Foto: Jacob Christ (Jeff Mills)
Zuerst erschienen in Groove 155 (Juli/August 2015).
Letztens saß ich auf einem Festival bei einem Dinner mit anderen DJs zusammen und das Gespräch kam auf Jeff Mills. Ich sagte: „Jeff ist der einzige DJ, an dem ich mich messe.” Da hieß es: „Na danke, Dave!” Aber es ist nun mal so, dass Jeff bis heute der einzige Mensch ist, der mich inspiriert hat. Wenn es ihn nicht gäbe, ich würde vielleicht zu niemandem aufschauen. Das erste Mal habe ich ihn im Limelight in New York gesehen. Dort spielten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Underground Resistance, zu dem Zeitpunkt mit Robert Hood als MC, Mike Banks an Drum Machines und Synthesizern und Jeff an den Turntables. Als ich 17, 18 Jahre alt war, wurde mir dann die Ehre zuteil, ihn im Limelight als Resident erleben zu dürfen. Das war zu der Zeit, als er Underground Resistance verließ, Waveform Transmission Vol. 1 schrieb und wirklich Jeff Mills wurde. Viele werden ihn nicht wirklich wahrgenommen und seine Bedeutung für diesen Club erst im Nachhinein verstanden haben. Für mich war es aber so inspirierend, dass ich selbst meiner Mutter mit Geschichten von ihm ein Ohr abgekaut habe.
Er spielte für gewöhnlich drei oder vier Stunden und schmiss die Platten danach auf einen Haufen, der am Ende seines Sets bis zum DJ-Pult hochreichte. Das hat sie übel zerkratzt – wir alle aber dachten, das Knacken würden dazugehören! Damals war Techno neu und aufregend und unsere Ohren nicht geschult. Jeff gelang es, Platten ganz anders klingen zu lassen. Immer wenn ich im Limelight ein Stück erkannte und es dann zu Hause auf den Teller legte, war ich total verdattert: Es klang nie so wie bei ihm. Selbst wenn ihm Schnitzer unterliefen, ließ er sich davon nicht aus der Ruhe bringen und machte sie kurz darauf um das Zehnfache wett. Er ist ein echter Magier, der Risiken eingeht. Für mich ist Jeff aus vielen verschiedenen Gründen ein echtes Vorbild. Er raucht nicht, er trinkt nicht und auf seinem Rider steht nur eine einzige Sache, die er vor Ort haben möchte: eine Dose Cola! Mehr willer nicht trinken. Und du wirst Jeff Mills nie während eines Sets auf Toilette gehen sehen! Über die Zeit haben wir uns angefreundet, mir aber war eine gewisse Distanz immer wichtig. Denn ich will weiterhin als Fan zu ihm aufschauen.