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MARCEL DETTMANN Dettmann (Ostgut Ton)

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Marcel Dettmann gehört zu den Residents des Berghains, und ebenso wie Len Faki oder Ben Klock ist er untrennbar mit der Identität des Clubs verbunden. Genau wie der Club das stärkste Technomanifest der Gegenwart darstellt, beharrt Dettmann auf seinem Debütalbum auf die Ausdruckskraft von Techno als Phänomen der Kultur der Gegenwart. Wie dem Berghain als Club gelingt es ihm als Musiker, die Technogeschichte in sich aufzunehmen und dabei doch durch und durch gegenwärtig zu klingen.

D e t t m a n n ist dabei kein Gegenentwurf zu dem, was wir als „Techno“ kennen. Es geht nicht darum, komplexer, abgefahrener, fetter oder brillanter zu klingen. Jenseits aller Distinktionen sollen die Schönheit und die Kraft der Musik möglichst klar und deutlich zum Ausdruck gebracht werden. Die Tracks klingen immer etwas spröder, etwas einfacher, etwas loopiger, etwas kühler, als man es erwarten würde. Eine unprätentiösere, uneitlere Musik ist kaum vorstellbar. Minimalismus erscheint hier nicht als selbst auferlegtes künstlerisches Programm, sondern als etwas, das sich in der jahrelangen Aktivität des Auflegens als das produktivere Prinzip erwiesen hat. Die Tendenz zur Reduktion ergibt sich aus einer Gelassenheit, die eine besondere Konzentration auf die Klänge ermöglicht. Entschieden verweigert sich Dettmann dem Effektbarock vieler aktueller Technoproduktionen. Ihm geht es nicht um geschniegelte Klangoberflächen oder eine optimierte Kompression, die im Club ein Maximum aus dem Track herausholt.

Der Loop ist das maßgebliche künstlerische Prinzip von Dettmanns Musik: Für ihn kann ein Track nur so gut sein, wie der elementare, den Track tragende Loop. Natürlich kann die Suche nach einem guten Loop das Hirn zermartern. Deshalb wird oft versucht, die mangelnde Qualität des Loops durch zusätzliche Klänge zu kompensieren. D e t t m a n n widersetzt sich dieser Logik: In diesen Tracks gibt es nichts Überflüssiges. Nichts nervt, nichts wirkt altbacken. D e t t m a n n entwirft Techno als rohe, spröde, fremdartige Musik. Ständig wird die Neugierde geweckt. Vollständig befriedigt wird sie aber nie. So unprätentiös D e t t m a n n klingt, so viel künstlerisch-weltanschaulicher Masterplan steckt in dem Album: Techno ist nicht nur die Musik, die im Club geiler klingt – vielmehr kommt hier die Philosophie von Techno als klangliche Ausprägung einer zukünftigen, modernen Welt zum Tragen. Aber niemals erstarren diese Gedanken zur Behauptung. Genau wie im Berghain die Musik, die Architektur und die Gestaltung des Clubs ineinander aufgehen, formt hier ein bestimmtes Verständnis der Musik einen Menschen, der wie kaum ein anderer in der Lage ist, diese Musik zu erschaffen.

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