dem Pseudonym Love Club verbirgt und in den späten 80ern meine Heimatregion am Niederrhein unsicher machte. Für mich ganz klar mein Sommerhit 2018 irgendwo zwischen den Balearen und Chicago. Und Krefeld.
8. Gee-Whiz – During The Night (Zeus, 1985)
Wirklich viel ist über dieses Album nicht bekannt, welches die Gewinner des Nachwuchswettbewerbs der “Vermittlungsgesellschaft Zeus” zeigt. Außer, dass es sich um “die Besten in Sachen Rock und Pop“ handelt und dass neben vielen Aufnahmen von einigermaßen okayen Rumpelbands auch die Gruppe/Schülerband Gee-Whiz vertreten ist. Letztere liefern ein krudes Boogie-Monster ab – inklusive Seinfeld-Bass, Drum Machines und wahnsinnig ungerade gespieltem Solo der Hornsektion.
7. Reinhard Lakomy – Träume von Asgard (Amiga, 1983)
Wenn man sich mal vorstellt, wie Footwork wohl in der DDR geklungen hätte, zudem noch von einem Komponisten für Jazz, Electronica, Kinderhörspiele und Schlager – dann kommt wohl wahrscheinlich genau das hier raus. Oder eben etwas ganz anderes. Was wohl das ZK zu dieser Platte gesagt hat…
6. Jolly Kunjappu – Sock It (Corona Music Company, 1980)
Okay, ich geb’s zu: Das Release an sich stammt aus der Schweiz aber Jolly ist halt nun mal Deutsch-Inder aus München — von daher kommt der mit rein. Mit 17 Minuten eine der wahrscheinlich längsten Boogie-Nummern, die man so im Clubkontext spielen kann, ohne als „Kunscht“ zu gelten.
5. Tender Aggression – Die Kette (Showup, 2014)
„Schnaddeldaddeldaddeldaddel“ – so hat ein guter Freund erst kürzlich auf sehr treffende Art und Weise diesen Song in einem Wort zusammengefasst. Arpeggio-Basslines, Horn-Stabs und dazu diese Wahnsinns-Vocals – als Titelsong für die deutsche Krimiserie „Die Kette“ war das für 1977 sicher ziemlich „out there“. Fun Fact: Bestehend unter anderem aus Siggi Schwab, Dieter Reith und Ralf Nowy (siehe Robotism), ist Tender Aggression wohl so etwas wie eine deutsche Disco-Supergroup. Fehlt eigentlich nur noch Christian Bruhn…
4. Zeitgeist – Zeit bis Morgen (Intercord, 1983)
Diese Platte habe ich in einer Kiste mit der Aufschrift „Zu Verschenken” auf der Straße gefunden, kurz bevor es zu regnen anfing. Zwischen viel Quatsch fand ich dann unter anderem diese Platte sowie den “Die drei ???” Soundtrack – guter Schnitt für einen Tag. „Zeit bis Morgen“ ist – trotz wahnsinnig schlechter Aufnahme – der eindeutige Gewinner des Albums und seitdem ein fester Klassiker für mich, um ein Set anzufangen.
3. African Project – Apache (Burundi Mix) (Sound Station Records, 1996)
Das Genre Tribal-House ist ja durchaus mit Vorsicht zu genießen, doch Innsbruck’s finest DJ Stefan Egger liefert hier unter seinem Alias „African Project“ einen derart kruden, aber eben auch catchy Stilmix ab, dass die Platte nicht lange in meiner Wantlist blieb. Man liest den Titel richtig, wenn man dahinter den Shadows-Klassiker „Apache“ vermutet – nur eben im rollenden 909-Gewand mit Ethno-Vocals und dem Hauptthema als DX7-Panflöte. Weird.
2. Gerhard Heinz – Isle Of Lesbos (Private Records, 2014)
80s, Schnurrbärte, schmuddelige Pornokinos am Bahnhof – Österreich im Sex Fever! Gerhard Heinz ist wohl ungekrönter Balearicpornodisco-König und hält auch hier für den Soundtrack zum Film „Die Insel Der Tausend Freuden / Sex Fever“ einige Höhepunkte bereit.
1. The Now Generation – African Nightclub (Coloursound Library, 1983)
Das ganze Deutsch/Austro-Joint-Venture-Album von „The Now Generation“ aka Peter Lüdemann und Pit Troja (Tip: “Der Voodoo Mann“) ist eigentlich voller Hits. Wenn ich mich für einen entscheiden müsste, dann entweder „Panama“ oder „African Nightclub“. Percussions for days und ein weiterer Beleg für das Münchener Label Coloursound Library als Holy-Grail-Brutstätte.