Das gleich vorweg: SHXCXCHCXSH haben im letzten Jahr mit ihrem Debüt eines der intensivsten, mystisch anspruchsvollsten und schlichtweg besten Techno-Alben veröffentlicht. Die geheimnisvolle Aura, der Verzicht auf Vokale bei allen Titeln und ihr gesamtes Design – von Artwork über Sound bis hin zum Label Avian – machten einfach so viel Sinn. Ein Jahr später ist fast alles anders: Die Kommunikation ist nicht mehr offensichtlich abstrakt: vollständige Titelnamen, fast die doppelte Anzahl an Tracks, die niemals über sechs Minuten reichen und selbst das Cover verabschiedet sich vom verstohlenen Gothic-Touch. Auch wenn „Drain Of Lord“ zu Beginn diese in Noise-getränkte Härte mit Peitschenschläge bietet, muss Linear S Decoded als ästhetischer Ausbau ihres Klangs verstanden werden. Keine Neuorientierung, aber sagen wir es klassisch, die Rollläden wurden einen Spalt weit geöffnet, um etwas mehr Melodien und narrative Lust in die Düsterwelt der Schweden zu lassen. Exemplarisch stehen dafür die Stücke „This Hmming Raverie“ mit seinem Beinahe-Frohsinn oder der hoffnungsvolle Abschluss „Monolithic Conclusion“. Und hier liegt dann auch schon die Crux: Trotz einiger Neujustierungen ist die LP von SHXCXCHCXSH eine ungeheuer starke Stunde, die zwar Progression zulässt, aber nicht auf Kosten von Identitätsverlusten. Es bleibt düster, hart und verdammt abenteuerlich. So derart schnell mit einem Nachfolger-Album um die Ecke zu kommen, kann auch schief gehen. Das Duo hingegen trotzt den Befürchtungen mit einer überraschend starken Kohärenz. Alles richtig gemacht!
Stream: SHXCXCHCXSH – Linear S Decoded