Benjamin Brunn beschäftigte sich Anfang seiner Karriere mit Fahrstuhlmusik, wie der Titel sein ersten Albums 1999 hieß. Dass gute Liftmusik eher zum Schweben einlädt als zum Wegdämmern ist sicher kein Geheimnis. Darüber hinaus schätzt Brunn einige andere Qualitäten in Techno, als jene, die auf Pille drei Tage wach halten. Die Euphorie und Substanz von guter elektronischer Musik sollte im günstigsten Fall gesellschaftliche Gegenmodelle aufzeigen. Zwischen alternativen Lebensentwürfen, Design, Abstraktion und künstlerischer Utopie. Seine Liebe zum Schallplatten-Design ließ 2012 ein großes Projekt entstehen: Colour Tracks – die Geschichte der elektronischen Musik in Farben. Jeder neue Track eine andere, farbige Rille. Eine schier wahnsinnige Tat, die natürlich unbeschreiblich gut aussieht. A Sun Life ist dabei vermutlich als Nebenprojekt entstanden und changiert zwischen Songs From The Beehive mit Move D und Oldschool-Techno. Während andere Kollegen bei Smallville oder IRR sich viel mehr dem Groove zuwenden, produziert Brunn weiterhin Ambient und Minimal im Sinne von Jörg Burger oder Gas. Das Mäandern der frischen Tracks wirkt gleichsam ermüdend wie anregend. Der Sound kommt seltsam stoisch und recht schwachbrüstig daher – letzteres könnte aber auch am MP3-Format liegen. Oder ist das nur eine weitere Form, ein bewusstes (Under)-Statement?! Auf jeden Fall verfolgt Brunn hier eine Mission, bei der man ihn nicht stören sollte.
Video: Benjamin Brunn – A Sun Life (YouTube-Playlist)