Trotz seiner ausgezeichneten Auswahl an analoger Hardware ist Siriusmos Plug-in-Ordner mehr als gut gefüllt. Auch hier zeigt sich die lokale Verwurzelung des Berliners, denn eine zentrale Stellung nehmen die Apps seines langjährigen Kumpels Rico Baade ein, dem Mann hinter Sugar Bytes. Und selbst hier ist eine gewisse nostalgische Färbung erkennbar, denn Friedrich betreibt auch Plug-ins, die lange schon nicht mehr erhältlich sind und nur noch als 32-Bit-Version laufen: „Ich mache ja so schmutzig Musik, dass das überhaupt keine Rolle spielt, ob ich beispielsweise in 16- oder 24-Bit arbeite: Ich benutze vielleicht den rauschenden Amp, diese kranke Mikrofonierung, das ausgeleierte Vinyl-Sample und jenes nicht mehr zeitgemäße Plug-in. Am Ende landet das alles in einer Mischung und ich kann nur hören, ob das passt oder nicht – fertig.“ Und obwohl Plug-ins eine zentrale Rolle in seiner Musik einnehmen, glaubt Friedrich dennoch, spezielle klangliche Qualitäten von Analogsynthesizern hören zu können: „So gut und interessant die Sounds von Plug-ins geworden sind, im Mix ist bei Hardware immer eine hörbare Körperlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit.“ Für ihn gehöre es einfach dazu, dass an richtigen Instrumenten an der Seite eine Holzleiste ist, resümiert er grinsend.

Neben der aufwendigen Harmonik und dem ausgefeilten Sounddesign leben Siriusmos Tracks vor allen Dingen von seinen knackig-rauen Drums. Denn er schafft es, hier eine ideale Balance aus patiniertem Sample-Sound und gleichzeitig einer hohen Kraft zu erzeugen. Sichtlich erfreut, darauf angesprochen zu werden, erläutert er die Entstehungsweise am Beispiel von „Doppelklick“, seiner Kollaboration mit Mr. Oizo: „Ich habe mir mit den Jahren ja eine riesige Library aus Vinyl-Samples erstellt, möchte aber eben nicht, dass die wie ein zum tausendsten Mal gesampletes Break klingen.“ Deshalb verwende er viel Zeit darauf, die Samples so zu schneiden, dass wirklich nur die charakteristischen Soundanteile hörbar sind. Unterstützung im Subbass leistet zusätzlich ein knackiger, tonaler Subkick aus dem Korg MS-50. In Handarbeit erfolgt dann auch das – neuzeitlich unumgängliche – „Sidechaining“, das der Musiker mit einem Kniff erledigt, denn er tue sich mit dem internen Routing dafür in Cubase sehr schwer: „Cubase und Sidechaining sind Feinde oder ich bin einfach zu doof. Seit Jahren mache ich es so, dass ich eine Gruppe aufmache, dort ein Sugar Bytes „Artillery“ reinschmeiße und dann ganz stumpf eine Volume-Automation anlege.“

Überhaupt erscheint der spielerisch-kreative Aspekt der rote Faden in Friedrichs Leben zu sein. Das widerspiegelt sich auch in seinem Studio, das mit lauter Dingen gepflastert ist, die eine emotionale Bedeutung für ihn haben. Kaum verwunderlich also, dass Friedrich – der selber natürlich ein leidenschaftlicher „Digger“ ist – größten Wert darauf legt, dass sein Album auch auf Vinyl erhältlich ist. „Das Ding in der Hand zu halten war für mich immer die Trophäe, die es zu erreichen gilt. Wie will ich denn meiner Mutti meine neue Platte zeigen. Soll ich der ’nen Download-Code geben?!“, sagt der sympathische Musiker lächelnd.

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