Apropos Namen: Wer oder was fällt dir ein, wenn ich die Namen Techfunkers, Inner Soul und Musicfreaks sage?
Wie bitte? Das hört sich ja gruselig an, aber ich sollte das bestimmt kennen.
Das sind alles Pseudonyme von DJ Duke. Der New Yorker Produzent war doch für die Namensgebung deines Labels und den Head High-Sound recht bedeutend, richtig?
Ich muss ehrlich sagen, ich bin kein richtiger Fan von DJ Duke, eher von seinen Labels und den Sachen, die dort veröffentlicht wurden. DJ Duke war mir schon immer zu poppig und zu spanisch angehaucht, so voll New York eigentlich. Ich mochte immer, wenn der ganze Quatsch weg gelassen wurde, wo es wirklich nur um die Bassdrum ging. Als ich noch im Hardwax war, habe ich auch immer mit DJ Pete geredet und dann ging es oft um diese House-Platten, die so eine Mörder-Bassline und geile Drums drüber hatten – so ein Zwischending aus DJ Duke und Mark Kinchen, wo die 909 exakt eingesetzt wurde, oder Felix Da Housecat oder Roy Davis Jr., der übrigens der Einzige ist, der ein Saxophon verwenden darf (lacht). Was bei mir halt noch dazukommt, sind die Breakbeat-Anleihen, genau diese Mischung, die ich immer richtig gut fand, wo es so ein bisschen ins UK-lastige Hardcore-Ding ging, wie Network Records oder KMS. Und darüber habe ich mit Pete gesprochen, und wenn dann mal so ein Stück kam, dann haben wir immer gesagt: Ja, das ist es, das ist Power House. Und daher kommt auch der Name meines Labels, na klar.
„Home. House. Hardcore“ hast du den Mix genannt. Ich denke, das Home sollte inzwischen bekannt sein. House hatten wir ja soeben….
…lass mich raten: Hardcore?
Unabhängig davon, dass ich jetzt kein Gabber auf Head High-Produktionen höre, aber trotzdem sind das doch zwei wichtige Sachen für dich: Hardcore und Gabber.
Kommt noch, Gabber-House. Es muss immer härter werden zu Schluss (lacht) – und schneller. Alle werden langsamer und ich mach nur noch Gabber-House, so 156 BPM oder so, ganz langsam (lacht). Nee, aber im Ernst, ich war schon Fan, aber Gabber war das damals noch nicht, wir haben es damals Hardcore genannt, so 1994. In England hieß es Breakbeat Hardcore, doch Hardcore war für uns harter Techno. Kannst du dir aber nicht mehr anhören, damals sind wir so drauf abgefahren, Rotterdam Records oder Mokum und wie die Labels alle hießen. Aber das Hardcore-Ding ruft auch die meisten Nostalgiemomente in mir hervor. Wahrscheinlich weil es auch teilweise so absurd ist. Nicht unbedingt billig, aber diese Piano-Geschichten, das Micky-Maus-Gesinge und dann die Breaks drunter – das ist es, was mich kriegt. Obwohl es totaler Quatsch ist, man kann es ja auch nicht mehr spielen heute. Aber diese Musik ist auch für mich eher so innen drin. Ich muss das jetzt nicht spielen oder andauernd kundtun.
Hardcore bringt mich auch wieder zurück zu unserem Anfang: „the death of rave“. So hieß 2013 eine Veranstaltung beim CTM Festival, bei der du im Berghain ein Set gespielt hast, was man dort womöglich nie wieder so gehört hat.
Für mich war das eher ein Oldschool-Techno-Set, aber es war ja auch ein Rave-Abend. Ja, das hat schon echt Spaß gemacht und klasse, da konnte ich mal richtig vom Leder lassen. Aber so etwas kann man in einer normalen Clubnacht auch nicht machen – egal ob Samstagnacht oder Sonntagmittag, da würde man die Fläche leer spielen. An dem Abend habe ich auch drei Stücke von Rotterdam Records gespielt, die Holländer sind ja auch auf so UK Hardcore abgefahren, die hatten früher auch gute Mixe draufgehabt, so mit Breaks aber trotzdem durchbretternd, und immer auch diesen Hang zu diesen Rave-Signs und diese fetten Akkorde.
Viele von den Festivalbesuchern wussten gar nicht wie ihnen geschieht.
Hallelujah (lacht).
Und in derselben Nacht spielte dann noch Andy Stott live – war für ein Kontrast.
Stimmt. Aber der DJ nach mir hat so gekotzt. Der stand da neben mir und war schon ein bisschen fassungslos und meinte nur: Was soll ich jetzt machen? (lacht).
Download: Head High – Groove Podcast 42