Darkstars Wechsel von Kode 9s Label Hyperdub zu Warp symbolisiert nicht zuletzt auch hervorragend den musikalischen Wandel, den sie mit ihrem zweiten Album vollziehen. War das Überraschungsdebüt North zwar schon sehr eigen in seiner popkompatiblen Kombination aus Spieltrieb, Vocals, Synth- sowie Lo-Fi-Sounds und vor allem den großartigen Melodien, ließ es sich aber doch noch irgendwie im Dubstep-Diskurs verorten. Nicht zuletzt wohl auch aufgrund der musikalischen Vergangenheit der Herren Aiden Whalley und James Young, die unter anderem mit Gigs bei den Londoner FWD>>-Nächten auf sich aufmerksam machten. Das Vorab-Release „Timeaway“ des Nachfolge-Albums befriedigte hier vielleicht noch am Ehesten die von North geweckten Erwartungshaltungen. Aber genau diesem Kontext entschwebt das nicht minder tolle Nachfolgewerk News From Nowhere nun vollends in vollkommen eigenständige Sphären, die irgendwo in der Grauzone zwischen Cocteau Twins, James Blake und der entspannteren Seite des Animal Collective zu liegen scheinen. Und beim wunderbar hingehauchten „ – “ kommt sogar eine Prise grandioser Radiohead-Dramatik durch.
Eine illustre Mischung? Mitnichten. Das Album ist voller verspielter Kleinode, die, getragen von den wunderbaren Vocals von James Buttery, elegische Verträumtheit mit polyrhythmischer Vielschichtigkeit und leichtfüßigen Melodien verbinden und dabei zusammengehalten werden von genau jenem Maß zugänglicher Schrulligkeit, die wirklich großartige Musik auszeichnet. Ob es hierbei besonders hilfreich war, dass News From Nowhere eben nicht in der hypegetriebenen Urbanität Londons entstand, sondern in der sanft hügeligen Idylle West Yorkshires, sei mal dahingestellt. Zeitlose Piano-Hop-Balladen, bei denen sich zur offensichtlichen James Blake-Referenz sogar Beatles-Zitate fügen (wie „A Day’s Pay For A Day’s Work“), scheinen dort auf jeden Fall besser aufgehoben. Es kann aber auch genauso daran liegen, dass James Buttery zum ersten Mal als elementarer Bestandteil des (nunmehr) Trios mit am gesamten Album beteiligt war.
Fest steht auf jeden Fall, mit ihrem zweiten Album sind Darkstar nicht nur erwachsener denn je, sondern auch jeglichen Genregrenzen entwachsen und machen nun genauso eigentümliche wie großartig schöne Songs. Wie auch ihre neue Heimat Warp lassen sich Darkstar so gar nicht mehr irgendwelchen Klüngeln zuordnen und sind damit vielleicht genau da angekommen, wo sie schon immer hinwollten.
Stream: Darkstar – News From Nowhere