Guti aus Argentinien beziehungsweise Berlin gehört zu den interessantesten Produzenten der Loop-House-Generation der zweiten Hälfte der Nuller Jahre. Mit seinem unerbittlich pushenden Funk und den zielsicher heraus modellierten Basslines sind seine Tracks ultrafunktional. Der nüchterne, tendenziell fantasielose Vibe mancher Künstler dieser Richtung fehlt Guti aber. Seine Musik wirkt bloß so glatt, aber unter der Motorhaube passiert erstaunlich viel. Mit seinen komplizierten Beatpattern, den melodischen Basslines und den zahllosen kleinen Einsprengseln ist sein Clubsound mehr als aufgebohrter Tech-House. Jenseits des streng geführten, rhythmischen Regiments ist Guti extrem frei und einfallsreich. In den poppigen Piano-Figuren und Vocals ist der Einfluss südamerikanischer Musik spürbar. Gutis Tracks haben einen geheimen Motor, den man angesichts ihrer Funktionalität leicht übersieht: Zwischen den flowenden Grooves und den süßlichen Melodien gibt es eine Leerstelle, einen Abgrund. Auf seinem zweiten Album lässt er diese Spannungsformel platzen. Die Grooves sind weg. Guti macht unfassbar viel: Ein Track klingt wie ein Elton John-Stück ohne Vocals. Ein anderes wie eine Komposition von Erik Satie. Manchmal ist Rompecorazones ein wenig jazzig, manchmal soundtrackartig, manchmal triphopig. Erstaunlicherweise fügen sich all diese abseitigen, sich selbst nicht erklärenden Spezialinteressen zu etwas größerem: dem unbeirrbaren, hyperemotionalen Guti-Gefühl. Selbst beim instrumentellen Elton John zweifelt man in keinem Moment, dass ihm das wirklich am Herzen liegt. So gibt es kaum einen anderen Musiker in dieser Generation, der sich mit so viel Leidenschaft und einer so umfassenden Vision von, ja, Musik durch die Clubs des Planeten spielt.
Stream: Guti – Rompecorazones (Teaser)