Wie hast du den Mix technisch umgesetzt?
Ich habe an den Edits gearbeitet und habe daraufhin das Set in Ableton gesetzt, damit ich weiß, welche Tempi die Tracks haben. Ein Freund von mir mischte die Edits, ich setzte zum Teil noch eine Kickdrum drauf oder nutzte einen etwas anderen Filter. Dann nahm ich es mit einem CD-Player auf, was ziemlich schnell ging.
Du eröffnest dein Set mit einem Track, ohne den Techno kaum vorstellbar ist, „Technarchy“ von Cybersonik, also von Daniel Bell, John Aquaviva und Richie Hawtin. Die drei entwickeln da einen ravigen, entfesselten Blick auf den Detroit-Sound. Du verwendest das zentrale Riff aber gar nicht, sondern nur einen ätherischen, entrückten Chor, der im Original nur am Schluss auftaucht. Wie bist du darauf gekommen?
2010 hat mich Richie Hawtin gefragt, ob ich nicht Lust hätte, zum Zwanzigjährigen von Plus 8 ein Remix von einem meiner Lieblingstracks des Labels zu machen. Und „Technarchy“ von Cybersonic ist für mich eigentlich DER Plus 8 Track. Es ist zwar schwer, die eine Nummer rauszuziehen. Das ist aber der Track, den ich am längsten besitze, spiele und wahrscheinlich meine erste Plus 8-Platte überhaupt. Ich hatte einen deepen, weichen Mix draus gemacht, weil das Original zu sehr nach EBM und schroff klingt. Ich hatte aber noch zwei weitere Versionen produziert. Das waren allerdings nicht wirklich Remixe: Ich hatte hier nur Parts aus dem Track rausgeschnitten und mit Effekten moduliert. Bis ich diese Version dann wieder hörte und total begeistert war.
Mit „Skynet“ von Infiniti beziehungsweise Juan Atkins gehst du ähnlich um. Aus einem Orchester von Synthesizer-Layern benutzt du ein einziges Element, das ich gar nicht bewusst wahrgenommen habe, dass aber das Eigentümlichste und Unheimlichste im ganzen Stück ist.
Ich mag es immer, den Track runterzupitchen, einfach ein paar Noten tiefer zu gehen. Dadurch wird der Sound ein bisschen weicher und breiter. Natürlich ist das Stück dadurch schwieriger zu spielen, weil es im Club voluminöser klingt, aber genau das gefällt mir. Die Deepchord-Jungs haben damals so ein Package veröffentlicht und mich gefragt, ob ich nicht einen Remix produzieren möchte. Ich arbeitete an meiner Version eine gefühlte Ewigkeit, bis sie mich danach fragten. Ich war in diesem Moment nicht so richtig happy damit. Jetzt, fünf Jahre später, ist der Mix auf der DJ Kicks. (lacht)
Warum hast du deine Meinung geändert?
Ich habe viel Musik, mit der ich, als ich sie fertig gestellt habe, nicht zufrieden war und bei mir auf der Festplatte liegt. Als ich auf der Suche nach Tracks für die DJ Kicks war, bin ich auf diese Version gestoßen. Nach fünf Jahren hatte ich wahrscheinlich die nötige Distanz und fand sie jetzt gut.
Nach dem Garage House von Mystic Bill kehrst du nicht zu etwas Gängigerem zurück, sondern spielst den „War Chant“ des niederländischen Industrial-Acts Psychick Warriors Ov Gaia. Das Stück hat nicht mal eine richtige Bassdrum.
Das war für mich die Schnittstelle zwischen belgischen EBM, New Wave Kram und Techno. Die Nummer ist 15 Minuten lang und ich habe sie auf acht Minuten heruntergebrochen. Das ist ein super Track. Der ist böse, aber trotzdem funky. Und dazu hat er noch so etwas Mystisches.
Neben den Remixen spielst du eine ganze Reihe von Edits. Wie entstehen die in der Regel?
Manchmal sitze ich im Hotel und höre mir Tracks an, bei denen ich denke: „Super Nummer. Aber vielleicht könnte man sie ein bisschen langsamer oder schneller machen. Oder ein wenig pitchen.” Ich spiele oft mit Musik rum und lasse mich von anderer Leute Musik inspirieren, um etwas Neues daraus zu kreieren. Bei „People Move On“ von Push/Pull war das auch so. Das Stück fand ich super sexy, aber zu langsam für meine Sets. Das Original hatte etwa 110 oder 113 bpm. Ich habe das dann ein bisschen angepitcht und runtergetunt bis es schließlich Sinn für mich machte. Vor allem als er anfing, ein bisschen rumzuzappeln. Das sind Dinge, die kann man nicht planen, die passieren zufällig, beim Experimentieren. Ich habe meinen Edit bestimmt zwei Jahre gespielt, immer wieder mal.