Das Album erscheint unter deinem Alias Maceo Plex. Allerdings klingt es kaum wie deine bisherigen Veröffentlichungen unter dem Namen.
Ja, und es ist ganz bestimmt die persönlichste Musik, die ich bislang gemacht hab – darum habe ich das Album auch nach meinem Sohn benannt. Es ist ein Maceo-Plex-Album geworden, weil das einfach der Name ist, den die meisten Leute kennen. Aber ich arbeite auch gerade an einem weiteren Album als Mariel Ito. Unter diesem Namen hatte ich schon 2005 eine erste EP mit Electro/IDM-Tracks für Modern Love veröffentlicht.

Wie wichtig ist es heutzutage, als Musiker konsistent an einem Sound zu arbeiten?
Ich denke, wenn man erst mal Erfolg hat, ist es nicht so wichtig, dann hat man ja die Freiheit, mehr Dinge auszuprobieren. Aber wenn man dabei ist, sich einen Namen zu machen, ist es schon wichtig, einen wiedererkennbaren Sound zu haben. Ich bin mir sicher, dass ich ein Album, so wie es jetzt klingt, noch vor ein paar Jahren nicht dohätte herausbringen können.

Bei dir gab es zuletzt viele Veränderungen.
Ja und indirekt haben diese Veränderungen auch alle etwas mit Ibiza zu tun. Vergangenes Jahr hatte ich dort zum ersten Mal meine eigene Veranstaltungsreihe Mosaic im Pacha. Das hat viel Spaß gemacht und ich mache das ja dieses Jahr auch wieder, aber am Ende einer Saison hat man dann auch genug von dieser Welt. Ich hab von Juli bis Oktober vergangenes Jahr auf der Insel gelebt, aber am Ende wird es einfach langweilig, dann reicht es auch mit dem ganzen Tech-House und House. Deshalb wollte ich dann erst mal andere Dinge ausprobieren.


Stream: Maceo Plex – Solar Sampler

Warum hast du deine Booking-Agentur gewechselt? Du warst vorher bei einer der größten Agenturen der Welt, William Morris, die auch Rihanna und Depeche Mode vertreten, und bist zu der kleinen Berliner Agentur Backroom gewechselt, deren erfolgreichster DJ Dixon die Firma gerade verlassen hatte.
Ich wollte ganz bewusst mit einer kleineren Agentur zusammenarbeiten, weil ich auch wollte, dass meine Auftritte wieder kleiner werden. Mit William Morris hatte ich ein gutes Verhältnis, aber sie waren nur an Wachstum interessiert. Für mich ist es auch wichtig, auf großen Festivals aufzulegen, aber das geht dann auf Kosten der Clubs. In Ländern wie Holland ist es mitunter gar nicht möglich, in Clubs zu spielen, weil die Festivals einen nur
exklusiv buchen wollen oder die Clubs das Interesse an großen Festival-Acts verlieren. Ich dagegen wollte wieder verstärkt in Clubs auflegen, auch in kleineren, aber das war mit William Morris nicht möglich. Es gibt einige bekannte DJs, die kaum mehr in Clubs spielen. Sie nehmen lieber die 30.000 Euro, die ihnen ein Festival zahlt, als die 5.000 Euro, die ein Club für sie am gleichen Tag ausgeben kann. Wenn ich jetzt zum Beispiel einen gut bezahlten Festivalauftritt in Paris habe, versuche ich, danach in einem kleinen Club in Lyon zu spielen. So verdiene ich deutlich weniger Geld, aber ich bin damit zufriedener.

Meinst du, diese Einstellung hat auch damit zu tun, dass du schon lange auflegst, deinen Durchbruch aber erst hattest, als du schon über 30 warst?
Mit Sicherheit. Wenn man jünger ist, will man schneller Erfolg und man ist leichter beeinflussbar von Managern und Agenten. Die sagen einem dann Sachen wie: „Du musst deine Fanbasis erweitern“, was oft nur bedeutet, dass sie gierig sind und mehr Geld verdienen wollen. Für mich ergibt das keinen Sinn, einfach nur größer und größer werden zu wollen. Wo hört das auf? Ich bin DJ und kein Rockstar. Ich werde nie Dave Gahan von Depeche Mode sein und werde nie eine Arena füllen. Aber mir geht es doch sehr gut.

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