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Mosaik 2014

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Auf eine reine Clubästhetik ist das vor kurzem von Köln nach Berlin umgesiedelte Label Italic schon länger nicht mehr spezialisiert. So veröffentlichte hier mit Coloma im Frühjahr eine Band, die den New-Pop der Achtziger galant ins Hier und Jetzt rettet. Und auch Von Spar, Kölns wagemutige Krautrock-Avantgarde-Truppe, brachte bei Italic jüngst eine EP inklusive Prins-Thomas-Remix heraus. Nun erscheint mit Mosaik 2014 das neue Album des Köln-Düsseldorfer Trios Krepopler. Bereits vor knapp zwei Jahren sollte ein frischer Longplayer veröffentlicht werden. Lepoper wurde nichts daraus, denn die Drei konnten sich nicht auf das Endergebnis einigen, das unbetitlete Werk wird nun wohl für immer im Bandarchiv schlummern. Nicht zuletzt, weil die neuen Krepopler nur partiell etwas mit den Alten gemein haben. Statt auf den Kopf setzten Thomas Klein, Detlef Weinrich und Andreas Reihse heute auf den Bauch. Ein Paradigmenwechsel, dem sie die druckvollste Platte ihrer 15-jährigen Geschichte zu verdanken haben.
Vorbei ist die Zeit, in der sie mit Harfe und Streichern harmonisch auf der Suche nach einem von der Klassik beeinflussten Pop waren, der in Museen ebenso gut funktionieren sollte wie auf Konzertbühnen. Heute will die Band in den Club – und macht zugleich mit energetisch perkussiven Tracks klar, dass Krautrock und Rheinland dank einer langen Traditionslinie fest zusammengehören. Denn Mosaik 2014 klingt, als hätte es der legendäre Produzent Conny Plank seziert. Auch das hypnotische Schlagzeugspiel des Ex-Can-Drummers Jaki Liebezeit hatte Einfluss auf die Arrangements. Sie wurden im vergangenen Jahr in einer Woche ohne Vorlagen, quasi jammend (auch wenn dieser Begriff für eine Band, die fast nie probt und von sich behauptet, fernab des Muckertums zu sein, nicht recht passen mag) eingespielt. Anschließend passierte bis auf kleine, nuancierte Nachbearbeitungen nicht mehr viel, denn die aktuellen Krepopler wollen unverfälscht, treibend und keinesfalls produziert klingen.
Eine der Funktionalität unterstellte Maxime, dank der ihr Album zu schweben scheint. Von einem kosmischen Rhythmuszustand in den nächsten. Oft düster getragen, nur selten von Licht durchflutet. Psychedelischer Pattern-Staub, der unkompliziert mit Krautrock- und Cosmicdisco-Traditionen jongliert. Zuweilen klingen kurz die für Krepopler einst typischen Popmelodien auf, um im nächsten Moment in einem trippigen Loop- und Drum-Universum wie musikalische Sternschnuppen zu verglühen. Allein mit Schlagzeug, MPC, Keyboard, Bass und Synthesizer ist ihnen so eins der besten instrumentalen Elektronikalben jüngeren Datums gelungen, das der Chemie einer Band entsprang. Dass die Band oft mit abstraktem Rhythmus antreibt und manches Hallen im Raum gespenstische Stimmung verbreitet, stört nicht weiter. Denn die Zeiten sind unruhig – und reif für interstellare Science-Fiction-Dancemusic

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