Die Brüder Martin und Richard Dust stellen zwei Drittel der Formation The Black Dog, Application ist der Name für ihr neustes Projekt. Im Gegensatz zur spontanen Kreativhaltung von The Black Dog haben sie hierfür ein Setting von Regeln installiert, die vom traditionellen japanischen Prinzip des „Itamae“ inspiriert sind, wie es bei der Ausbildung von Sushi-Köchen zur Anwendung kommt. Dahinter steht die Idee, dass in der Beschränkung selbst eine Stärke liegt: Indem man ein exakt definiertes Feld absteckt, kann man sich auf das konzentrieren, was innerhalb dieser Grenzen liegt. Allein zwei Jahre haben die Vorarbeiten für diesen Versuchsaufbau, eben die Definition des Regelwerks, in Anspruch genommen, bevor auch nur ein Knopf im Studio bewegt wurde. Zudem sind sowohl die Bass- als auch die Drumsounds als Basis der zehn Tracks individuell erstellt. Mit der Veröffentlichung von System Fork stellt sich nun die Frage, ob sich der Aufwand gelohnt hat, ob diese Form von Disziplin auch einen hörbaren künstlerischen Mehrwert erzeugt. In jedem Fall ist ein hochgradig kohärentes Album entstanden, dessen Reiz darin besteht, im Rahmen der Stringenz des gewählten Ansatzes die Reibung zwischen Kunstanspruch und Gestaltungswillen produktiv zu nutzen. Was auf den Tonträgern (CD, Vinyl und digital) stellenweise spröde, streng, spartanisch wirkt, kann im Zusammenspiel mit Artwork, Visuals und Videos als Prototyp einer Live-Show einen sinnfälligen Zugang zu dieser fernöstlich gefilterten Minimalmusic herstellen. Das Spannungsmoment liegt in der heiklen Balance der Elemente.
Stream: Application – Sytsem Fork (Snippets)