Ein wenig anachronistisch ist es schon bei schönsten Sommerwetter ein Tricky-Album durchzuhören – dachte ich. Aber Adrian Thaws – der Titel nach Trickys bürgerlichem Namen – hat durchaus Momente, die an so was wie Glücklichsein oder Unbeschwertheit erinnern. „Something In The Way“ mit Francesca Belmonte zum Beispiel, die seit 2008 Leadsängerin auf Tricky-Alben ist, oder das New-Orleans-geprägte „Keep Me In Your Shake“ mit Nneka. Schwül, lasziv waren Tricky-Tracks ja oft, auch wenn die Beats damals so schwer wie ein Tonne Blei am Fuß klebten. Da haben sich einige Gewitterwolken auf Trickys Seele verzogen, könnte man hobbypsychiatrisch anmerken. Adrian Thaws wirkt nahezu luftig. Wie Dean Blunt ohne gelegentlich depressive Angstzustände. Tricky himself intoniert dabei zwischen hinlänglich bekannten dahingenuschelten Spoken Words und befreitem Singsang, der sowohl an Serge Gainsbourg als auch an Gil Scott-Heron erinnert. Seine Gastsängerinnen rappen (Bella Gotti) oder räkeln sich (Francesca Belmonte) ausgiebig dazwischen. Die eigene Vergangenheit bei Massive Attack wird einmal gesampelt („Gangster Chronicles“), ansonsten kann Tricky natürlich seine ihm eigene Zerrissenheit nicht ganz verbergen. Auf „Why Don’t You“ wird zum Beispiel mal ordentlich abgerotzt. Das ist dann fast schon Punkrock. Lustig, dass darauf dann ein völlig relaxter Quasi-Reggae-Tune folgt. Ein weiteres Beispiel für die manische Variation eines Charakters, der nach wie vor zu verblüffen und zu überzeugen weiß. Gutes Album.
Video: Tricky – Sun Down feat. Tirzah