Bjarki entdeckt eine Happy Hardcore-Nummer wieder, Moscoman macht sich an World Acid House und Mall Grab mimt den DJ Sneak der Neuzeit: Zwischen Remixen zu einem Mandingo-Tune und DVS1s Jubiläumsrelease auf dem eigenen Label Hush ist so auch während der sechsten Kalenderwoche noch jede Menge Platz für unschuldigen Spaß, wie er mit Blick aufs Weltgeschehen gerade nicht selbstverständlich scheint. Gar nicht mal so schlecht für einen vernebelten Wintermontag.

5. Bjarki & X-Static – My Inspiration (BBBBBB)

Dass Bjarki wie seine Entdeckerin Nina Kraviz eine Vorliebe für Früh-90er Jungle hat, ist aus seinen DJ-Sets und seinen zahlreichern eigenen Breakbeat-Tracks bekannt, die er in den vergangenen Monaten auf Trip veröffentlicht hatte. Für die erste Katalognummer seines eigenen Labels BBBBBB hat der Isländer nun einen Hardcore-Tune von 1992 lizesniert und neu mastern lassen. X-Statics „My Inspiration“ erschien ursprünglich auf der X-Static EP auf dem damals tonangebenden Happy Hardcore-Label Production House. „My Inspiration“ kommt mit den Genre-üblichen Zutaten: Stadion-Johlen, hochgepitchte Vocal-Samples, überdrehte Rave-Melodien, Breakbeats und einer schlicht perfekten, fiebrigen Bassline. Das macht auch 25 Jahren nach der Erstveröffentlichung noch ordentlich Laune. Bjarki entschlackt auf seinem eigenen Remix den Track etwas, vertraut aber auch weitestgehend auf die Originalspuren.

4. Moscoman – Judah’s Lion (Treisar)

Und noch ein neues Label eines bereits bestens etablierten Produzentens. Der in Berlin lebende Israeli Moscoman war sicher einer der Senkrechtstarter im vergangenen Jahr, mit Disco Halal hat er bereits ein eigenes Label, auf dem er seine Idee einer grenzenlosen Musik umsetzt. Auf Treisar will er nun eine eigene Platte pro Monat verölffentlichen, die erste Katalognummer dieses sportlichen Unternehmens ist Judah’s Lion. Den Track „Dalmar Arbon“ (ein Anagramm für Damon Albarn) gibt es in zwei Ausführungen, das zentrale Stilelement ist eine Stimme, die ziemlich debil vor sich hin sabbelt – was nichts Schlechtes bedeuten soll in einem Track, der sich ansonsten der Moscoman-typischen Stärken besinnt und zum Beispiel auf Akkordeon-Akzente setzt. World Acid House.

3. Mandingo – Universe II Remixes (Rekids)

Mandingo ist das Pseudonym des Detroiter Produzenten Monty Luke, seit zehn Jahren veröffentlicht er auf Labels wie Planet E, Friction oder seinem eigenen Label Black Catalogue. Rekids schiebt nun zwei Remixes von dem 2015 auf der Parallel Universe EP erschienenem Track „Parallel II“ nach. Melchior Productions Ltd und Larry Heard zeigen dabei beide großen Respekt vor dem tollen Original, übernehmen zentrale Aspekte wie das Vocal und die prägnanten Dub Chords, und verschieben die Parameter nur subtil – aber deutlich hörbar – in ihre eigene Richtung. Melchior dabei natürlich elegant und hypnotisch wie immer, Heard setzt dafür eine super einprägsame, upliftende Bassline ein, die das Ganze auf ein neues Stimmungshoch hievt. Prozak für die Ohren.

2. Mall Grab – Pool Party EP (Hot Haus)

Oops, he did it again. Der Australier Mall Grab alias Jordon Alexander ist momentan einfach der Beste, wenn es um den so unverschämten wie effektiven Umgang mit Soul- und Funk-Samples geht, die er gebieterisch einem Gute-Laune-House mit stampfenden Grooves unterwirft. Ein DJ Sneak der Neuzeit sozusagen. Damit ist er ja bei DJ Haus’ Hot Haus Label bestens aufgehoben. „Pool Party Music“ ist dann auch genau das: herrlich unsubtil und auf maximale Dancefloor-Happiness gebürstet. „B_F_O_D_A_A_S_“ und „Catching Feelings“ lassen es etwas gemächlicher angehen und kommen mit HipHop-Vocal-Zitate und verträumten Melodien.

https://www.youtube.com/watch?v=CYhRRgrVufA

1. DVS1 – Hush 20 (Hush)

Der zwischen Minneapolis und Berlin pendelnde Zak Kutoretsky alias DVS1 wird ja durchaus als so etwas wie das gute Gewissen von Techno gesehen, als ein ehrlicher Arbeiter, der Qualität liefert und sich nicht in mediale Aufmerksamkeit generierende Nebenschauplätze verirrt. Und so setzt er auch bei seinen Produktionen auf wenige, aber dafür meist sehr gute Veröffentlichungen. Hush 20 ist nun die erste richtige DVS1 Veröffentlichung seit drei Jahren und gleichzeitig die 20. Katalognummer seines Labels Hush, was mit insgesamt 8 Tracks, verteilt auf einer Doppel-12“ und einer beigelegten 10“ gefeiert wird. Es ist ein sehr gutes Release geworden, das mit krediblen Hits wie „Coding“ oder „The Chase“ überzeugt, aber auch dessen unauffälligere Stücke in sehr vielen Techno-Sets zu hören sein werden. Klassisch und gut.

Vorheriger Artikelmúm
Nächster ArtikelRising Sun