Der Babba hat es wieder getan. Jahr für Jahr wird von ihm der Sound der jeweiligen Saison auf einem Mix respektive zwei Mixen zusammengefasst, gewissermaßen als Zeitdokument im schnelllebigen Techno-Business. Jedes Jahr also das Vermächtnis eines Sommers, das den Winter über zu verklärten Erinnerungen an verschwommene Balearen-Raves reizt, um im folgenden Frühjahr einen vergessenen Platz in musealen Archiven einzunehmen. Sticker drauf: „Das war Techno 2012“. So flüchtig wie sonst fühlt sich das in diesem Jahr allerdings nicht an. Der Ober-Schamane beschreibt die Welt zwar nach wie vor aus einer vergleichsweise hysterischen Ibiza-Perspektive, seine Selektion zeugt aber zugleich von einem über die Jahre gewachsenen Understatement, das man sich nicht so kurz mal auf einer Berliner Afterhour aneignen kann. Sven Väth, einst Herold einer wahnsinnig gewordenen Techno-Jugend, hat jetzt zur Weisheit gefunden. In einem gewissen Rahmen natürlich.
So zeigt der erste Mix zwar ohne Intro und sonstiges Zierwerk immer noch wo der Techno-Hammer hängt, allerdings wird dabei mit verfeinerten Nuancen zwischen psychoaktivem Flächen-Rave und wuchtig kompromissloser Knüppel-Maschine gearbeitet. Während die ausgestellte Archaik, wie man sie aus Berlins Bunkern kennt, auf Dauer nicht so recht zum sonnenverstrahlten Ibiza-Mystizismus passen will, schafft es Väth immer dann, wenn es gar zu toolig und bollernd gerät, eine Nummer dazwischen zu schieben, die die Struktur aufbricht und hippieske Zerstreuung sät. Ganz groß: die experimentierfreudigen Italiener von Margot und Luke Slater als Planetary Assault Systems.
Zudem verspricht die traditionell introvertiertere zweite Disc ja meist den interessanteren Blick auf die Rückseite des Amnesia-Spiegels, wo der eitle Eifer der Peaktime keine Rolle mehr spielt, sondern sanfte Harmonien und elegante Grooves das Dasein diktieren. Verdammt klar auf den Punkt und geschmackssicher manövriert Väth hier zwischen hypnotischer Percussion (&Me’s größter Track bislang: „Everless“), Dial-Deepness (Lawrence und Roman Fügel, immer schön) und britisch-abstrakter Intelligenz (Four Tets neue Faszination für die gerade Kick) hin zu einem ziemlich perfekten Mix, an dem kaum ein Mangel zu finden ist. Kleinteilig, sexy und angenehm verfrickelt, das hätte man so nicht erwarten müssen. Und so darf der Sound dieses Sommers andauern. Die 13. Saison scheint jedenfalls ein verdammt guter Jahrgang gewesen zu sein.
Stream: Sven Väth – The Sound of the 13th Season (Preview CD1)
Stream: Sven Väth – The Sound of the 13th Season (Preview CD2)