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PEAKING LIGHTS 936 (Domino)

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Indra Dunis und Aaron Coyes leben als Ehepaar im für seine eisigen Winter berüchtigten US-Bundesstaat Wisconsin. Dennoch kommt kaum eine Beschreibung ihrer gemeinsamen Band Peaking Lights ohne Begriffe aus, die in Wisconsin nur phasenweise anzutreffende klimatische Phänomene beschreiben: Hitze, Sonnenschein, nie endender Spätsommer. Das mag einerseits daran liegen, dass 9 3 6 im vergangenen Frühsommer erschienen ist, zunächst beim fantastischen Psychepop-Label Not Not Fun Records, das sich vornehmlich um die in letzter Zeit rund um L.A. aufblühenden Lofi-Szenen kümmert (und das ein für die Groove-Leserschaft überaus interessantes Sublabel namens 100% Silk betreibt, das wir im vorderen Teil dieser Ausgabe vorstellen). Szenen, mit denen die Peaking Lights zumindest geografisch gar nichts am Hut haben. Und andererseits hängen die Klimametaphern am Fundament dieses Albums, das Peaking Lights von Labelmates wie etwa Maria Minerva oder Psychic Reality unterscheidet – und das ist der Dub. Was in diesem Fall nicht nur als Genre, sondern auch als Aufnahme- oder gar Kulturtechnik zu verstehen ist.

Peaking Lights haben nun bei Domino angeheuert, die – bevor dort Anfang 2012 ein neues Album erscheint – 9 3 6 endlich auch außerhalb der USA zugänglich machen. Was diese Platte auch mehr als verdient hat: Sie ist ein ebenso herzerwärmendes wie bewusstseinserweiterndes Stück musikalischer hauntology, das ein wenig klingt, als hätten Velvet Undergrounds Nico und King Tubby in Brian Wilsons kalifornischer Garage Liebe gemacht. Musikalisch, versteht sich. Und zugleich ist das hier völlig gegenwärtig: Songstruktur und Improvisation stehen händchenhaltend in einem Hallraum, der von psychedelischer Gitarrenarbeit und unterproduzierten Synthesizern erfüllt ist. Alles schwingt in leichtem Delay. Dazu rattern betagte Drumcomputer, und mantrisch kreisen angenehm dominant produzierte Basslines. Indra Dunis bezaubert mit ihrem wunderbar naiv vorgetragenen Gesang. Mindestens genauso charmant: Tracktitel wie „Amazing & Wonderful“ oder „Marshmellow Yellow“. Übrigens alles Hits.

9 3 6 hat diesen krautigen Westküsten-Lofi-Charme, es ist ein bisschen träge und doch so leicht wie das Leben, wie es sich einem wohl darbietet, wenn man bei drückender Hitze in einem roten Cabriolet durchs Central Valley cruist. Natürlich ist das alles hochgradig eklektisch. Aber wenn so die Implosionen klingen, die Simon Reynolds der vom Zitat besessenen Popkultur jüngst in seiner (im Nachhall doch etwas kulturpessimistisch anmutenden) Analyse Retromania diagnostiziert hat – dann bitte mehr davon!

 


Stream: Peaking LightsAmazing And Wonderful

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