Kaum ein Produzent hat den Clash-Sound der Jahrtausendwende mit so viel Einsatz und Ideen weiterverfolgt wie Boys Noize. Auf seinem Debüt von 2007, Oi Oi Oi, zeigte er sich als elektronischer Punk, der im Club ein Maximum an Konfusion und Krach erzeugen wollte. Auf Power ließ er den Bedeutungskosmos der Popmusik ineinander krachen. Jetzt ist aus dem ikonoklastischen Rumpelstilzchen ein kühl kalkulierender Zeremonienmeister geworden. Früher erstrahlten die Hooklines nur für ein paar Takte, um dann im Tumult unterzugehen. Heute wird der Resonanzraum, den eine Idee braucht, um ihre Wirkung zu entfalten, genau ausgemessen. Vocoder-Pop, Monster-Trance und dekonstruktivisten Hip-Hop – keinen Standard dessen, was der Mainstream Electro nennt, lässt Boys Noize aus. Jetzt ist nicht mehr jemand wie Otto von Schirach Mentor, sondern eher ein Act wie Daft Punk. Out Of The Black ist ein Masterplan für die großen Festivalbühnen. Was dort aufgehen mag, erzeugt im Albumformat einige Leerstellen.
Video: Boys Noize – Ich R U