Also doch wieder Electroclash? Nach dem etwas jähen Ende des funkelnden Strohfeuers um die Jahrtausendwende, clasht es in diesen Zeiten elektronischer Bandprojekte wieder aus einer ganzen Reihe von Ecken. So auch das franko-amerikanische Duo Motor, die sich als Vorgruppe für Nitzer Ebb, Depeche Mode und Gary Numan die Sporen verdienten und auf ihrem nunmehr vierten Album mit populären Gastvocals von – wer hätte das gedacht? – Douglas McCarthy, Gary Newman oder eben Martin L. Gore gar nicht mehr so sehr überraschen. EBM, Industrial und Synthesizer-Pop stellen offensichtlich das Koordinatensystem für einen technoiden Sound, der in den besten Momenten nach Nine Inch Nails auf Pille, in den schwächeren nach einem DJ-Hell-Set von vor zwölf Jahren klingt. Was überrascht, ist die Koketterie mit amtlichen Popsongstrukturen, die man von den berserkernden Stadionravern so noch nicht kannte und die ihrer Live-Erfahrung der letzten Jahre geschuldet sein dürfte. Brodelnd-bratzige Bassverläufe, dunkel glühende 80s-Synthesizer und viel Dark Wave für die Atmo. Motor strecken die Hand nach Justice und Co. aus und haben gute Chancen, damit die großen Bühnen zu bespielen.
Stream: Motor – Man Made Machine (Album Mix)