Woche für Woche füllen sich die Crates mit neuen Platten. Da die Übersicht behalten zu wollen, wird zum Fulltime-Job. Ein Glück, dass unser Fulltime-Job die Musik ist. Jeden Monat stellt die Groove-Redaktion zur Halbzeit fünf ganz besondere Alben vor, die es unserer Meinung nach wert sind, gehört zu werden. Den Anfang machen im August 2017 Bambooman, F ingers, Hype Williams, Keope und The Marx Trukker – in alphabetischer Reihenfolge, versteht sich.
5. Bambooman – Whispers (Accidental)
Hinter Bambooman verbirgt sich der junge Brite Kirk Barley aus Leeds. Seit 2013 experimentiert der studierte Musikproduzent auf einem Dutzend Releases aus Maxis, EPs und einer Kassette an und mit Soundcollagen, in denen instrumentaler Downtempo und abstrakter HipHop genauso zu hören sind wie Field Recordings und zeitgenössischer Dancetracks. Mit seinem Debütalbum Whispers, das auf dem Accidental-Label von Matthew Herbert erscheint, konserviert Bambooman all seine eklektischen Interessen, inklusive müheloser Beats, Leftfield-Ideen und House-/Techno-Ausflüge, müsste damit eigentlich total retro klingen und entgeht diesem Stempel aber mit Bravour. Don’t call it electronica! (Sebastian Weiß)
4. F ingers – Awkwardly Blissing Outa (Blackest Ever Black)
Das Album Awkwardly Blissing Out, das Samuel Karmel, Carla dal Forno und Tarquin Manek alias F ingers über die letzten zwei Jahre aufgenommen haben, verlangt geradezu die Beschreibung melancholisch. Über den schweren industriellen Sounds, die nur manchmal durch leichte Perkussion aufgelockert werden, schwebt Carla Dal Fornos verträumte Stimme, womit die drei einen tranceähnlichen Zustand erschaffen. Das wirkt zwar schwer, aber nicht erdrückend. Das Album erscheint am 25. August auf dem in Berlin und London angesiedelten Label Blackest Ever Black. (Dominik André)
3. Hype Williams – Rainbow Edition (Big Dada)
Fünf Jahre nach dem offiziellen letzten Album kommt nun Ende August überraschend ein neues Hype Williams-Album. Auch wenn Dean Blunt seitdem alles andere als untätig war und solo (The Redeemer, Black Metal) oder in anderen Konstellationen (BBF Hosted By DJ Escrow) sehr gute Alben veröffentlicht hat – nie klingt er so gleichermaßen catchy wie weird wie zusammen mit Inga Copeland. Auch auf Rainbow Edition gibt es wieder diesen typisch verhangenen Hype-Williams-Sound, windschiefe Streicher über schleppende Rhythmen, computerisierte Stimmen, eingestreute Sprach-Samples, alles klingt alt, vertraut und wie durch einen leicht vergilbten Schleier gehört. Diese zur Schau getragene Erschöpfung in Verbund mit mit den sozialpolitischen Reflektionen (“#Blackcardsmatter”) ist auch 2017 noch total überzeugend. (Thilo Schneider)
2. Keope – Tropicalni (Keope Musik)
Keope ist ein Duo, das aus Toni Bruna und Marcus Rossknecht besteht. Die Aufnahmen zu ihrem Album Tropicalni entstanden letztes Jahr in einem alten Steinbruch in Slowenien unter freien Himmel. Die neun improvisierten Stücke fließen wunderschön zwischen Balearic, kosmischer Musik und Psychedelic und entfalten live – wie unlängst auf dem Sacred Ground-Festival zu hören war – noch mal einen ganz eigenen Sog. Tropicalni erscheint auf dem eigenen Labels des Duos, Keope Musik, eine weitere Veröffentlichung ist für Frank Wiedemanns neues Label Bigamo geplant. (Heiko Hoffmann)
1. The Marx Trukker – Peripheral Whiles (Noorden)
Läuft bei Noorden: Kurz nach der Veröffentlichung der fantastischen Oobo-EP von Ikpathua inklusive zweier fantastischer Machine Woman-Remixes legt das Kölner Imprint ein glänzendes Tape von The Marx Trukker nach. Peripheral Whiles versammelt zehn sanft dahinfließende Electronica-Tracks, die an die Ambient- und Clicks’n’Cuts-Tradition der späten Neunziger andocken, hier und dort die Feinfühligkeit früher Dial-Releases aufleben lassen oder vertrackte Post-Dubstep-Vibes ins Jetzt herüber retten. The Marx Trukker ist allerdings kein Nostalgiker, sondern liefert vielmehr einen detailgespickten Soundtrack für verräucherte Couchwochenden. Das ging und geht immer. (Kristoffer Cornils)