Foto: Presse (Chilling The Do)

Kassem Mosse ist für Hardware-House bekannt, Mix Mup für traumwandlerische elektronische Musik zwischen Electro-Grooves und experimentellen Abzweigungen. Gemeinsam treten die beiden nicht nur regelmäßig als MM/KM auf, sondern betreiben zudem ihr etwas verschrobenes Projekt Chilling The Do, welches sie zur diesjährigen Ausgabe des Meakusma Festivals bringen. Flankiert vom Killasan Soundsystem, welches die Wax Treatment-Crew extra ins belgische Eupen transportiert, und vergleichweise Dancefloor-kompatiblen Acts wie rRoxymore oder Ben UFO verbreiten Chilling The Do ihrem Namen entsprechend ein bisschen Chill-Out-Raum-Charme. Ihr vorbereitender Mix für das Meakusma Festival ist dennoch etwas klassischer ausgefallen, wie sie selbst meinen.

 


 

Welchen Stellenwert hat Chilling The Do für euch beide?
CTD ist für uns eine Herzensangelegenheit und ein Lebensstil.

Ihr tretet auch gemeinsam als MM/KM auf. Wo liegen eigentlich die Unterschiede zwischen den jeweiligen Kollaborationen?
CTD ist Musik im offenen Chill-out Kontext, oft ohne Beat und nicht nur unser eigenes Material, sondern eben auch mit DJ-Anleihen. CTD hat sich aus einer gemeinsamen Radiosendung entwickelt, bei der sich gesprochenes Wort und Musik verdichteten, gegenseitig umkreisten, widersprachen oder unterstützten. Der Mix hier zum Beispiel ist insofern eine Ausnahme, als dass es eher ein klassischer DJ-Mix ist und ohne großen Spoken Word-Anteil auskommt. Unsere Praxis als CTD besteht darin, Räume zu bespielen und musikalisch als Gegenpol zum ekstatischen Mainfloor zu setzen, zum Beispiel dadurch, dass man im Clubkontext eine Möglichkeit zum sozialen Austausch schafft, die nicht nur im Schwitzen und Grooven besteht. Unsere Sets können streckenweise ziemlich hypnotisch und abgehangen vor sich hin modulieren und dann wieder mit Akzenten aufblühen. Das Format erlaubt uns einfach mal, lässig Dynamik im Rücklehnzustand auszuschöpfen und zu improvisieren. Oft verlieren sich unsere Fans dann selbst im Raum-Zeit-Kontinuum. Im Gegensatz dazu spielen wir mit MM/KM konsequent live im klassischen Club oder Konzertkontext, eigene Stücke mit loser Vorbereitung und viel Spielraum, inhaltlich alles von Zeitlupenjazz bis 140bpm Techno.

Eure Homepage ist ein bunter Flickenteppich objets trouvés und happy accidents, eure jeweiligen Projektnamen sind beispielsweise durchgehend falsch buchstabiert und statt auf eine Facebook-Seite von euch verlinkt ihr auf Facebook an sich. Bringt ihr damit eine Verweigerungshaltung zum Ausdruck und wenn ja – wogegen eigentlich?
Genau.

Ihr zielt dezidiert den Chill-Out-Raum als Wirkungsort eurer Musik an. Inwiefern passt das in den Kontext des Meakusma Festivals?
Passt sehr gut, da gibt es dezidiert Platz für sowas.

Allgemein ist es nicht eure erste Berührung mit Meakusma, ihr kennt die Veranstalter und Labelmacher schon eine geraume Zeit. Was zeichnet Meakusma für euch aus?
Wir mögen die Crew sehr, denn das sind Leute, die sich wirklich für die von ihnen präsentierte Musik interessieren und begeistern. Da ist ein tiefes und langlebiges Interesse, das sich nicht dem Zeitgeist verschrieben hat und wir pflegen ein ganz ähnliches Verhältnis zur Musik.

