Mike Huckaby schwärmt in höchsten Tönen von seiner Musik, Omar-S verhalf ihm zum ersten Release, Anthony „Shake“ Shakir vertraut ihm alte Tapes zur Wiederveröffentlichung an und überhaupt steht scheinbar ganz Detroit hinter Kyle Hall, dem vielleicht hoffnungsvollsten Nachwuchstalent, das The D in den vergangen Jahren hervorbrachte. Doch der Welpenschutz ist abgelaufen, ein eigenes Label mit Wild Oats längst gegründet und die Zeit nach zahlreichen Singles reif für den ersten Longplayer. Und schon auf dem Cover zeigt Hall, dass er seine Lektionen bei den Altvorderen der Motor City gelernt hat. Vor einem winterlichen Tristesse-Panorama aus Schneematsch, kahlen Bäumen und aufgestapelten Transportpaletten posiert der Produzent auf einem verwaisten Motorboot, das seine besten Tage ähnlich wie Detroit selbst schon lange hinter sich hat. Der Titel: The Boat Party. Ein Seitenhieb auf die europäische Partykultur zwischen Strand- und Bootspartys? Vielleicht. Mit Sicherheit aber ein zu weiten Strecken mit reichlich Ecken und Kanten ausgestattetes House-Album, das gar erst nicht daran denkt, den Crowdpleaser zu spielen. Stattdessen gibt es electroid-verschachtelte Rhythmen („Flemmenup“), metallig-scheppernden Filtertechno („Dr. Crunch“), entkernt rasselndes Gewummer („Spoof“), digital-verzerrtes Ächzen und Stöhnen („Grungy Gloops“), endlos geloopte Footwork-Streiche („Finnapop“) und ganz am Ende mit „Measure2Measure“ schließlich doch den versöhnlich stimmenden großen House-Hit für die nächste Bootsparty. Ein so eigenwilliges wie grandioses Album.
Stream: KMFH – Measure2Measure (Clip)