Ein schönes Konzept hat das neue Album von Andreas Dorau. Er hat sich CDs aus der Bücherhalle am Hühnerposten in Hamburg ausgeliehen. Auswahlkriterium war das Cover. Dann hat er sich thematisch von den Hörbüchern inspirieren lassen und Teile aus den Musik-CDs geloopt und aus diesen dann Songs gebastelt, die er von einer Band hat einspielen lassen. Bis auf den Rhythmus auf „Reden wir von mir“, den er bei Seals „Killer“ geklaut hat, lassen sich die zu Grunde liegenden Loops nicht eindeutig identifizieren. Das einige Rhythmen nach Northern-Soul klingen, dürfte eher der Mitarbeit der Liga der gewöhnlichen Gentlemen – der neuen Band von Carsten „Superpunk“ Friedrichs – geschuldet sein. Von der vollkommenen Abwesenheit von Samples und Elektronik auf dem fertigen Produkt abgesehen, ist alles beim alten: Texte über vermeintlich banale Alltäglichkeiten wie Flaschenpfand und Frauen, die von Sternzeichen besessen sind, verpackt in eingängige Pop-Songs und vorgetragen mit der naiven Stimme Doraus, die mit fast 50 immer noch jungenhaft klingt. Es ist, als hätte der anti-rockistische Sommer von 82 nie aufgehört.
Stream: Andreas Dorau – Aus der Bibliothèque (Preview)