Nach dem rundum gelungenen Popalbum One One veröffentlicht Matthew Herbert nun den mit einiger Spannung erwarteten zweiten Teil der One-Trilogie. Für One Club staffierte der englische Musiker und Produzent mit Faible für Aktionskunst und Musique Concrète das Offenbacher Robert Johnson mit einer Vielzahl von Mikrofonen aus – in der Garderobe, auf der Tanzfläche, in den Toiletten, Gängen, an der Bar oder in der DJ-Kanzel. Aufgenommen wurde zwischen 20 und 22 Uhr, also bevor die Nacht eigentlich startete. Clubmusik, die direkt aus dem Club heraus entsteht – das war die Idee. Keiner der verwendeten Sounds wurde von Matthew Herbert selbst produziert. Der forderte an jenem Abend die Gäste auf, Geräusche zu machen, agierte dabei als Regisseur, der Ideen anbot. Zu hören sind Stimmen, Pfiffe, Klatschen, Gesang, angeblich auch das Klimpern von Schlüsselbünden, Küsse und tanzende Gäste. Man meint, das Klirren der Gläser an der Bar zu hören. One Club ist voll von Geräuschen. Was man allerdings hört, lässt sich in der Regel keiner Quelle zuordnen. Es zischt, kracht, knarzt, schleift, zerrt und poltert auf den zehn Tracks dieses Albums, die übrigens alle nach Leuten benannt sind, die an diesem Abend anwesend waren. In gewisser Weise ist der zumeist schroffe Industrialtechno auf One Club für Matthew Herbert eine Rückkehr zum Sound früherer Projekte wie Wishmountain oder Radio Boy. Die meisten der Stücke stehen für ein sehr abstrahiertes Verständnis von Techno. Zur Gegenständlichkeit eines veritablen Clubbangers lässt sich Matthew Herbert erst gegen Ende des Albums herab: „Marlies Hoeniges“ heißt der große Hit auf One Club. Danke, dass du an jenem Abend da warst, Marlies. Eine euphorisch ausgelassene „Kerstin Basler“ schickt uns schließlich im Gefühl der Einigkeit nach Hause und begleitet uns gar ins Taxi: „We are, we are everything, we are, we are everyone …“
MATTHEW HERBERT One Club (Accidental)
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