Als verdrogten Death Folk charakterisiert das Label die so unheimliche wie schöne Musik von F ingers aus Australien. In die immer präsente Stille tritt die kühle, aber alles andere als emotionslose Stimme von Carla dal Forno. Dazu kommen ziemlich unverbunden ein paar Synthesizer Töne von Samuel Karmel und ein sich meditativ wiederholender Gitarrenakkord von Tarquin Manek. Auf dem ersten, noch als Fingers Pty Ltd veröffentlichten Album setzte jedes Stück neu an, es gab auch welche mit einer durchlaufenden Bassdrum. Jetzt sind die drei mit ihrem Instrument oder ihrer Stimme klar zuzuordnen. F ingers Methode besteht darin, musikalische Formen so weit wie möglich zu umgehen. Erstaunlicherweise macht sie das nicht unverständlich: Weil die musikalische Darbietung keinen Rahmen hat, meint man, eine Dreiviertelstunde mit ihnen im selben Raum verbracht zu haben. Kälte und Intimität, extreme Distanz und extreme Nähe treffen sehr unmittelbar aufeinander. Man denkt an den meditativen, psychedelischen Rock von Spaceman 3 oder an die Stimme von Nico von Velvet Underground, an die durch Halleffekte erzeugten und manipulierten Klangräume von Panda Bear. Hide Before Dinner handelt von Kindheitserinnerungen. In einem ziemlich unheimlichen Musikvideo geht dal Forno auf Google Maps ihre alten Wege von ihrem Elternhaus zu denen der Kindheitsfreundinnen in einer Einfamilienhaussiedlung in Canberra noch einmal ab. In der extremen Präsenz und gleichzeitigen Unergründlichkeit dieses Blicks liegt die Magie von F ingers.
Stream: F ingers – Tantrum Time