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ALEXIS TAYLOR Await Barbarians (Domino)

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Diese Ruhe. Await Barbarians, das neue Album von Alexis Taylor, ist vor allem eins: ruhig. Und langsam, sehr langsam sogar. Hier ist alles wie ein hingehauchter Windstoß, ein Rascheln, Flüstern, Wispern. Aller introspektiven Zurückgenommenheit und Entschleunigung zum Trotz bleibt die Fallhöhe groß: Vor zehn Jahren war Taylor als Sänger und Keyboarder von Hot Chip gleichzeitig role model und Symptom der Entdeckung des Produktionszusammenhangs Band als neues Leitbild in den Szenen der elektronischen Musik. Einen Paradigmenwechsel später haben wieder Solokünstler Konjunktur, das Artist-Album ist das Maß der Dinge. Nicht selten offenbart sich aber auf Alben von Musikern, deren Alltag in der Herstellung von Clubkonfektionsware besteht, im Bemühen um Anerkennung als vollwertiger Künstler wenig mehr als ein subkutaner Minderwertigkeitskomplex. Soll heißen: Sie springen – mehr oder weniger locker – unter der selbst aufgelegten Latte durch.

Im Gegensatz dazu kann Alexis Taylor das Format Album wirklich ausfüllen: Der Aufbau ist komplex, wirkt dramaturgisch durchdacht, aber auch idiosynkratisch und nicht bis ins Letzte auflösbar. Bis auf die Streicherparts hat er sämtliche Spuren selbst eingespielt. Erstaunlich, wie viel Nähe Taylor zu seinen Referenzen zulassen kann, ohne sich zu verlieren: „From The Halfway Line“, der erste Song nach dem verbogenen Intro „Lazy Bones“, bestätigt, dass von allen Neil Young-Alben On The Beach momentan das einflussreichste ist. Damit nicht genug: „Without A Crutch 2“, der darauf folgende Titel, beginnt wie „See The Sky About To Rain“ vom selben Album. In den kondensierten Lyrics von „Elvis Has Left The Building“ wird explizit auf weitere Größen der Popgeschichte verwiesen: Dylan, Whitney Houston, Prince. Die Plattenfirma ruft – nicht zu Unrecht – noch Robert Wyatt und Mark Hollis auf. „Dolly and Porter“, das Centerpiece der Platte, verdeutlicht die Bedeutung der Rolle, die Taylor bei Hot Chip spielt. Wie allen guten Songwritern geht ihm der Umgang mit Paradoxien, einer der Konstanten in der Pop-DNA, leicht von der Hand: „The older I get, the younger I seem to be“, singt er auf „Closer To The Elderly“. Neben Reflexionen über Zeitlichkeit finden sich Kostbarkeiten wie die DIY-Klavier-Etüde „Piano Ducks“, auf der Taylor damit verblüfft, 300 Jahre europäischer Musikgeschichte mit dem Witz einer Jazzimprovisation auf zwei Minuten zu raffen, in denen neben Bach, Beethoven und Satie auch Entenstimmen auftauchen. Und diese Ruhe.

 


Video: Alexis TaylorWithout A Crutch (2)

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