Ganz egal ob nun Einrichtungsbuch, MTV Cribs oder die Groove-eigene Musikzimmer-Serie – der Blick in die Wohnung fremder, wenn auch durch ihre Prominenz scheinbar vertrauter Menschen fasziniert. Welche Spleene lassen sich dort entdecken, wer richtet seine eigenen vier Wände nach strengsten Feng-Shui-Regeln ein und wer hat die meisten, wenigsten oder auch überhaupt keine Platten im Regal stehen? Einen tollen Mittelweg zwischen unterkühlter Inszenierung und echter Reportage haben dabei die Macher des Internet-Projekts Freunde von Freunden gefunden: Auf ihrer Webseite porträtieren sie mittels großformatiger Fotos Menschen in ihrer direkten Lebensumgebung, sei es zu Hause, im Studio, im Apartment oder in deren Kiez. Dazu gehören nicht selten auch Videos und ein Interview rund um die jeweilige Person, ihre Arbeit, ihre Geschichte, ihren Wohnort – und natürlich manchmal auch ihre Inneneinrichtung.
Freunde von Freunden wurde Mitte 2009 gegründet und ging im Herbst des gleichen Jahres online. Mittlerweile umfasst die Webseite auch eine Mixtape-Reihe, unter anderem gemixt von den beiden italienischen Wahlberlinern Discodromo, die wir in der Groove-Ausgabe #134 (Januar/Februar 2012) in der Rubrik „Am Deck“ vorgestellt haben. Außerdem wurde das Interview-Magazin bereits vor einiger Zeit auch zum Buch. Mit Fokus auf Berlin werden darin insgesamt 28 kreativ Schaffende – also alle vom Schauspieler über den Galeristen, Musiker und Fotografen bis hin zum Turnschuhsammler – in ihren Lebens- und oft auch Arbeitsräumen vorgestellt. Zum Beispiel Paul Frick vom Techno-Klassik-Live-Projekt Brandt Brauer Frick, in dessen Wohnung sich nicht nur eine Menge Bücher und CDs stapeln, sondern natürlich auch zahlreiche Instrumente finden. Oder Dennis „Kaos“ Kaun, dessen Grunewalder Wohnung neben einem Skateboard und einem original Jimi Hendrix-Autogramm natürlich auch eine riesige Plattensammlung ziert.
Leider nicht mehr ins Buch geschafft haben es etwa Clubbesitzer und Fotograf Ben De Biel oder der DJ und Robert Johnson-Betreiber Athanassios „Ata“ Macias – wobei Letzterer ja auch nicht in Berlin sondern in Frankfurt wohnt. Auf ihrer Webseite konzentrieren sich die Freunde von Freunden nämlich nicht nur auf die deutsche Hauptstadt, sondern zeigen Wohnungen weltweit. Jedes mal aufs Neue entsteht dabei eine spannende Mischung aus Ästhetik und Intimität, die Lust auf weitere ungewöhnliche Blicke in fremde Zimmer macht.
Das Buch Freunde von Freunden: Berlin gibt es im Shop des Distanz-Verlags zu kaufen.