Das steht im Gegensatz zu dem, was du vorhin sagtest, dass du die Dinge nicht allzu ernst nehmen wolltest, aber die Musik, die Tracktitel auf dem Album, die Trennung – das ist alles sehr ernst.
Super intensiv, ich weiß. Aber in meinem Kopf wollte ich einfach damit Spaß haben, ehrlicher zu sein. Ich weiß, dass das einen komischen Kontrast aufmacht, einen witzigen DJ-Namen zu haben und dann tiefschürfende und emotionale Titel zu verwenden, aber für mich fühlte sich das einfach richtig an und ich wollte nicht allzu sehr darüber nachdenken. Sondern nur nach meinem Bauchgefühl gehen.
Hat das auch zu diesem rohen Lo-Fi-Sound geführt?
Ja. Ich mochte es immer schon, wenn es etwas staubig und roh klang. Aber ich hatte den starken Drang, etwas Härteres und Roheres zu machen, das nicht so poliert war, weil mein emotionaler Zustand alles andere als geleckt war. Ich bin im Allgemeinen kein großer Rock-Fan, und vielleicht ist das ein schlechtes Beispiel, aber kennst du das, wenn Rock-Sänger ins Mikro schreien und es ergibt sich so eine Art merkwürdige Verzerrung? Das liegt daran, dass das Equipment die Stimme oder das Gefühl nicht bewältigen kann, das ins Mikro geht. So fühle ich auch manchmal, vor allem damals, über meine Musik.
Wie ist dein Hit-Track “U” auf YouTue gelandet?
Ich wollte keine Demos rumschicken oder so, weshalb ich ihn bei Soundcloud postete und am Tag drauf entdeckte, dass er auf diesem YouTube-Kanal [Slav] hochgeladen wurde. Er schrieb mir kurz darauf eine Nachricht und fragte, ob das okay sei, aber zu dem Zeitpunkt hatte er schon ziemlich viele Views und ich dachte mir “Passt schon. Du hättest fragen können, aber ich beschwere mich absolut nicht.” Ich weiß, dass viele denken, dass einige von uns sich Views kaufen, aber es war nur ein Typ, der meinen Track von Soundcloud gerippt hatte und ihn hochlud.
Über die Trennung scheinst du ja hinweg.
Ja…
Stream: DJ Seinfeld – How U Make Me Feel
Wo findest du dann deine Inspiration?
Gar nicht! (lacht) Vorher war ich sehr impulsiv und bin nach meinem Gefühl zu der Zeit gegangen. Aber ich denke, dass das aber bedeutet, dass meine Kreativität abhanden gekommen ist. Das erlaubt mir, mehr über Ideen von meiner Musik nachzudenken, ein bisschen mehr mit den Sounds zu experimentieren vielleicht, die ich gerne benutzen würde. Es hat mich dazu gebracht, die Dinge überlegter anzugehen. Das ist klasse. Lieber so als mit gebrochenem Herzen. Ich hoffe, da kommt etwas Gutes bei rum. Mal sehen.
Bleibt dir zum Produzieren überhaupt noch Zeit? Du bist ziemlich viel auf Tour.
Nicht so viel, wie ich gerne hätte. In den letzten zwei Monaten habe ich so gut wie gar keine Musik gemacht. Das ist schon frustrierend. Aber irgendwie ist das eine Art Tauschgeschäft: je mehr du auflegst, desto weniger Musik machst du selbst. Es ist ein gutes Leben, ich beschwere mich überhaupt nicht, ich muss die Dinge wohl nur besser planen.