Zu Tom Thiel sollte man eigentlich nicht mehr viel erzählen müssen. Gemeinsam mit Max Loderbauer hat er als Sun Electric Großtaten vollbracht und dabei mit am Grundsockel für elektronische Musik, wie wir sie heute kennen, gemeißelt. Das ist aber nur einer von vielen Einflüssen, die man auf seinem selbstbetitleten Album auf Shitkatapult hören kann. Bei „Loose Ends“ oder „Sabado“ fühlt man sich an sein Bus-Projekt (gemeinsam mit Daniel Meteo) erinnert, während „STHG“ auch mal auf dem House-Floor vorbeischaut. Und die verhallt rauschenden neun Minuten von „Laissez Faire“ machen durchaus auch GAS-artige Hallräume auf. Klar, einer wie Tom Thiel benötigt keine Schubladen, nur um dadurch greifbarer zu werden. So einer macht einfach Musik. Durch diesen, manchmal vielleicht etwas eigenbrötlerisch anmutendem Eigensinn, mit dem sich die Tracks so gar nicht um aktuelle Genrestandards scheren, klingt das Album manchmal wie aus einer anderen Zeit und könnte dabei genauso auch eine der Elektronikplatten sein, wie es sie Anfang der Neunziger auf Labels wie Warp und R&S gegeben hat. Das mag für die einen nach Anachronismus riechen, kann aber genauso auch einfach als zeitloser Indivpopualismus gehört werden. Kommt wohl ganz auf den Blickwinkel an.