Text: Christoph Braun | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Im Jahr 1998 vollzog Jörg Follert mit dem Album Wunder einen verzaubernden turn in der elektronischen Musik. Warp hatte zuvor mit einigen Veröffentlichungen bereits eine erzählende, weiche, sich selbst komponierende elektronische Musik vorgeschlagen. Die Morr Music-Acts, wo Follert als Wechsel Garland später selbst veröffentlichen sollte, standen schon an. In diesem historischen Kontext erkundet Wunder die Breite von Klang. Hat deepness und herzt dabei auch noch das hörende Ohr. Hörbilder hat Follert erschaffen. Sie setzen sich aus Samples disparater Herkunft zusammen, cheesy Klassik, seriöser Jazz, Soulstimmen formen diese Mosaike. Darüber legt sich ein Weichzeichner-Effekt. Das, worum es gerade geht, steckt zwischen den Teilchen. So handelt es sich bei Wunder bereits um eine Frühform von haunted music. Von Geistern heimgesuchte Collagen. Diese Geister sieht niemand. Dennoch ist klar: Sie grinsen.
Stream: Wunder – How We Are