Euer Mix vereint Musik von klassischen Dance Music-Acts wie Rick Wilhite über Grenzgänger wie Jimi Tenor bis hin zu Völkerverständigungskonzeptler wie Jon Hassell. Wie seid ihr diesen Mix angegangen?
Wir gehen einfach zum Regal und spielen Sachen, die wir mögen und die für uns zusammenpassen. In dem Mix gibt es eine Bewegung von einem Pol des Interesses zum anderen, aber für uns zumindest ist das alles sehr organisch. Für uns sind die Unterschiede zwischen den von dir genannten Künstlern im Übrigen nicht so groß, die loten alle auf ihre Art Grenzen aus.

 


Stream: Chilling The DoMeakusma Festival 2016 Podcast

01. Jimi Tenor & Impostor Orchestra – Egyptian Waltz (Puu)
02. Ondo Fudd – Blue Dot (TTT)
03. Savant – The Shining Hour (Rvng Intl)
04. Susanne Brokesch – A TV Set On Fire And An Introduction To The Term “Something Is Not Approximately Something Else” Part 1 (Disko B)
05. Lester Bowie – Organic Echo (ECM)
06. Viola Klein – Untitled (Viola Klein)
07. Rick Wilhite – Muzic Gonna Save The World Pt. 1 (Still Music)
08. Coni – Lois & Juno (TTT)
09. Jon Hassell – Empire II (Editions EG)
10. Mix Mup – Pre/Post (Mikrodisko)
11. Busen – Brumm (Atelier)
12. Ndagga Rhythm Force – Lamb Rhythm (Ndagga)
13. Especially Good – Feel Mega (Est. ’83)
14. Leo Anibaldi – Evocation Part II (Future Primitive)
15. Manta – Etra (Where To Now)
16. Helm – Olympic Mess (Beatrice Dillon Remix) (Pan)
17. Space Afrika – Contemplation (Where To Now)
18. Junior Delahaye – Movie Show (Basic Replay)

Meakusma Festival 2016
Groove präsentiert: Meakusma Festival 2016
23. bis 25. September 2016

Line-Up: Roger Robinson & Disrupt Jahtari, Babyfather, Mark Ernestus & Mark Ainley, Thomas Brinkmann, Ben UFO, Marcus Schmickler, Piero Umiliani, Dj Nigga Fox, Rroxymore, Mike Cooper, Toresch, MM/KM (Kassem Mosse & Mix Mup), Substance aka DJ Pete, Nadar Ensemble, Christian Klinkenberg Orchestra plays Terry Riley “In C”, Chris Corsano, Rodrigo Amado, Joe McPhee & Kent Kessler, Leo Kupper, Norberto Lobo Georgia, Tomaga, Al Doum & The Faryds, Fiedel, Eartheater, Yves De Mey, elektro guzzi, Tropa Macaca, Don’t DJ, Ignatz & De Stervende Honden, Karen Gwyer, David Helbich, Silent People, King Fifi, Monochord, Roger 23, Robert Bergman, Chilling The Do, Lord Tang, going, Yann Leguay, Frank Dommert, Volker Zander, ML, ssaliva, resom, Le Cercle des Mallissimalistes, DSR Lines, Hans W Koch & Dirk Specht, Eric Isaacson, Different Fountains, Demand/Schöppner, Mattis, Sova Stroj, Rearview Radio, Phillip Jondo, Daniel[i], Aymeric de Tapol, DJ soFa, Sensu, Hiele, Nosedrip, Izabel Caligiore, Dekeizer b2b Captain Starlight, Joscha Creutzfeldt, Galleur, Runkkari, Caspro, Björn Jauss, TBRCK

Tickets: Dreitagesticket ab 45€, Tagesticket ab 15€

Eupen
Belgien

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Kristoffer Cornils war zwischen Herbst 2015 und Ende 2018 Online-Redakteur der GROOVE. Er betreut den wöchentlichen GROOVE Podcast sowie den monatlichen GROOVE Resident Podcast und schreibt die Kolumne konkrit.