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RÜCKSCHAU Institut für Zukunft Opening (Leipzig, 30.4.-3.5.14)

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Gut Ding will Weile haben: Um ganze sechs Monate wurde die Eröffnung des Instituts für Zukunft in Leipzig verschoben, bis am vergangenen ersten Mai-Wochenende erstmals für gleich drei Nächte (und Tage) in der ehemaligen Großmarkthalle im Süden der Stadt, die wegen ihrer markanten Kuppeln Kohlrabizirkus genannt wird, gefeiert werden konnte. Die Wartezeit hat sich gelohnt, soviel steht bereits jetzt fest.

Von vorne: Im Sommer 2013 startete ein bunt gemischter Haufen aus Veranstaltern, DJs, Musikern und Kulturschaffenden eine Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung einer Kirsch Audio-Anlage in ihrem neuen, bald entstehenden Club. An Ideen und Motivation mangelte es ihnen scheinbar kaum, erste Pläne waren bereits geschmiedet und die Bauarbeiten begannen. Nun, einige Monate später, ist Sachsens zweitgrößte Stadt um einen weiteren Club reicher. „Einen richtigen Club“, wie man es von nicht wenigen lokalen und angereisten Besuchern an diesem Wochenende immer wieder zu hören bekommt.

Wie ein solcher Club mit all dem, was dazu gehört (Türpolitik, Einrichtung, Sound, Personal etc.), im besten Falle auszusehen hat, davon hatten die IfZ-Betreiber durch ihre Erfahrungen als Veranstalter in und um Leipzig sowie etliche Gastspiele in anderen Clubs ein ganz genaues Bild. Mit Berliner Institutionen wie dem ://about blank hat das IfZ einen Anspruch gemein, der weit über das Booking hinausgeht. Hier dreht sich alles um den Spagat zwischen Politik und Party, das Feiern mit Geschmack und Haltung. Das IfZ soll genauso Raum für experimentelle Musik, Live-Konzerte, Kunst, Vorträge, Workshops und Performances wie für den Exzess des Wochenendes bieten.

Ein Blick auf den ersten Monats-Flyer (auf dem noch nicht viel von Kulturbetrieb abseits der Partys zu lesen ist) und das Line-up des Eröffnungswochenendes verrät dabei schon viel über eine mögliche zukünftige musikalische Ausrichtung des IfZ. Lokale DJs und Live-Acts, wovon Leipzig dieser Tage bekanntermaßen zahlreiche gute zu bieten hat (siehe etwa unser Leipzig-Spezial in der Groove Nr. 144), treffen auf namhafte Bookings zwischen stilsicherem House und seinen gebrocheneren Spielarten sowie experimentellen bis industriellen Techno.

Letzterer passt auch perfekt in das Ambiente des IfZ-Mainfloors im Keller der Großmarkthalle mit seinem kargen Industriecharme, der Platz für schätzungsweise vierhundert Leute bietet. Alles hier ist auf das nötigste reduziert, keine Gimmicks, kein Glitzer, kein Bullshit. Dafür thront übermannshoch neben dem DJ-Pult und unter spärlicher Beleuchtung die erwähnte Kirsch-Audio-Anlage, die scheinbar jeden Cent wert war und die Grundmauern des Kohlrabizirkusses schon an den ersten Abenden einer gehörigen Standprobe unterzog. Nicht minder gut klingend, dafür aber deutlich kleiner und gemütlicher, geht es auf dem oberen zweiten Floor zu. Natürlich kommen einem spätestens an dieser Stelle Vergleiche zu einem bekannten Berliner Club in den Sinn, doch das kann so schlecht nicht sein.

Ebenso verhält es sich bei der Türpolitik, die nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass das IfZ seine Anlage durch Spenden finanzieren ließ, stark polarisiert. Und so hagelt es auf Facebook und anderswo bereits nach dem ersten Wochenende für den Club und sein Türpersonal relativierende und teilweise beleidigende Kommentare von Besuchern, die am Eingang zum Club wieder ans andere Ende der Schlange geschickt wurden und sich lauthals über die vermeintliche „Diskriminierung“ beschwerten. Doch genau solche Äußerungen machen deutlich, wie wichtig die Arbeit des Türpersonals für einen Club wie das IfZ ist. Alle, die drin waren, bedankten sich hingegen für „den fulminanten Auftakt“ und die „rundum tolle Nacht“, lobten das Personal „von der Garderobe über Bar bis zur Tür“, wünschten „alles Gute und ‘ne glorreiche Zukunft“ oder bezeichnen das IfZ bereits jetzt als ihr „zweites Wohnzimmer“. Ob das an jedem Wochenende so gut besucht sein wird wie beim Opening, wird sich noch zeigen müssen – zu wünschen wäre es den Betreibern. Das Potential dazu hat nicht nur das IfZ selbst, sondern auch Leipzig, das einmal mehr bewies, dass hier gerade subkulturell so einiges passiert.

 


 

Monatsprogramm Mai 2014

 

09.05. Syndikat // Unikat meets Uncanny Valley: Headless Horseman live, Henning Baer, Fabula, Vic Synthetic, Jacob Korn live, Albrecht Wassersleben, Philipp Demankowski

10.05. Perc, Marcel Heese, spaceinvasion, Manamana

16.05. Holger Label Night: Margot, Derek Plaslaiko, Thomas Schreiber, Steffen Bennemann, Käthe

17.05. Dadub live, Imaginary Forces, Casual Violence live, Solaris, Phonatic, out on a limb, MGC MMNT

23.05. Discodromo, Elisabeth, Sevensol, Philipp Melon, Bepero, Lenzian Kowski & Sarah for Sure, FAQ

24.05. Killekill Showcase: Bill Youngman, Alex Cortex, Jay Quentin, fr.JPLA, Westlake & Hayter

30.05. SFV Acid live, Gobby (UNO) live, Teams (UNO), Perm, Qiu

31.05. Plaster live, Felix K, SNTS live, pro ceed, Subkutan b2b N.Akin, Ambigue

 

Institut für Zukunft
An den Tierkliniken 42
04103 Leipzig

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