Es sei vorweggenommen – das Debütalbum der dänischen Band The Late Great Fitzcarraldos ist eine kleine Sensation. Dass hier weder Kälte noch Schroffheit oder Finsternis regieren, das stellt schon das Cover klar. Die Rückseite zeigt ein Fotomotiv aus der Karibik, samt Palmen und Meer. Was im optischen Erscheinungsbild an Atmosphäre gesetzt wird, löst dann auch der erste Song des Albums, „Steeldrum“ heißt er, nicht nur wegen seines Titels ein. Das Trio aus Kopenhagen liefert ein nahezu perfektes Sommerpop-Album ab. Es ist Popmusik, die sich mit Großbuchstaben schreibt, in der Tradition der großen Entwürfe in den frühen bis mittleren achtziger Jahren. So mag man vielleicht an Post-New-Wave-Bands wie Haircut 100 oder das Fun-Boy-Three-Nachfolgeprojekt The Colourfield denken. Diese Bands von vor knapp dreißig Jahren und die Late Great Fitzcarraldos verbindet ihre Liebe zu klassischem Soul.
Tobias Buch-Andersen, Jacob Funch und Jakob Millung sind drei Mittdreißiger aus Kopenhagen, die sich vor Jahren während ihres Musikstudiums kennengelernt haben. Nach ihren Einflüssen befragt, nennen die drei große Namen wie Otis Redding, Phil Spector, Luther Vandross, Brian Eno, Roy Orbison, die Wailers oder die Beatles. Man wundert sich, dass bei all diesem Namedropping nicht auch der Name Steely Dan fällt. Denn neben all den Referenzen an diverse Soul-Heroen von den Delfonics bis Curtis Mayfield, speziell präsent in den häufig mehrstimmigen und sich immer mal wieder des Falsetts bedienenden Gesangsarrangements, schaut der Geist der zwischen Jazz, Rock, Funk und Soul agierenden Band um Walter Becker und Donald Fagen auf dem Debüt der Late Great Fitzcarraldos immer wieder um die Ecke. Die zehn Songs der drei Dänen sind durchweg sparsam arrangiert, integrales Element sind Gitarre und wohldosiert eingesetzte Tasteninstrumente. Wenn denn mal ein Beat zum Zuge kommt, dann kommt der von einer antiquierten Rhythmusmaschine. Man bleibt ganz entspannt im Schatten und lässt sich den Wind um die Nase wehen. Das Leben kann in der Tat schön sein, so banal das auch ist.
Stream: The Late Great Fitzcarraldos – Afrobilly