Ende Oktober ist Sense für den Plattenladen Dense am Bersarinplatz in Berlin-Friedrichshain. Neun Jahre lang versorgte der gut sortierte Laden seine Kunden mit progressiver elektronischer Musik aller Spielarten. Neben Vinyl und CDs gab es bei Dense auch regelmäßig exklusive Instore-Konzerte zu hören. Dabei traten vielversprechende Produzenten wie die Beatfrickler Teebs oder Illum Sphere (der beim letzten Londoner Boiler Room einen Zwanzig-Minuten-Mix zum Besten gab) auf. Auch mit der eigenen Partyreihe Densehall traten die Besitzer und DJs für Feiern ohne Scheuklappen ein.
Die Gründe für die Schließung erklärte uns Daniel Marius Reisser, einer der Dense-Inhaber, in einem kurzen Interview:
Warum müsst ihr schließen?
Vielerlei Gründe und Überlegungen spielen eine Rolle, weshalb wir zum jetzigen Zeitpunkt die Pforten schließen. Zunächst mal natürlich der wohl naheliegendste Fakt, dass mittlerweile zu wenig Leute gewilllt sind, ihr Taschengeld in zeitgenössische Musik auf physikalischen Tonträgern zu investieren. Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Perspektive – wie wird es in den nächsten Jahren weitergehen? Zwar konnten wir in den vergangenen zwei Jahren Umsatzsteigerungen verzeichnen – aber gleichzeitig ist der Gewinn rückläufig, was an einer massiven Kostensteigerung liegt. Die Einkaufspreise für Neuware steigen seit Jahren permanent – gleichzeitig ist es aber insbesondere durch den massiven Preisdruck auf dem Markt nicht möglich, dies entsprechend an den Kunden weiterzugeben.
Wie schätzt du die Chancen für Plattenläden ein, in Zukunft bestehen zu können?
Das kulturelle Klima ist gerade nicht sonderlich dienlich, dem Geschäftsmodell „Plattenladen” das Überleben zu ermöglichen. Das vielbeschworene Vinyl-Revival ist doch in erster Linie ein nostalgisches Phänomen – abseits aktueller musikalischer Strömungen. Da wird ein großer Teil des Umsatzes mit 180g-Pressungen von 60er/70er-Rock-Reissues und anderen Mainstream-Geschichten gemacht, aber kaum mit aktuellen Themen. Mit Sicherheit ist die Vinylkultur wieder stärker ins Bewußtsein der Leute geraten und ist gerade auch wieder recht schick. Wenn ich mich aber umsehe, dann glaube ich nicht, dass der spezialisierte Indie-Plattenladen in naher Zukunft noch überlebensfähig bleiben kann – es sei denn, er erweitert sein Programm in Richtung Secondhand oder hat gar ein finanzielles Hauptstandbein – wie etwa Kleidung – im Angebot.
Dense war ja nicht nur ein Laden, sondern auch die Basis für Veranstaltungen wie zum Beispiel Densehall. Wird die Reihe in irgendeiner Weise weiterbestehen?
Wir werden in jedem Falle weiterhin Veranstaltungen organisieren und auch als DJs aktiv sein.
Es wird also weiter gefeiert. Und Dense wäre nicht Dense, wenn es zum Schluss nicht nochmal ordentlich krachen würde. Am Samstag, den 15. Oktober geben sich bei Sense Dense über dreißig DJs im berliner Club Chez Jacki die Ehre und verabschieden den Plattenladen im Zwanzig-Minuten-Takt. Ein Abschied weinenden, aber auch lachenden Auges ist damit garantiert.
SENSE DENSE – Die Große Abschiedsgala
Sa, 15.10.2011, ab 23 Uhr
Kid 606
Suzi Wong
Mesak
Barbara Preisinger
Nabo
Nicolas Chevreux
Reece Walker
Marius Reisser
u.v.m.
Chez Jacki
An der Schillingbrücke
10243 Berlin